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K.R. Rühmer

Informationen zum Hersteller

Münchner Motorfahrzeuge GmbH       (Vertrieb)

München                                                                                 (1924 - 25)

Maschinenfabrik Dr. ing. Rühmer & Co.

München                                                                                 (1925)

Sport-Industrie GmbH                           (Vertrieb)

München, Sonnenstraße 11                                                      (November 1924 – ca. Juni 1925)

 

Die Marke „K.R.“ kam etwa im November 1924 auf den Motorrad-Markt. Nach den ersten öffentlichen Werbeangaben waren die Motorräder dieser Marke ein Produkt der „Stockdorfer Motorenwerk AG“ und der „Münchner Motorfahrzeuge GmbH“. Ab etwa Juni 1925 hieß es, die Motorräder seien ein Fabrikat der „Maschinenfabrik Dr. ing. Rühmer & Co.“ aus München. Zu letzterer Firma sind leider keine historischen Informationen in den bisher gesichteten Unterlagen zu finden. Möglicherweise handelte es sich hier nur um eine fiktiv angegebene Firma oder sie bestand nur eine sehr kurze Zeit. Möglich wäre, dass die „Stockdorfer Motorenwerk AG“ in finanzielle oder anderweitige Probleme geraten war und Rühmer eine eigene Produktionsfirma für die Herstellung seiner Motorräder entstehen ließ, die aber vermutlich der „Stockdorfer Motorenwerk AG“ angeschlossen war.

Vorgängerprodukte der Marke „K.R.“ waren die „Karü“-Motorräder, die ebenfalls über die Vertriebsgesellschaft „Münchner Motorfahrzeuge GmbH“ angeboten wurden. Produziert wurden diese von der „Stockdorfer Motorenwerk AG“.  (siehe unter SMW)

Die neue Marke „K.R.“ bezeichnete zunächst die im November 1924 neu erschienene Spezialrennmaschine mit BMW-Motor. Als Motorleistung werden hier 8,5 PS angeben, die man aus knapp 500 ccm Hubraum erzielt, was rechnerisch 1,9 Steuer-PS entspricht. Auf Wunsch erhielt man eine Ausführung mit überkomprimiertem Motor, der damit eine Leistung von 12 bis 14 PS abgab. Der modifizierte M2 B15 BMW-Motor ist mit den Zylindern in Fahrtrichtung ausgerichtet und in einem etwas gestreckten, sportlich anmutenden Doppelschleifenrahmen eingebaut. Die Vorderradgabel ist mit einer BMW-ähnliche Blattfederung versehen, nur dass hier zwei seitlich sitzende Federpakete verwendet werden. Über ein separates Schaltgetriebe und Ketten wird die Motorleistung an das Hinterrad übertragen. Das Motorrad besaß zudem einen modernen Hauptständer. Die „S.M.W. Type S I“ wie auch die „K.R.“ wurde neben den kleinen „Karü“ Touren- und Sportmaschinen ab diesem Zeitpunkt von der „Münchner Motorfahrzeuge GmbH“ sowie für das Gebiet München und Umgebung von der Firma „Sport-Industrie GmbH“ vertrieben.

Zum Münchner Motorsporttag am 9. August 1925 in Freimann, ausgetragen vom Motorklub „knatternder Gesell“, findet man Dr. Karl Rühmer mit seinem neuen Eigenfabrikat „K.R.“ in der Nennungsliste. Auch bereits bei der ersten Robert-Batschari-Fahrt, im Juli 1925, nahm unter Nennungen der Firma „Dr. Rühmer“ der Fahrer H. Winkler (München) auf einer 1,9 PS „K.R.“ in der Klasse der Krafträder bis 500 ccm sowie der Fahrer Rappolt (München) auf einer 3,8 PS „K.R.“ in der Klasse der Krafträder bis 1000 ccm Hubraum teil. Rappolt steuert hier anscheinend schon das neuere „K.R.“-Modell.

So bewirbt man Mitte des Jahres 1925 eine weitere imposante Motorradausführung, die „KR 1000 ccm“, bei dem ein wechselgesteuerter 1000 ccm „Weltrekord“-Motor von Motosacoche aus Genf verbaut wurde. Für diesen 18 PS starken Motor musste ein neues Fahrgestell konstruiert werden. Das damalige Fachblatt „Illustrierte Motorzeitung“ beschreibt dieses als einen „nicht gerade formenschönen, durch den verwendeten V-Motor bedingten, oben einmal gekröpften BMW nachgeahmten Rahmen“. Die weitere Ausstattung entsprach ansonsten im Wesentlichen der 500er „K.R.“-Maschine. Das neue Modell wird nicht mehr als Stockdorfer Produkt angegeben, sondern als „Fabrikat der Maschinenfabrik Dr. ing. Rühmer & Co. München“, dessen Alleinvertrieb zunächst die „Münchner Motorfahrzeuge GmbH“ innehatte. Kurze Zeit später übernahm auch die „Sport-Industrie GmbH“ auch den Vertrieb dieser neuen Maschine.

Gegen Ende des Jahres 1925 erlitt Dr. Ing. Karl Rühmer einen Nervenzusammenbruch und seine Firma „Münchner Kraftfahrzeuge GmbH“ geriet in Insolvenz. Der Konkurs über das Vermögen des Unternehmens wurde am 9. Dezember 1925 eröffnet und am 10. Februar 1930 abgeschlossen. Im Folgemonat wurde die GmbH aus dem Handelsregister gelöscht. Während des Konkursverfahrens werden diverse Zubehör- und Ersatzteile in größeren Mengen wie auch ein Motorrahmen und ein reparaturbedürftiges „K.R.“-Motorrad durch den Konkursverwalter Dr. Siegfried Wille veräußert.

Ab circa April 1926 übernahm die neu gegründete Firma „K.R. Kraftradbau Weinbeer & Ritzinger“ zunächst den Verkauf der „K.R.“ Modelle, die vermutlich von der „Stockdorfer Motorenwerk AG“ gefertigt wurden. Der Firmenteilhaber Rudolf Weinbeer stand mit großer Wahrscheinlichkeit mit Karl Rühmers Ehefrau Maria, geborene Weinbeer, in verwandtschaftlichem Verhältnis. Einige fertiggestellte Motorräder mit BMW- und Motosacoche-Motoren wurden ebenfalls direkt von der „Stockdorfer Motorenwerk AG“ noch im Oktober 1926 angeboten und verkauft. Später entwickelte Georg Ritzinger eigene „K.R.“ Modelle. (siehe unter Beschreibung „K.R. Ritzinger“)

 

 

Zur Person Dr. Ing. Karl Rühmer

Karl Eduard Stefan Rühmer wurde am 18. Dezember 1883 in Bayreuth geboren. Von 1889 bis 1893 ging er dort auf die Volksschule und wechselte im folgenden Jahr an die Realschule Weissenburg, später dann nach Kulmbach und Nürnberg, wo er ab 1895 an der Königlich Bayerischen Industrieschule eingeschrieben war und dort erfolgreich die Prüfung zum Abitur absolvierte.

Mit dieser Bildungsgrundlage konnte er 1905 ein Studium an der Technischen Hochschule München beginnen, welches er im Jahr 1911 mit dem Diplom in der Hauptprüfung zum Kulturingenieur abschloss. Das Studium hatte er in den Jahren 1907 bis 1908 für ein freiwilliges Dienstjahr beim 14. Infanterie Regiment in Nürnberg unterbrochen. Angestellt wird er nach dem Studium als Hilfslehrer an der Herzoglich Sächsischen Baugewerkschule in Coburg, an der er bis zum Schuljahr 1913/1914 tätig war. Sein lebenslanges Interesse an den heimischen Fischen und des Fischfangs zeigt sich bereits in dieser Zeit, in dem er über dieses Thema Vorträge hält und 1913 sein erstes Buch „Am Fischwasser“ herausgibt. Vermutlich wegen diesem Engagement zur heimischen Natur bekam Rühmer die im Knopfloch zu tragende „Herzog Carl Eduard-Medaille“ verliehen.

Im November 1913 bestellt Rühmer das Aufgebot zur Eheschließung mit Maria Weinbeer aus Nürnberg. Es ist stark davon auszugehen, dass Maria Weinbeer aus der Familie des Ingenieurs Gregor Weinbeer entstammt.

Am ersten Weltkrieg nahm Karl Rühmer vom 1. August 1914 bis zur Auflösung des Heeres am 31. Dezember 1918 zunächst beim ihm bereits bekannten 14. Infanterie Regiment teil. Bei Luneville in Frankreich wurde er schwer verwundet, so dass er sich anschließend freiwillig zur Luftwaffe als Beobachter meldet. Ab Januar 1917 war er Leutnant der Reserve und als letzter Dienstgrad Oberleutnant der Reserve. Vermutlich wurde er für diesen Beobachterdienst mit dem „Bayerischen Verdienstorden mit Schwertern“ ausgezeichnet, nachdem er bereits zu Beginn des Krieges das Eiserne Kreuz zweiter Klasse verliehen bekam.

Nach dem Krieg arbeitete Rühmer als technischer Referent beim Bayerischen Staatsministerium für Demobilmachung und anschließend um 1920 im Bayerischen Staatsministerium des Innern in der „Abteilung Leder“ der Landesbekleidungsstelle der Minderbemittelten.

Aufgrund von Patenten, die er 1919 der Metallindustrie zum Kauf anbot, wie beispielsweise ein Patent für einen Korkenzieher sowie ein Patent für eine Tabakwickelmaschine, machte Rühmer sich selbständig. Er trat als Teilhaber in das „Technische Büro Burg KG“ in München ein und übernahm dort im Jahr 1921 die Stelle des Prokuristen.

Das „Technische Büro Burg KG“ wurde am 21. Mai 1919 vom Ingenieur Karl Burg aus Krailling als persönlich haftender Gesellschafter in München gegründet. Geschäftszweck des Unternehmens war der Großhandel und die Vertretung elektrotechnischer Artikel. Es hatte seinen Sitz zunächst in der Sendlingerstraße. Man bietet dort unter anderem Drehstrom-Motoren in unterschiedlichen Größen sowie weitere Elektro-Materialien aller Art an. Im Jahr 1920 war die Geschäftsadresse dann die Damenstiftstraße 5. Das Unternehmen wurde zum 1. Juni 1923 umfirmiert in eine offene Handelsgesellschaft als „Technische Vertriebsgesellschaft Burg“. Als Gesellschafter ist hier neben Karl Burg auch Dr. Karl Rühmer eingetragen.

Bereits 1921 wird das Leichtmotorrad „Flink“ über das „Technische Büro Burg“ vertrieben. Dies ist auch das Jahr, in dem Rühmer den Doktor-Titel der technischen Wissenschaft verliehen bekam. Herstellende Firma der „Flink“ war die „Bayerische Flugzeug-Werke AG“ (BFW) in München.

Zum 1. Januar 1922 gründete Rühmer die „Münchener Motorfahrzeuge Dr. ing. Rühmer KG“, vermutlich zusammen mit seinem bisherigen Geschäftspartner Karl Burg, der dort als Prokurist eingetragen war. Man spezialisierte sich bei diesem Unternehmen auf den Großhandel mit Motorfahrzeugen und einschlägigen Artikeln. So wurde der Vertrieb der Flink-Motorräder deswegen auf diese neue Firma übertragen. Den „Flink“-Markenschriftzug ließ man sich in diesem Zuge -sicherlich in Absprache mit der herstellenden BFW- Ende Mai 1922 rechtlich schützen. Bereits zu dieser Zeit trug man auch den Gedanken eigene Motorfahrzeuge wie Automobile und insbesondere Motorräder selbst herzustellen.  

Mit Kommerzienrat Franz Ragaller, dem Eigentümer des Münchener Anwesens Damenstiftstraße 5, gründete Rühmer am 1. April 1922 die offene Handelsgesellschaft „Münchener Heizkesselfabrik Franz Ragaller & Dr.-Ing. Rühmer“ mit Sitz in München. Mit der Umfirmierung im Juli 1923 zur „Münchener Heizkessel- und Metallwarenfabrik vormals Franz Ragaller Aktiengesellschaft“ steigt Karl Rühmer aus diesem Unternehmen aber wieder aus.

Aufgrund seiner „Karü“-Motorrad-Konstruktionen gründet Rühmer zusammen mit Bekannten am 18. Juli 1922 die „Stockdorfer Motoren-Werk AG“ mit Firmensitz in München und wird dort Vorstand und technischer Direktor. Das Stockdorfer Motorenwerk erwarb in diesem Zeitraum den in der Fachwelt unter dem Namen „Bosch-Douglas“ bekannten Benzin-Motor. Dafür erhielten sie von der bisherigen Herstellerfirma „Robert Bosch AG“ die Werkzeuge, die gesamten Vorrichtungen und vor allem das Alleinerzeugungsrecht für den Bosch-Benzin-Motor. Verwendung fand er beispielsweise zum Antrieb von kleinen Lichterzeugungsanlagen und als Antrieb von Hochfrequenzmaschinen für Radiosendeanlagen, insbesondere für solche die leicht transportabel sein sollen. Die Stockdorfer Firma hat es in kurzer Zeit verstanden, diesen für stationäre Zwecke gebauten Motor als Motorradmotor auszubauen und in Serie zu fertigen. 

Unter Federführung von Karl Rühmer werden die „Karü“-Modelle „B I“, „B II“ (Tourenausführung) und „B III“ (Sportausführung) entwickelt. Die Herstellung dieser Motorräder erfolgte durch die „Stockdorfer Motorenwerk AG“. Den Vertrieb der „Karü“-Motorräder übernahm die „Münchener Motorfahrzeuge Dr. ing. Rühmer KG“, die sich hierfür zum 30. August 1922 neu aufstellte. Als Gesellschafter stieg die „Stockdorfer Motorenwerk AG“ mit ein. Als zweiter Gesellschafter war Dr.-Ing. Karl Rühmer angegeben. Die Stelle des Prokuristen übernahm Hans Freiherr von Könitz. Die bisherige Gesellschaftszusammensetzung und auch die Prokura des Karl Burg wurde in diesem Zusammenhang am 02. September gelöscht.

Neben dem Alleinvertrieb der Stockdorfer Produkte war die „Münchener Motorfahrzeuge Dr. ing. Rühmer KG“ ab 22. März 1923 außerdem Vertreter für Produkte der Bayerischen Motoren-Werke. So verkaufte die KG auch deren „Helios“- und „Flink“-Motorräder.

Alle drei Marken werden über den Großhandel der Rühmer`schen Kommanditgesellschaft an Vertriebspartner wie die „Motorrad-Vertrieb Frankfurt a.M.“ oder an die „‘Akrema‘ August Kremer Automobil“ in Mannheim zum Weitervertrieb verkauft. In München waren die genannten Produkte zeitweise über die Firma „Automag mbH“ (Auto- & Maschinenbau Gesellschaft mbH) in der Augustenstraße erhältlich. Die „Helios“ wurde hierbei als „neues B.M.W. Motorrad“ beworben, noch vor der BMW R32. Ende September 1923 schied Dr. Rühmer als persönlich haftender Gesellschafter aus der „Münchener Motorfahrzeuge Dr. ing. Rühmer KG“ aus.

Kurze Zeit später, am 6. Dezember 1923, wird die „Münchner Motorfahrzeuge GmbH“ mit Sitz in München gegründet. Hierzu legt die bisherige „Münchener Motorfahrzeuge Dr.-Ing. Rühmer KG“ in die Gesellschaft sämtliche Rechte aus dem Mietvertrag mit Ingenieur Burg und zudem sämtliche Rechte aus dem Vertretungsvertrag mit der Bayerischen Motorenwerke AG ein. Diese Rechte werden in Summe mit 2 Millionen Mark bewertet. Wer die restlichen 500.000 Mark als Einlage erbracht hatte, ist nicht weiter angegeben. Als Geschäftsführer der neuen GmbH wird Hans Freiherr von Könitz bestellt. Möglicherweise war dieser auch der zweite Gesellschafter. Geschäftszweck der Firma ist weiterhin der Vertrieb von Motorfahrzeugen, deren Zubehör und von Motoren aller Art, sowie die Beteiligung an ähnlichen Unternehmungen. Die vorherige Kommanditgesellschaft wird im April 1924 aufgelöst.

Anfang Mai 1924 verlassen Dr. Ing. Karl Rühmer und Hans Freiherr von Könitz den Vorstand der Stockdorfer Motorenwerk AG. Aus welchen Gründen sich Rühmer aus seiner Vertriebsgesellschaft und aus der Stockdorfer Motoren AG zurückgezogen hat, ist nicht näher ergründbar.

Auf der Badener Fahrt des Bayerischen Automobilklubs nehmen Dr. Rühmer und (vermutlich: Hans) Sandler noch auf 1,9 PS „Karü 2“-Motorrädern teil. Vom selben Klub wurde im 9. November 1924 eine Ballonverfolgungswettbewerb ausgetragen, bei dem Dr. Rühmer und Oberingenieur Steigenberger auf den neuen SMW-Motorrädern in der Starterliste aufgeführt werden.

Etwas später gründete Rühmer zusammen mit Hans Freiherr von Könitz die „Maschinenfabrik Dr. ing. Karl Rühmer & Co.“. Von Könitz wechselt allerdings schon im Juni 1925 in den Vorstand der neu gegründeten „Bayerischen Luftverkehrs Aktiengesellschaft“. Etwas später verlässt von Könitz auch die „Münchner Motorfahrzeuge GmbH“, deren Geschäftsleitung nun Karl Rühmer übernimmt.

Neben den Marken „K.R.“ und „SMW“ findet man nun auch englische Marken wie "Scott“ und "Francis-Barnett“ sowie Beiwagen für jede Motorrad-Type im Programm der „Münchner Motorfahrzeuge GmbH“.

Gegen Ende des Jahres 1925 erleidet Rühmer einen Nervenzusammenbruch wegen Überarbeitung und womöglich auch wegen seiner Schädelverletzung aus dem Krieg. Dies zog das Ende der „Münchner Motorfahrzeuge GmbH“ nach sich, deren Konkursverfahren eingeleitet wurde. Den Verkauf der „K.R.“-Motorräder übernahm das neu gegründete Unternehmen „K.R. Kraftradbau Weinbeer & Ritzinger“.

Durch den Zusammenbruch der „Münchner Motorfahrzeuge GmbH“, an welcher die „Stockdorfer Motorenwerk AG“ beteiligt war, kam auch diese in finanzielle Schwierigkeiten. Jedoch konnten hier die Geschäfte fortgeführt werden.

Dr. Ing. Karl Rühmer verblieb bis 1930 im Ruhestand. Um 1930 besuchte er die Fischereischule in Starnberg und absolvierte diese mit Auszeichnung. Im Anschluss daran war er als öffentlich beeidigter Fischerei-Sachverständiger für den Bezirk Wolfratshausen tätig, als Gerichts-Sachverständiger in Schadensfällen wie auch für Versicherungs-Gesellschaften wie Allianz oder die Bayerische Versicherungsbank. So wurde die Expertise Rühmers beispielsweise in Anspruch genommen, falls Gewässer verunreinigt wurden und die Haftpflichtversicherungen für Schäden aufkommen mussten. Einige Bücher zum Fischereiwesen entstanden in dieser Zeit sowie diverse Wandtafeln zu diesem Thema für Schulen und für den Fischereischutz.

Im Oktober 1932 erscheint sein Werk „Wir wollen frei sein“ im eigenen Germanen-Verlag. Zu dieser Zeit wohnte Rühmer in Ebenhausen bei München. Das Buch mit Gedichten aus dem Ersten Weltkrieg war als Weckruf gedacht im Hinblick auf die deutsche Not und des empfundenen Niedergang Deutschlands. Etwas später werden in seinem Verlag hauptsächlich seine amtlich empfohlenen Lehrmittel im Bereich des Fischereiwesens verlegt. Hierzu zählen Titel wie „Die Süßwasserfische unserer deutschen Heimat“, „Fischfang im Binnenwasser“ von 1932 oder „Fischweid“. Im Jahr 1944 wurde der Verlag von den damaligen Behörden geschlossen. Es wurde Rühmer nahegelegt einen führenden Posten in der NSDAP anzunehmen, was Rühmer aber ablehnte, da er Mitglied des Stahlhelmbundes der Frontsoldaten war. Nach Erlass des Stahlhelmführers Seldte wurde der Stahlhelm-Bund aber der NSDAP unterstellt und die Mitglieder waren aufgerufen sich der NSDAP anzuschließen, der Rühmer Ende Oktober 1934 beitrat. Ein Amt in der Partei hatte Rühmer nach seiner Selbstauskunft aber nicht inne. 

Im Herbst 1933 übernahm Rühmer erneut eine Geschäftsführeraufgabe. Zusammen mit Dr. Hans Freiherr von Steffens leitete er für ein knappes Jahr die geschäftlichen Interessen der Firma „Securitasschraube GmbH“ in München.

Durch die verschiedenen literarischen Tätigkeiten wurde der Reichsführer-SS auf Rühmer aufmerksam und da ein Fischerei-Sachverständiger für die Organisation gebraucht wurde, fragte man Rühmer, ob er haupt- oder ehrenamtlich das Fischereiwesen betreuen wolle. Rühmer sagte zu und durch das Wehrbezirkskommando IV der Luftwaffe wurde 1941 Rühmer der „Deutschen Versuchsanstalt für Ernährung und Verpflegung“ unterstellt. Dort wurde er aufgrund seines bisherigen Rangs bei der Luftwaffe als Sturmbannführer der Reserve in der Waffen-SS übernommen.

Seine Dienststelle hatte Rühmer auf seinen Wunsch in Ebenhausen bei München eingerichtet bekommen, um dort seine eigenen Fischzuchtanlagen weiterführen zu können. Die Hauptaufgaben seiner Tätigkeiten bei der Behörde war, Kriegsversehrte für das Fischereiwesen in einer geplanten Fischereischule auszubilden, Fischerei-Gesetze für den Fischereischutz zu entwerfen und bestehende und neue Fischzuchtanlagen für ihre Bewirtschaftung plantechnisch auszuarbeiten. Zudem war auch die Versorgung von Lazaretten und Mütterheimen mit frischen Fischen Ziel der Aktivitäten dieser Stelle.

Für dieses Studium der fischereilichen Verhältnisse besuchte Rühmer auch das Gebiet des Dnjepr und des Asowschen Meeres in der Ukraine, um die Fischzucht dort zu erkunden und auch Produkte von dort den heimischen Lazaretten zur Verfügung zu stellen.

Eine neue Fischzuchtanlage entstand während dieser Zeit in Unterfahlheim bei Ulm, die unter anderem auch durch Angehörige der Dachauer Strafkompanie der SS und der Polizei angelegt wurde. Auch heute noch tragen diese Anlagen den Namen „Rühmerteiche“. Die dort eingesetzten Strafgefangenen waren hauptsächlich wegen kameradschaftlicher Vergehen verurteilt worden. 

Nach Liquidierung der „Deutschen Versuchsanstalt für Ernährung und Verpflegung“ würde Rühmer zum 1. Februar 1944 gekündigt und abschließend zum Obersturmbannführer der Reserve befördert. Hierauf bat er um Entlassung aus der Waffen-SS, die ihm zum 30. April 1944 gewährt wurde.

Rühmers weiterer Lebensweg nach dem Zweiten Weltkrieg ist nicht näher dokumentiert.

 

(Zusammengestellt von: Helmut Kraus. Juli 2025)

Quellen:

(1)   Münchner neueste Nachrichten, 1919-1927, 1930, 1932

(2)   Illustrierte Motorzeitung, 1925

(3)   Münchener Adressbuch, 1923

(4)   Coburger Zeitung, 1911-1914

(5)   Regierungsblatt für das Herzogtum Coburg, 1913

(6)   Bayerische Handelszeitung, 1898

(7)   Kölnische Zeitung, 1913

(8)   Adressbuch Nürnberg, 1913

(9)   Adressbuch München, 1924-1926

(10) Deutsche Luftfahrer-Zeitschrift, 1915

(11) Hanfland „Der Fahrradhilfsmotor“, 1921

(12) Deutscher Reichsanzeiger, 1921-1922, 1924, 1930, 1933-1934

(13) Der Motorwagen, 1922

(14) Gießener Anzeiger, 1923

(15) Mannheimer General-Anzeiger, 1923

(16) Der Motorfahrer, 1923

(17) Allgemeine Zeitung, 1924

(18) Motor und Sport, 1925

(19) Tägliche Neuerscheinungen, 1932

(20) Börsenblatt für den deutschen Buchhandel, 1934

(21) Vernehmung des Karl Rühmer durch Mr. Larry L. Wolff, 1947


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