K.R. Ritzinger
Informationen zum Hersteller
K.R. Kraftradbau Weinbeer & Ritzinger
München, Schießstättstraße 12, Rückgebäude (April 1926 – mind. bis Juli 1927)
Georg Ritzinger
München, Schießstättstraße 12 (mind. seit Mai 1930 – ca. 1931/1932)
Mindestens seit 1894 betreibt Georg Ritzinger eine Fahrradhandlung in der Münchener Preysingstraße. Er bietet deutsche und englische Fahrräder an und verkauft im Jahr 1899 hauptsächlich Produkte der „Brennabor-Fahrradwerke“. Des Weiteren führt er in einer beheizten und elektrisch beleuchteten Halle in der benachbarten Kellerstraße eine Fahrschule. Infolge von Differenzen mit der Firma „Gebr. Reichstein, Brennabor-Fahrradwerke“ räumt er 1902 durch Ausverkauf zum Selbstkostenpreis sein großes Lager an „Brennabor“-Rädern wegen Aufgabe der Marke. Anschließend wechselt er auf die Fahrrad-Marken „Diamant“ und „Corona“. Für München und Umgebung ist er 1904 Alleinvertreter der „Diamant-Fahrrad-Werke Gebrüder Nevoigt“ aus Reichenbrand-Chemnitz. Im Jahr 1909 offeriert Ritzinger zudem Automobile der Marken „Piccolo“ und „MAF“. Sein Unternehmen besteht hierzu mittlerweile aus einem Verkaufslokal, Garage und Reparaturwerkstatt. Nähmaschinen gehörten ebenso ab ca. 1905 zu seinem Sortiment.
Der Kaufmann Rudolf Weinbeer wohnt um 1925/1926 im vierten Stock der Linprunstraße 62, München. Zusammen mit Therese Uebler ist er seit Mai 1909 Inhaber der Putztücherhandlung und -wäscherei „Weinbeer & Uebler“. Im Dezember des gleichen Jahres übernimmt Weinbeer als alleiniger Inhaber die Firma. Rudolf Weinbeer ist zudem vermutlich verwandt mit Maria Rühmer, geborene Weinbeer, der Frau von Karl Rühmer. (siehe unter K.R. Karl Rühmer) Dieses verwandtschaftliche Verhältnis erklärt den Versuch Rudolf Weinbeers, das Unternehmen von Karl Rühmer nach dessen Nervenzusammenbruch über eine eigene Firma weiterzuführen.
Aus diesem Grund zieht Weinbeer 1926 in das Rückgebäude der Schießstättstraße 12, wo er zusammen mit Georg Ritzinger ein Unternehmen zur Herstellung und Reparatur von Motorrädern gründet. Im April 1926 erscheinen die ersten Inserate in denen der „K.R. Kraftradbau Weinbeer & Ritzinger“ Motorräder der Marke „K.R.“ anbietet. Bei den verwendeten Antriebsmotoren der offerierten Krafträder handelt es sich um den 500 ccm BMW-Motor mit 8,5 PS und um zwei Motosacoche V-Zweizylinder Motoren in den Hubraumklassen von 600 ccm (12 PS) bzw. 1000 ccm (18 PS). Dies entspricht – außer der 600er Version, die anscheinend neu in das Programm aufgenommen wurde – genau dem Umfang der bisherigen „K.R.“-Modelle, die Karl Rühmer vorher im Angebot der „Münchener Motorfahrzeuge GmbH“ bzw. der „Maschinenfabrik Dr. Ing. Rühmer & Co.“ hatte.
Ab ca. Juli 1926 wird der Modellbereich vermutlich auf die 600er Type reduziert, die bis 1928 in den Preistabellen der Fachzeitschriften gelistet wird. Ergänzend zu den eigenen Motorrädern nimmt man Lieferdreiräder der Marke „Universelle“ aus Berlin ins Verkaufsprogramm auf.
Zur Saison 1928 erscheint ein „KR“-Modell mit 500 ccm ohv-Einzylinder-Doppelport-MAG. Die Fahrgestellkonstruktion dieser Maschine besitzt ebenfalls die Doppelrahmenkonstruktion und die bekannte Vorderrad-Blattfederung der 1000 ccm „KR“. Ansprechend ausgeführt ist der neue Satteltank mit spiegelnden Seitenflächen.
Im folgenden Jahr findet man zwei steuerfreie 200er Maschinen in den Preislisten, und zwar eine Ausführung als „Touren-Luxus“ für 835 Reichsmark (RM) und eine „Super-Sport“ für 950 RM. Für das Jahr 1930 war zudem ein „Touren-Luxus“-Modell mit 300 ccm Hubraum zum Verkaufspreis von 935 RM notiert. Erhältlich sind diese drei Typen bis mindestens Januar 1931. Die „Super-Sport“ Ausführung verwendete den neuen 200 ccm ohv-JAP Doppelport-Motor aus England. Die beiden Tourenmodelle sind vermutlich mit seitengesteuerten JAP-Motoren ausgerüstet. Die Parallelogramm-Gabel am Vorderrad dieser drei Modelle wird von der Münchener Firma Standard bezogen. Die Firma wird zu dieser Zeit nur noch als „Georg Ritzinger“ erwähnt. Anscheinend hat Rudolf Weinbeer die Firma zwischenzeitlich verlassen.
(Zusammengestellt von: Helmut Kraus. Juli 2025)
Quellen:
(1) Münchener neueste Nachrichten, 1894, 1899, 1902-1905, 1909, 1923-1927
(2) Adressbuch München, 1910, 1912-1918, 1922-1927, 1932
(3) Motor und Sport, 1927-1928
(4) Der Motorrad-Markt, 1927
(5) Das Motorrad, 1930-1931
(6) Mobiloel Schmierwegweiser, 1929
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