Lassnack
Informationen zum Hersteller
Emil und Gustav Lassnack
München, Nordendstraße 16 (ca. 1922 – ca. Mai 1941)
Lassnack (meist „Laßnack“ geschrieben) war eher kein Motorrad-Produzent im allgemein gebräuchlichen Sinne. Man kannte den Namen Laßnack als Fahrzeughandlung in München oder im Sportbereich hauptsächlich durch den Motorradrennfahrer Emil Laßnack.
Im Rückgebäude der Münchener Leopoldstraße 71 betrieb der Senior Emil Laßnack um 1903 eine mechanische Reparaturwerkstätte. Ab 1907 handelt man dort auch mit Fahrrädern und Nähmaschinen. Die Firmenadressen wechselten nahezu jährlich, ehe man In der Münchener Nordendstraße 16 eine längerfristige Geschäftsadresse findet.
Unter dem Firmennamen „Gebr. Laßnack“ oder auch als „Emil und Gustav Laßnack“ schaltet man ab etwa August 1922 in den Lokalzeitungen erste Kraftfahrzeug-Verkaufsanzeigen. Die beiden Zwillingsbrüder Emil (Junior) und Gustav Laßnack handeln zunächst mit Motorrädern unterschiedlichster Marken, später auch mit Automobilen.
Eigene Motorradkonstruktionen entstehen. Aus einem 3,25 PS Motorrad-Modell der Berliner Firma „Magnet“ von ca. 1905-1907 entwickelt man eine modernisierte Version als Marke „MBW“. Ob die Abkürzung „MBW“ von „Motorenfabrik Magnet GmbH, Berlin-Weißensee“ abgeleitet wurde, ist nur eine äußerst vage Vermutung. Der unveränderte „Magnet“-Rahmen erhält bei dieser Lassnack-Ausführung eine recht außergewöhnlich aussehende Vorderradfederung. Eine horizontal angeordnete Spiralfeder soll die Schwingbewegung der Trapezgabel über einen Umlenkwinkel abdämpfen, was vermutlich aber eine nicht sehr erfolgreiche Konstruktion gewesen sein dürfte. Sehr fortschrittlich ist dagegen die nahezu vollständig ausgeführte Kapselung der Primär- und Sekundärkette. Es ist anzunehmen, dass das auf dem erhaltenen Foto abgebildete „MBW“-Motorrad ein Einzelstück war, welches vermutlich federführend vom Mechaniker Gustav Laßnack entworfen wurde.
Es folgte anschließend noch eine Konstruktion, die unter der Markenbezeichnung „Lassnack“ auf einem weiteren Foto präsentiert wird. Ein robust aussehender Stahlrohrrahmen wurde hier um den zu dieser Zeit beliebten BMW „M2 B15“-Motor entwickelt. Am Vorderrad arbeitet dabei eine seitlich gefederte Parallelogrammgabel. Die Motorleistung überträgt ein separates Getriebe per Keilriemen an das Hinterrad, auf das auch die per Fuß betätigte Klotzbremse wirkt. Der Kraftstofftank scheint eine zweigeteilte Ausführung zu sein, welcher zudem das obere Rahmenrohr abdeckt und die Gestaltung modern und glattflächig erscheinen lässt. Auch dieses Modell dürfte nur eine Einzelanfertigung gewesen zu sein, da hierzu keinerlei Werbung oder Verkaufsanzeigen aufzufinden sind.
Etwa im Jahr 1925 stieg Emil Laßnack in den Motorrad-Rennsport ein. Bei der Weyarner Bergfahrt im August siegte Emil Laßnack auf einer NSU in der Klasse bis 1000 ccm Hubraum. Zum Motorradrennen in Aibling im November des gleichen Jahres steht Laßnack ebenfalls in der Nennungsliste. Auch Gustav Laßnack nahm ab und zu bei Tourenveranstaltungen teil.
Zu Weihnachten 1925 werden über die Fahrzeughandlung der Laßnacks die ersten Motorräder der Marke „Schüttoff“ als „erste Qualität“ in den Werbeanzeigen angeboten. Es waren dies Modelle mit Hubräumen von 250 ccm und 350 ccm in Touren- und Sport-Ausführungen. Auch eine „rassige Hochleistungsmaschine“ mit Doppelport-Motor war gelistet. Die Gebrüder Laßnack übernahmen zu dieser Zeit die Münchener Generalvertretung dieser erstklassigen Motorradmarke aus Chemnitz.
So ist es selbstverständlich, dass die Brüder in den sportlichen Wettbewerben fortan ausschließlich mit Schüttoff-Motorräder antreten. Im Jahr 1926 war dies der Fall:
- im Februar zur Winterfahrt Garmisch-Partenkirchen, bei welcher der Fahrer Kampmüller durch die Schüttoff-Vertretung Laßnack zum Rennen genannt wurde.
- im Juli bei der 3. Samerbergfahrt. Hier erreichte Emil Laßnack in der Klasse bis 350 ccm den vierten Platz.
- am 8. August beim 2. Ratisbona-Bergrennen in Kehlheim. Auch hier fuhr Emil Laßnack in der Klasse bis 350 ccm auf den vierten Platz.
- am 22. August in Neumarkt / Oberpfalz bei der Bayerischen DMV-Berg-Meisterschaft und Klubmeisterschaft des „Knatternden Gesell“, bei dem Emil Laßnack Klubmitglied war. Laßnack wurde hier Klassenmeister bei den Junioren in der Kategorie bis 350 ccm Hubraum und somit auch Bayerischer Bergmeister 1926 der Klasse bis 350 ccm.
- beim Salzbergrennen am 5. September, bei dem Emil Laßnack in der Junioren-Klasse bis 350 ccm siegte.
- bei der Klubwettfahrt des „Knatternden Gesell“ am 11. November von Weilheim zum Böbinger Berg über Murnau, Schlehdorf, Kochel, Heilbrunn, Tölz und zurück nach Weilheim. Hier erreichte Laßnack den zweiten Platz der Gesamtwertung.
Am 18. September 1926 stirbt Gustav Laßnack infolge eines Unglücksfalls im Alter von nur 28 Jahren. „Unvergessen bleibt sein treues Schaffen“, heißt es in der Traueranzeige. Er wird im Schwabinger neuen nördlichen Friedhof beigesetzt. Gustav Laßnack litt offensichtlich seit früher Kindheit an einer Wirbelsäulenverkrümmung.
Die Motorradhandlung und Schüttoff-Vertretung führt Emil Laßnack unter Beibehaltung der bisherigen Firmenbezeichnung weiter.
Sportlich beteiligte sich Emil Laßnack auf Schüttoff Motorrädern bis Anfang 1929 bei vielen bekannten Rennen im süddeutschen und österreichischen Raum.
- Bei den Tölzer Motorsporttagen am Ostermontag, dem 18. April 1927, siegte er beim Bergrennen in der kleinen Seitenwagenklasse bis 350 ccm Hubraum.
- Bei den 5. Bayerischen Bergmeisterschaften in Weilheim am 24. Juli 1927 erreicht Laßnack nach einem Sturz noch den fünften Platz in der Klasse bis 350 ccm.
- Beim Ratisbona Bergrennen bei Kehlheim im August 1927 findet man ihn in der Nennungsliste.
- Zwei Wochen später erreicht er beim Salzbergrennen in der Klasse bis 350 ccm den vierten Platz.
- Und auch beim Schäftlarner Bergrennen im September 1927 wird Laßnack in der Klasse bis 350 ccm genannt.
Man übernimmt Mitte 1928 zusätzlich die Generalvertretung für amerikanische Henderson und Super-X (Excelsior) Motorräder. Sportlich tritt Emil Laßnack mit einer Henderson beim Kesselberg-Rennen im Juni 1930 in Erscheinung, an dem er in der Hubraumklasse über 600 ccm mit Seitenwagen teilnahm.
Ein Jahr später entsteht eine NSU-Verkaufsstelle über die Firma „E & G. Laßnack“. Auch die von Max Vorbauer (siehe unter „Europa“) aus England importierten Motorradmodelle der Marken Coventry-Eagle und New Imperial können über die Fahrzeughandlung von Emil Laßnack in der Nordendstraße erworben werden. Im weiteren Verlauf des Jahres werden zudem englische Einbaumotoren der Marken JAP, Villiers und Blackburne angeboten, sowie die mit solchen Motoren ausgestatteten Mammut-Motorräder aus Nürnberg. Im November übernahm man die Vertretung der großen englischen Marke BSA.
Des Weiteren wurden Nestoria-Lieferwagen aus Nürnberg im Jahr 1931 von Laßnack verkauft und konnten dort auch im geschäftsinternen Kundendienst gewartet werden, ab Mai war dies ebenfalls für Modelle der Marke D-Rad möglich. Neben der Generalvertretung der amerikanischen Henderson Motorräder, war man im Jahr 1932 auch lokale Vertretung für Hercules-, DKW-Schüttoff- und NSU-Motorräder.
Mitte Mai 1941 firmiert man um in „Emil Laßnack“ mit dem Unternehmenszweck des Handels von neuen und gebrauchten Kraftfahrzeugen aller Art sowie dem Handel mit Fahrrädern. Neue Firmenadresse war nun die Baaderstraße 2. Alleiniger Firmeninhaber war weiterhin Emil Laßnack.
Nach dem Zweiten Weltkrieg vertrat man dann als Kraftfahrzeughandlung „Lassnack KG“ Motorradmarken wie Jawa, Horex, Bücker und Hecker.
(Zusammengestellt von: Helmut Kraus. Juli 2025)
Quellen:
(1) Münchner neueste Nachrichten, 1922-1923, 1925-1932
(2) Adressbuch München, 1903-1932
(3) Allgemeine Zeitung, 1926
(4) Deutscher Reichsanzeiger, 1941
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