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Entwicklung der „Sonderbekleidung“ für Motorradfahrer

Die Sonderbekleidung für Kraftfahrer als lederne Schutzbekleidung wurde 1907 zunächst für Kraftwagenfahrer eingeführt. Der Schnitt der Jacke sollte dem der zweireihigen Litewka entsprechen. Bei Einführung der Sonderbekleidung hatte die Jacke 2 Knopfleisten mit je 6 blanken Metallknöpfen, einen blauen Stoffkragen und die aufwändigen Schoßtaschenleisten der Litewka mit 2 Koppelhacken.

Die Ärmelenden haben knöpfbaren Bunde. Der Kragen ist hochgeschlossen und hat schwarze Kragenspiegel mit roten Vorstößen. Auf den Kragenspiegel sind Auflagen aus Metall befestigt. Das Motiv ist ein Automobil.

Sonderbekleidung 4
Foto 4: Kraftfahrer in früher Ausführung der Sonderbekleidung. Der Kragen ist hochgeschlossen und die Ärmel haben noch Knöpfe.
Sonderbekleidung 5
Foto 5: Kraftfahrer in Drillichuniform , gut erkennbar die Kragenspiegel mit den Aufflagen welche ein Automobil darstellen.

 

Sonderbekleidung 6
Foto 6: Kraftfahrer auf Wanderer 4PS in der typischen Schutzbekleidung. Neben der Döberitz Schutzhaube sind die Kragenspiegelauflagen zu erkennen welche ein Motorrad darstellen. Man kann auch den roten Vorstoß an der Seitennaht der Hose erkennen.
Sonderbekleidung 7
Foto 7: Kraftfahrer auf Sunbeam 3 1/2 HP, Bj. 1915 in der typischen Schutzbekleidung. Die Kragenspiegelauflagen sind gut zu erkennen.

Für Motorradfahrer gab es auch Auflagen mit dem Motiv eines Motorrades. Passender weise stellt es eine Wanderer 4 PS dar. Ich konnte bis jetzt noch kein Original in Augenschein nehmen. Vielleicht findet sich ein Original durch diesen Beitrag. Die Schulterklappen waren mit einem großen K bei den Manschaftsdienstgraden belegt.

Bei meiner Offiziersjacke ist es eine kleinere verzierte Ausführung. Mit Beginn des ersten Weltkrieges kann man dann einige Vereinfachungen beobachten. Die Schoßtaschenleiste am Rücken wurde durch einen einfachen Schlitz ersetzt und die Koppelhacken wanderten in die Seiten der Jacke. Die Knöpfe an den Ärmeln verschwanden und der Kragen wurde flacher. Seltsamerweise wurden während der gesamten Kriegszeit die blanken Knöpfe und der dunkelblaue Stoffkragen beibehalten. Es fand sich wohl niemand, der eine Vorschrift erfand die Sonderbekleidung dem Feldgrauen Standard anzupassen. 1917/18 sieht dann jedoch vereinzelt Jacken mit schwarzen Steinnussknöpfen und Lederkragen. Die Jacken sind dann sehr gerade geschnitten.

Sonderbekleidung 8
Foto 8: Auf dem Foto sind die Schulterstückauflagen „K“ sehr gut zu erkennen.
Sonderbekleidung 9
Foto 9: Späte Ausführung der Schutzbekleidung für Kraftfahrer im Jahre 1917/18. Die Kragen sind aus Leder und die Knöpfe aus Steinnuß. Die Diensthose aus Leder ist lang getragen mit Schuhen. Üblicherweise steckten die Hosenbeine in Gamaschen oder Stiefeln.

 

Im Verlauf des 1. Weltkrieges sind auch Schirmmützen aus schwarzem Wachstuch entstanden, wohl aus Gründen der Materialknappheit, und heute extrem rar und immer in schlechtem Zustand. Insgesamt gesehen kann ich sagen, dass es bei Gestaltung und Ausführungsqualität einen großen Spielraum gab. Die Beschaffung von Ausrüstung und Bekleidung war bis hinein in den 1. Weltkrieg Sache der Regimenter. Vom Heeresbekleidungsamt gab es sogenannte gesiegelte Musterstücke für die Regimenter. Diese dienten als Muster und Grundlage für die Fertigung. Auch damals gab es schon Ausschreibungen und dann wurde entsprechend der jeweiligen Verträge gefertigt. Soldaten bis Offiziere konnten sich Ihre Uniform auch privat auf eigene Kosten maßschneidern lassen. Das waren dann sogenannte Eigentumsstücke. Die Sonderbekleidung aus Leder gab es auch in abgewandelter Form für die Flieger, die Luftschiffer und Marine. Es gibt auch Belege dafür, dass die Schutzbekleidung bei den Eisenbahntruppen des Train benutzt wurde.

Sonderbekleidung 2
Foto 10: Kraftfahreruniform aus Drillichstoff welcher im Sommer doch besser tragbar war.
Sonderbekleidung 11
Foto 11: Militärangehöriger der Eisenbahntransporttruppen (Train) in Sonderbekleidung. Die Kragenspiegel stellen eine Feldbahn dar.

So hat zum Beispiel die Fliegerjacke eingesetzte Brusttaschen. In der Fliegerkanzel ging es schon immer eng zu und so konnte man ja nur etwas in die Brusttaschen stecken. Die Luftschiffer hatten die Uniformjacken dagegen mit seitlichen Einschubtaschen, für den Fall, dass es mal kalt an den Fingern wurde. Mit Ende des 1. WK kann man dann beobachten, dass viele Exemplare der Sonderbekleidung mit Stempelungen der Polizei versehen sind. Um die Auflagen der Versailler Vertrage über die Abrüstung der Deutschen Armee zu umgehen wurden einige Einheiten in kasernierte Polizeieinheiten oder Schutzpolizeieinheiten umgewandelt. Auch bei der Reichswehr der Weimarer Republik wurde die Uniform weitergetragen aber dann spätestens 1934 ausgesondert.

Sonderbekleidung 12
Foto 12: Kraftfahrerabteilung 1925 beim Manöver. Während der Weimarer Republik wurde die Kraftfahreruniform weitergetragen.

Mit Ende des 1. WK kann man dann auch sehen, dass viele Lederjacken und Schirmmützen in den zivilen Sektor wechseln. Auf vielen Fotos aus den frühen 20igern kann man Kraftfahrer als Chauffeur von wohlhabenden Herrschaften mit Ihren großen Wagen sehen. Diese tragen dann oft die ehemalige Uniformjacke ohne Schulterstücke und Kragenspiegel als Statussymbol und Beleg für Ausbildung und Praxis in Kriegszeiten.

Wie Sie sehen ist die Oldtimerei ein interessantes Hobby und die Beschäftigung mit der Geschichte zu den jeweiligen Fahrzeugen führt dann auch schon wieder zu neuen Themen mit denen man sich beschäftigen kann. Aber keine Angst ich bleibe meinen Motorrädern treu.

Gerd Schönfelder