Zürtz - Rekord
Informationen zum Hersteller
Gebrüder Zürtz, Motorrad-Werk (1924 – Dezember 1924)
Darmstadt, Darmstraße 10
Hessische Motorfahrzeug-Industrie Zürtz & Hartmann GmbH (Dezember 1924 – Juni 1925)
Darmstadt, Darmstraße 10
Hessische Motor-Fahrzeug-Industrie, GmbH (Juni 1925 – 1927)
Darmstadt, Darmstraße 10
Karl Zürtz leitete unter dem Namen „Gebrüder Zürtz“ eine Nähmaschinen-, Motor- und Fahrradhandlung in der Darmstädter Beckerstraße 23, die vorher unter dem Geschäftsnamen „Zürtz & Schlegel“ als Motorrad-Verleihinstitut und mechanische Werkstätte betrieben wurde. Sein Bruder Franz Zürtz war vermutlich Teilhaber der Firma arbeitete dort wohl als Mechaniker. In der Schuchardtstraße gab es zudem noch die Nähmaschinen-, Fahr- und Motorräderhandlung mit angeschlossener Reparaturwerkstätte, dessen Inhaber der Kaufmann August Zürtz war, der sicherlich mit den beiden Gebrüdern Zürtz verwandt war. Das Unternehmen von August Zürtz, in dem auch dessen Frau Minna mitarbeitete, wurde im Januar 1924 ins Handelsregister eingetragen und diente später als Generalvertretung für Zürtz-Motorräder in Darmstadt.
Die Zürtz-Motorräder wurden 1924 zunächst als Modelle mit einem DKW-Zweitaktmotor bzw. mit einem 200 ccm ohv Paque-Einbaumotor angeboten. Beide Ausführungen hatten einen als Gebrauchsmuster eingetragenen Stahlrohrträgerrahmen, der mit einer Blechverkleidung versehen war, die als Betriebsstoffaufnahme diente. Die Federung des Vorderrades übernahm eine Pendelgabel. Der verwendete, horizontal eingebaute 2,5 PS DKW-Motor wurde seitens DKW mit einer Gebläsekühlung geliefert. Vermutlich war dieses Antriebsaggregat eine Ausführung mit 143 ccm Hubraum. Der Paque „Hochleistungsmotor“, wie er in Werbeinseraten bezeichnet wurde, war ebenfalls mit einer Leistung von 2,5 PS angegeben. Er besaß ein integriertes Zweigang-Getriebe mit Kupplung. Aufgrund der zugehörigen 0,74 Steuer-PS konnte dieser steuer- und führerscheinfrei gefahren werden. Beide Motorradausführungen übertrugen die Antriebsleistung über einen Riemen auf das Hinterrad und hatten am Hinterrad eine Stempel-Lamellenbremsnabe.
Mit den Modellen aus 1924 beteiligte man sich erfolgreich an einigen sportlichen, lokalen Wettbewerben.
Zum 11. Oktober 1924 wird die Leitung der Firma unter amtlich angeordnete Geschäftsaufsicht gestellt. Diese wird etwa einen Monat später aber wieder aufgehoben, da keine Schuldneranträge gemäß der erforderlichen Frist eingereicht wurden. Trotzdem löst sich die Firma „Gebrüder Zürtz“ am Ende des Jahres 1924 auf. Zur gleichen Zeit entsteht die neue Firma „Hessische Motorfahrzeug-Industrie Zürtz & Hartmann GmbH“. Die Gesellschafter sind wiederum die Brüder Karl und Franz Zürtz, die das bisher betriebene Geschäft, allerdings ohne dessen Verbindlichkeiten, in die GmbH einbringen. Geschäftsführer ist neben den beiden Gesellschaftern der Kaufmann Adolf Hartmann aus Trebur. Die Gebrüder Zürtz holen sich also, vermutlich zur finanziellen Stärkung, einen Kompagnon in die Gesellschaft.
Für 1925 wird sodann ein neues Motorradmodell beworben, das einen Columbus-Motor der nahen „Columbus Motorenbau AG“ (Oberursel) eingebaut hatte. Bei einer Bohrung von 63 mm und einem Hub von 80 mm und sich daraus ergebenden 250 ccm Hubraum leistete der ohv-Motor stolze 7,5 PS an der Bremse. Ausgestattet war das Motorrad mit einem Dreigang-Getriebe, Kickstarter, Kettenantrieb zum Hinterrad und Backenbremsnaben in Vorder- und Hinterrad. Das Vorderrad wurde mit einer Parallelogrammgabel nach „Druid“-Bauart abgefedert.
Eingesetzt wurde dieses als „ZR 25“ bezeichnete Modell zur Deutschlandfahrt im Jahr 1925, bei der die beiden Firmengründer Karl und Franz Zürtz in der Klasse bis 250 ccm unter der neuen Markenbezeichnung „Z.R.“ teilnahmen. Karl Zürtz hatte die zu bewältigende Strecke mit Ausnahme einer Etappe zurückgelegt, Franz Zürtz ist vermutlich ausgeschieden.
Auch Adolf Hartmann beteiligt sich mit diesem Modell bei Rennveranstaltungen und erreicht einen ersten Platz beim „Preis von Hanau“ im Juni 1924. Beim Wildparkrennen in Karlsruhe im August ist er auf dem Modell „ZR 25“ im Rennen der Klasse bis 250 ccm ausgefallen.
Nach einer Gesellschafterversammlung scheiden Karl und Franz Zürtz im Juni 1925 aus, Adolf Hartmann wird alleiniger Geschäftsführer des Unternehmens. Im Zuge dessen ändert man auch den Firmennamen in „Hessische Motor-Fahrzeug-Industrie GmbH“, die auch unter dem Kürzel „Hemofa“ auftrat. Nach 1925 findet man aber kaum mehr Informationen zu den Motorrädern der Firma „Hemofa“.
Nach Beschluss der Gesellschafter vom 22. März 1927 wird die „Hessische Motor-Fahrzeug-Industrie GmbH“ durch Adolf Hartmann aufgelöst.
(Zusammengestellt von: Helmut Kraus. September 2024)
Quellen:
(1) Deutscher Reichsanzeiger, 1924, 1927
(2) Berliner Tageblatt, 1924
(3) Adressbuch Darmstadt, 1924
(4) Karlsruher Tagblatt, 1925
(5) Der Motorfahrer, 1924
(6) Deutsche Fahrrad- und Motorrad Zeitung, 1925
(7) Mannheimer Zeitung, 1925
(8) Badische Presse, 1925
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