Ziro
Informationen zum Hersteller
Ziro-Motorenwerke GmbH
Forchheim (1921 – Juli 1923)
Ziro Motoren Werk
Forchheim (August 1923 – 1924)
Fürth (1924 - 1925)
Der Markenname „Ziro“ steht für Karl Zirkel und Albert Roder.
Beides waren Tüftler und gemeinsam meldeten sie Patente im Bereich der Zweitaktmotoren-Entwicklung an, dies schon bevor sie mit ihrer eigenen Firma starteten. So ließen sie eine Steuerung des Gaseintritts bei Zweitaktmotoren patentieren, die als Drehschiebersteuerung bezeichnet werden kann.
Die Gründung der „Ziro-Motorenwerke GmbH“ in Forchheim erfolgte im November 1921. Gegenstand des Unternehmens war die Fabrikation und der Verkauf von Motoren, Motorfahrrädern und Zubehörteilen. Vertreten wurde die Firma durch den ersten Geschäftsführer und Direktor Adolf Rothammel, Kaufmann und Fabrikbesitzer, wohnhaft in Fürth i.B., und dem zweiten Geschäftsführer und Fabrikant Friedrich Rachinger aus Forchheim.
Die aus der Forchheimer Firma entwickelten, eleganten Leichtmotorräder waren als „Modell A“ und „Modell B“ bezeichnet. Beide verwendeten einen nach Zweikanalprinzip arbeitenden Zweitaktmotor als Antriebsquelle, der mehrfach patentrechtlich geschützt war. Das Gasgemisch wird bei dieser Konstruktion über einen Drehschieber direkt während des Kompressionstaktes ins Kurbelgehäuse des Motors eingesaugt. Ausgelegt war dieser Motor mit einer Bohrung von 58 ccm und einem Hub von 60 mm, was einen Hubrauminhalt von ca. 159 ccm ergab und der an der Bremse eine Leistung von nahezu 2,5 PS erreichte. Das Modell A war ohne Getriebe ausgestattet. Durch die eingebaute untersetzte Riemenscheibe konnte man mit einer maximalen Geschwindigkeit von ca. 50 km/h fahren. Das Modell B hatte ein ebenfalls patentrechtlich geschütztes Umlaufgetriebe eingebaut und mit dieser Kombination konnte man etwa 60 km/h Maximalgeschwindigkeit erzielen. Integriert im Getriebe war eine doppelwirkende Friktionskupplung und ein Leerlauf. Der Zündmagnet wurde von Bosch bezogen und die Gasgemischbildung übernahm ein Variat-Vergaser. Eingebaut waren die Komponenten in einem Stahlrohrrahmen von gefälliger Ausführung und mit zweckmäßigen Versteifungen an kritischen Stellen. Für ein angenehmes Fahren war das Vorderrad mit einer Kurzschwinge abgefedert und der Fahrer hatte mit ausreichend großen, gefederten Fußbrettern einen gemütlichen Auflageort für seine Füße. Gestartet wurde die Maschine mit einem rechtsseitig angebrachten Kickstarter. Wie damals üblich übertrug ein Riemen die Motorleistung auf die Riemenfelge am Hinterrad, die auch für die Innen- und Außenbackenbremsen verwendet wurde.
Bereits bei diversen Rennen im Jahr 1922 konnten gute Platzierungen mit diesen Modellen erzielt werden. Anfang Oktober kam der Fahrer Zirkel mit einer Ziro-Maschine in der Klasse der Hilfs-Motorräder bis 175 ccm beim Rennen „Rund um das Siebengebirge“ auf einen guten dritten Platz. Und auch schon vorher, im Juli, siegte der bekannte Bamberger Fahrer Ullein mit einer Ziro bei der Eifelrundfahrt 1922 in der Klasse der Hilfsmotorräder, bei stolzen 69 Startern in dieser Kategorie. Ullein war im Oktober 1922 in manchen Rennen mit seiner Ziro-Maschine gleich in mehreren Klassen am Start, so beim Großen Motorradrennen in Nürnberg und beim Motorradrennen auf der Köln-Riehler Rennbahn, auf der er zwei erste Plätze und einen zweiten Platz erzielen konnte. Er kam leider beim Training für das Solitude-Rennen im Juni 1923 ums Leben. In der Fränkischen Zuverlässigkeitsfahrt im Herbst 1922 bekamen gleich fünf Forchheimer Ziro-Piloten die Plakette für eine erfolgreiche Teilnahme. Gute Rennergebnisse lieferten auch Hartung und Dahlhelm, beide aus Halle, beim AVUS-Rennen in Berlin im Juni 1923, sowie Emil Göhler, ein Motorradhändler aus Karlsruhe, bei der ADAC-Reichsfahrt im Juli 1923.
Nach Gesellschafterbeschluss wird die „Ziro-Motorenwerke GmbH“ mit Sitz in Forchheim im Juli 1923 durch den Geschäftsführer Adolf Rothammel (Fürth) aufgelöst. Die beiden Namensgeber der Firma, Karl Zirkel und Albert Roder, gründen daraufhin im September des gleichen Jahres mit drei weiteren Teilhabern die Firma „Erlanger Motoren-AG“. Vermutlich führte Rothammel das bisherige Unternehmen als alleiniger Inhaber weiter und firmierte nun statt als GmbH wahrscheinlich unter einer offenen Handelsgesellschaft.
So kam es, dass während der Deutschlandfahrt im Februar 1924 die Teilnehmer der fünften Etappe von Nürnberg nach Erfurt an der ersten Kontrollstation in Forchheim vom Inhaber der Ziro-Motorenwerke, Herrn Rothammel, mit einem willkommenen Imbiss bewirtet wurden. Das Geschäft mit den Ziro-Motorrädern wird spätestens ab Frühjahr des Jahres 1924 von Fürth aus unter dem Firmennamen „Ziro Motoren Werk“ bis ins Jahr 1925 weitergeführt. Unklar ist aber, ob zu dieser Zeit Zirkel und Roder noch am Unternehmen beteiligt waren. Es ist davon auszugehen, dass dies nicht mehr der Fall war.
Es entstehen zwei neue Modelle, das „Sportmodell 25“ und das „Tourenmodell 25“. Beide verwenden einen neu entworfenen Zweitaktmotor mit liegendem Zylinder, der ebenfalls nach dem Zweikanalsystem arbeitet. Das bedeutet, dass auch hier der Gasgemischeintritt über einen Drehschieber ins Kurbelgehäuse erfolgt. Der Hubraum ist mit 346 ccm angegeben und resultiert aus einer Zylinderbohrung von 72 mm und einem Kolbenhub von 85 mm, was einer Steuerleistung von 1,98 PS entspricht. Als Leistung an der Bremse werden 4,5 PS angegeben, die für eine maximale Geschwindigkeit von 85 km/h ausreichend war. Am Motor ist ein Dreigang-Getriebe mit Leerlauf und Korklamellenkupplung starr angekoppelt, welches die Motorenleistung über einen Riemen an das Hinterrad überträgt. Auch das Getriebe ist mit Kühlrippen versehen, um einen Teil der Motorwärme mit abführen zu können. Gebremst wird mit modernen Innenbackenbremsen, die für beide Räder vorgesehen sind. Ungewöhnlich ist das notwendige Anwerfen mit Handkurbel. Die Unterschiede bei den beiden Modellen liegen hauptsächlich im Aufbau des Fahrgestells. Die Tourenversion verwendet einen Einfachrohrrahmen, aber mit zwei doppelten, gerade verlaufenden unteren Auflageträgerrohren. Dagegen sind bei der Sportversion zwei aus einem Rohr gebogene Doppelrohrrahmen miteinander verbunden. Bei beiden Ausführungen ist eine nach Druid-Bauart gestaltete Federgabel montiert.
Die Modelle müssen schon etwa Mitte des Jahres 1924 verfügbar gewesen sein, da zu dieser Zeit einige Ziro-Maschinen in diversen Rennen der Hubraumkategorie bis 350 ccm teilnahmen, statt beispielsweise in der kleineren 250er Klasse. So war dies beim Solitude Rennen im Mai 1924 der Fall, bei dem fünf Rennfahrer auf Ziro-Maschinen in der 350 ccm Leistungsklasse starteten. Die neuen Modelle waren aber nicht mehr den leistungsfähigeren Konstruktionen der Konkurrenz gewachsen und so findet man nach dieser Zeit auch keine nennenswerten Erfolge mehr von Ziro-Motorrädern.
Die Produktion der Motorräder endete vermutlich auch gegen Ende des Jahres 1925. Adolf Rothammel betrieb im Anschluss einen Handel mit Kraftfahrzeugen in der Fürther Frankenstraße 7.
(Zusammengestellt von: Helmut Kraus. August 2024)
Quellen:
(1) Deutscher Reichsanzeiger, 1921
(2) Der Motorwagen, 1924
(3) Ziro Prospekt Modell A und Modell B
(4) Ziro Prospekt Sportmodell 25 und Tourenmodell 25
(5) Kölnische Zeitung, 1922
(6) Illustrierte Motorzeitung, 1922
(7) Honnefer Zeitung, 1922
(8) Aachener Anzeiger, 1922
(9) Dresdner Nachrichten, 1923
(10) Hannoverscher Kurier, 1924
(11) Karlsruher Tagblatt, 1924
(12) Adressbuch Fürth, 191, 1926/27
(13) Dipl.-Ing. Heßler, Der Motor des Kraftrades, 1925
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