Sterna
Informationen zum Hersteller
Sterna Motorfahrzeugbau GmbH
Berlin W 57, Großgörschenstraße 38 (8. Januar 1923 – 23. Juni 1923)
„Aristos“-Motorfahrzeug-Werke GmbH
Berlin W 57, Großgörschenstraße 38 (23. Juni 1923 – 30. Oktober 1923)
Menos-Werke Aktiengesellschaft für Motorfahrzeugbau
Berlin W 57, Großgörschenstraße 38 (30. Oktober 1923 – vermutlich Mai 1924)
Die „Sterna“ war eines der ungewöhnlichsten Motorräder, welches in den zwanziger Jahren auf den Markt kam.
Schon zur Anfang Oktober 1922 stattgefundenen ADAC-Reichsfahrt wurde eine „Sterna“ in deren Nennungsliste erwähnt. Gegründet wurde die herstellende Firma „Sterna Motorfahrzeugbau GmbH“ in Berlin mit Unterzeichnung des Gesellschaftsvertrages aber erst am 8. Januar 1923 vom Kaufmann Julius Stolze und dem Ingenieur Johannes Päßler. Beide waren die Geschäftsführer der GmbH. Gegenstand des Unternehmens war die Herstellung und der Vertrieb von Sterna-Motoren und Sterna-Motorfahrzeugen, insbesondere solcher nach den Konstruktionen und Schutzrechten des Ingenieurs Päßler. Die Konstruktionszeichnungen und Schutzrechte wurden Päßler als Stammeinlage der gemeinsamen Gesellschaft angerechnet.
Man findet bereits im April 1923 Anzeigen in den Berliner Zeitungen, die das außergewöhnliche Motorrad abbilden und bewerben. Es ist ein nahezu vollkommen verkleidetes Kraftrad mit auffallender zweifarbig streifenförmiger Lackierung in den Farben Elfenbein und Schwarz. Unter der Verkleidung war der Stahlblechrahmen des Kraftrads mit einem wassergekühlten Zweizylinder-Boxer-Motor ausgerüstet. Das Chassis aus Blech nahm auch den Benzintank, das Getriebe, den Werkzeug- und den Gepäckkasten auf. Das Vorderrad ist durch Schraubenfedern, die entlang der beiden Gabelscheiden wirkten, abgefedert. Der obengesteuerte Motor leistete bei 2,35 Steuer-PS, was mit 70 mm Bohrungsdurchmesser und 80 mm Hub etwa 615 ccm Hubraum entspricht, circa 9 PS Bremsleistung. Diese Antriebsleistung wurde über ein Dreigang-Getriebe mit Lamellenkupplung und Kette auf das Hinterrad übertragen. Gestartet wurde der Motor über einen rechts am Fahrzeug angebrachten patentierten Handstarter. Zwei auf das Hinterrad wirkende Backen- und Bandbremsen sind vom Hand- und Fußhebel aus zu betätigen. Bei einem Fahrzeuggewicht von ca. 145 kg wurde eine Höchstgeschwindigkeit von etwa 100 km/h angegeben. Seitlich neben dem verkleideten Hinterrad waren die Kühlkästen für die Wasserkühlung angebracht, die vermutlich -wie auch andere Fahrzeugdetails- auf einer Konstruktion des Ingenieurs Eduard Tatschke beruhen. Die Ventile am Viertaktmotor besaßen bereits eine sinnvolle Kapselung. Für das Anbringen eines Seitenwagens waren spezielle Aussparungen in der Verkleidung vorgesehen.
Beim Solitude Bergrennen in Stuttgart im Juni 1923 wurde dieses Motorradmodell weiter auf seine sportliche Eignung getestet.
Die Gesellschafter beschließen zum 23. Juni 1923 und zum 12. September 1923 – man ist mitten in der Inflation - einerseits das Stammkapital auf 500 Millionen Mark zu erhöhen und zum anderen den Firmennamen in „‘Aristos‘-Motorfahrzeug-Werke GmbH“ zu ändern, was beides Mitte November im Handelsregister festgehalten wird. Werbeanzeigen mit dem neuen Markennamen „Aristos“ erschienen bereits Mitte Juli.
Ab Mitte August zeigten die Werbeabbildungen eine geänderte Vorderradgabel. Sie besteht nun aus einer gezogenen Kurzschwinge mit Blattfederung, ähnlich der BMW-Konstruktion, nur dass bei der Aristos jeweils Blattfederpakete an den Außenseiten der beiden Gabelscheiden befestigt waren. Neben der streifenförmigen Lackierung war das Motorrad auch in weniger auffälligen Lackierungen erhältlich.
Nicht nur in der Berliner Region, sondern auch im Rheinland konnte man das Modell erwerben, beispielsweise über die General-Vertretung „Schmidt & Mienert mbH“ in Köln.
Anfang Dezember wird die Gesellschaft aufgrund einer Änderung des Gesellschaftsvertrags vom 30. Oktober 1923 erneut über das Handelsregister umfirmiert in die „Menos-Werke Aktiengesellschaft für Motorfahrzeugbau“ mit Sitz in Berlin. Gegenstand des Unternehmens ist weiterhin die Herstellung und der Vertrieb von Motoren und Motorfahrzeugen aller Art, insbesondere die Fortführung des bisherigen Betriebes der wenige Tage vorher eingetragenen „‘Aristos‘-Motorfahrzeugwerke GmbH“. Das Grundkapital der Aktiengesellschaft belief sich auf 3 Milliarden Mark. Als Vorstand ist Ingenieur Johannes Pässler und Kaufmann Carl von Treu bestellt. Gründer der Aktiengesellschaft waren: Kaufmann Wilhelm Heinrich Classen, Kaufmann Carl von Treu, Rechtsanwalt Dr. Heinrich Kuntze, Prokurist Curt Stehling und die „Aristos“-Motorfahrzeugwerke GmbH. Letztgenannte bringt das von ihr betriebene Motor- und Motorfahrzeug-Baugeschäft mit allen Aktiven und Passiven ein.
Die Aristos wurde als „deutsche Dauerleistungsmaschine“ beworben, dies stellte die Nachfolgemarke „Menos“ bei der Deutschlandfahrt 1924 unter Beweis, bei welcher der Berliner Fahrer Heidmann in der Klasse von 500 bis 750 ccm Hubraum eine bronzene Plakette erzielen konnte. Neben Heidmann fuhr außerdem der Berliner Wilke bei diesem Belastungswettbewerb eine Menos-Maschine.
Werbeanzeigen zum „Menos“-Motorrad erscheinen bis Ende April 1924 in den Berliner Zeitungen. Bei der Internationalen Motorrad-Sport-Ausstellung Mitte Mai 1924 in Stuttgart war die Marke „Menos“ über die Stuttgarter Generalvertretung „OMINA GmbH“ präsent. Weiterhin findet man zu dieser Zeit die Teilnahme von drei Menos-Maschinen beim Solitude-Rennen in der Klasse bis 750 ccm Hubraum. Neben „Menos“-Aktien-Verkaufsofferten sind ansonsten in der darauffolgenden Zeit keinerlei weitere Informationen zur Firma aufzufinden. Man kann davon ausgehen, dass die Gesellschaft nach Mai 1924 ihre Geschäftstätigkeit eingestellt hatte. Von Amts wegen wird die „Menos-Werke Aktiengesellschaft für Motorfahrzeugbau“ im Februar 1928 im Handelsregister als erloschen eingetragen.
(Zusammengestellt von: Helmut Kraus. Juli 2025)
Quellen:
(1) Illustrierte Motorzeitung, 1922, 1924
(2) Deutscher Reichsanzeiger, 1923, 1928
(3) Berliner Börsen-Zeitung, 1923
(4) Schwäbischer Merkur, 1923
(5) Berliner Tageblatt, 1923
(6) Handelsregister Berlin, 1924-1928
(7) Die Voss, 1923
(8) Sport im Bild, 1923
(9) Rheinische Volkswacht, 1923
(10) Allgemeine Automobil Zeitung, 1924
(11) Karlsruher Tagblatt, 1924
(12) Schwäbischer Merkur, 1924
(13) Der Motorfahrer, 1924
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