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Snob

Informationen zum Hersteller

Snob

 

Snob-Motorenwerk GmbH
Hansa-Allee 159, Düsseldorf Oberkassel (1920-1927?)
Himmelgeister Str. 35, Düsseldorf (1929?)
Handelsregisterlöschung (26.09.1930)

Rhein-Motorenwerk AG, Düsseldorf Oberkassel (18.01.1922-03.05.1926)
Aufnahme der Snob-Motorenwerk GmbH in die AG (15.04.1923)


Firmengeschichte:

Im November 1920 wird die „Snob Motoren-Werk GmbH“ gegründet. Geschäftsführer sind die Kaufleute Josef Rosenau und Paul Maisch sowie Ingenieur Carl Döpfner.  Ziel ist die Produktion der „Pickée Döpfner“ Fahrradmotoren und Motorräder. Der Niederländer Daniel Jacques Pickée verfügt über Patente zur Ventilsteuerung bei Verbrennungsmotoren insbesondere bei Fahrradmotoren.

Der erste Snob Motor wird 1920 auf der „Frankfurter Internationalen Messe“ vorgestellt. Es handelt sich um einen 1 PS starken Viertakt-Motor. 

Die „Rhein-Motorenwerk AG, Düsseldorf“ wird Anfang 1922 gegründet. Das Unternehmen befasst sich mit dem Vertrieb und Bau von Einbaumotoren und Kleinkrafträdern. Die Snob-Motorenwerk GmbH geht am 15.04.1923 in die AG auf.

Zu den Gründungsmittgliedern der Aktiengesellschaft gehören die Kaufleute Paul Maisch aus Karlsruhe, Dr. Jur. Anton Rosenbaum, Düsseldorf, der Bankier Carl Padberg, Düsseldorf, die offene Handelsgesellschaft Josef Rosenau junior, Düsseldorf, und die Ingenieure Daniel Pickée, Woudrichem-Holland, sowie Dr. Ing. Jacob Emil Noeggerath, New York. Anzumerken ist hier, dass sowohl Josef Rosenau (1917) als auch Carl Padberg (ab 1918) Mitglieder im Aufsichtsrat der „Köln-Lindenthaler Metallwerke AG“ (KLM/Allright) waren.    

Die Firma Snob erkennt früh, wie werbewirksam und verkaufsfördernd sportliche Erfolge sind. In unzähligen Veranstaltungen treten Snob Räder in der Zeit zwischen 1921 und 1924 an. Wenn die firmeneigenen Werbeaussagen stimmen, dann gewannen Snob allein im ersten Halbjahr 1923 mehr als 150 Preise.  

Dabei beschränkte man sich nicht nur auf regionale Veranstaltungen. So nahm man an der Reichsfahrt in den Jahren 1921 bis 1923 teil. Julius Tönjes siegte 1923 dort unter den Privatfahrern. 

Snob Räder waren 1922 u.a. auf der Avus in Berlin, der Opelbahn in Rüsselheim und der Eifelrundfahrt zu sehen. In der Eifel siegte Robert Mischke, er belegte auch den 2. Platz beim Rennen „Durch Schlesiens Berge“.

Als weiterer Fahrer war Willi Pongs sehr erfolgreich. Er fuhr von 1922 bis 1924 für die Marke und siegte u.a. beim Prager Bergrennen und der Pforzheimer Bergprüfungsfahrt im Jahre 1923. Im darauffolgenden Jahr 1924 konnte er noch den 2. Platz auf der Solitude in Stuttgart erringen. 

Auf diesen Rennveranstaltungen war DKW einer der größten Konkurrenten von Snob. Auch in der Presse werden Kämpfe ausgetragen, hier versucht sich jeder zu positionieren. So wirbt Snob geschickt damit, auf der Avus 1922 als drittes Fabrikat siegreich zu sein, nur gingen allein die ersten 4 Plätze an DKW.

Snob tritt am 03.09.1922 als Sponsor für das ADAC-Hilfsmotorenrennen der „Niedersachsenfahrt“ in Braunschweig auf. Diesem Rennen gibt man schnell den Namen „Großer Snob Preis von Deutschland“. Über diese Veranstaltung wird sehr viel berichtet, selbst in österreichischen Medien erscheinen entsprechende Artikel. Sportlich konnte Snob hier jedoch nicht punkten. 

Im März 1923 stellt Snob auf der Leipziger Messe aus. Vermutlich aufgrund seiner Lage in Rheinland und der Besetzung durch Frankreich, kann das Motorenwerk aus „politischen Gründen“, im Herbst nicht auf der Automobil-Ausstellung in Berlin vertreten sein.

Die Zeiten bleiben bewegt und die Inflation erreicht Ihren Höhepunkt, so wird ein Snob Rad im Herbst 1923 in Gulden, Dollar, Franken oder feste Währung angeboten! Verständlich, denn im November wird der Preis für 1 Liter Milch auf 650 Milliarden Mark festgelegt. 

Die Motoren hat man bei Snob selbst gefertigt, die Rahmen dürften zumindest im Jahr 1922 von den „Köln-Lindenthaler Metallwerke“ (KLM siehe auch Allright) gefertigt worden sein. Im Frühjahr 1923 nutzt Allright diesen Rahmen für das eigene Modell A I, dieses wird jedoch mit dem 1 PS starken Konkurrenzprodukt, dem DKW-Motor ausgestattet.  

Das Jahr 1924 bringt eine Wende, die Zahl der Händeranzeigen nimmt deutlich ab. Auch Rennerfolge können nicht mehr im gewohnten Umfang erzielt werden. Für das Jahr 1925 werden keine sportlichen Einsätze mehr dokumentiert.  Die letzten Händleranzeigen finden sich im Mai 1925 in Wien sowie Anfang Juni in Karlsruhe. Vermutlich endete im Sommer bzw. Herbst 1925 die Produktion.

Noch im November 1925 erweitert die „Rhein Motorenwerk AG“ ihren Firmenzweck um den Erwerb und Betrieb von Fabrikunternehmungen aller Art. Dr. Anton Rosenbaum legt in diesem Zusammenhang das Vorstandsamt nieder. Doch dies hilft alles nichts, die Aktiengesellschaft beschließt am 03.05.1926 ihre Auflösung. Der ehemalige Vorstand Franz Kasel wird Liquidator. Bereits im Juni 1927 erlischt die Firma. 

Die „Snob-Motorenwerk GmbH“ ändert ihr Stammkapital erst im Dezember 1925 auf Reichsmark. Josef Rosenau, Paul Maisch und Carl Döpfner scheiden als Geschäftsführer aus. Sie werden durch Dr. Anton Rosenbaum als neuen Geschäftsführer ersetzt. Fritz Rosenbaum erhält Prokura. Geschäftliche Aktivitäten sind seitdem nicht mehr dokumentiert, im September 1930 erfolgt die Löschung der GmbH aus dem Handelsregister.

Trotz allem erreichte der Snob Motor, als auch das Leichtkraftrad von Snob, eine größere Verbreitung.  Neben Händlern im Rheinland und Westfalen finden sich auch überregionale Vertretungen u.a. in München und Karlsruhe. Mit Gustav Wondrak gibt es einen Vertreter in Wien, der die Maschinen auch aktiv in österreichischen Rennen einsetzt. Und spätestens ab Februar 1922 wird Snob auch in den Niederlanden durch die N.V. Snob Rijwielmotor aus Schiedam vertreten.

Letztendlich lassen die unzähligen Gebrauchtfahrzeuganzeigen, die auch noch im Jahr 1927 erscheinen, auf eine größere Stückzahl schließen. In den Snob Werbeanzeigen finden sich immer wieder Angaben zu Produktionszahlen, anfangs 10.000, dann 20.000 und zuletzt (1922/23) 30.000 Stück. 

Snob Einbaumotoren werden auch von anderen Zweiradherstellern verbaut. Hierzu gehört die „Fahrradfabrik Bünnagel“ aus Elsdorf, die im August 1921 neben den Motoren auch komplette Räder anbietet.  Auch von der Marke „Vomo“ werden 1922 Snob Motoren verbaut. In Berlin fertigte die Firma „W.A. Groninger“ Spezialrahmen mit Gruhn Vorderradfederung, die u.a. für den Einbau von Snob Motoren geeignet waren. Auch „Colonia“ in Köln bietet 1923 ein Rad mit Snob Motor an. 

Im August 1924 findet sich eine Anzeige von „Ratingia“ mit 1,5PS Snob Motor. Zu dieser Zeit liefert Snob seinen Kunden Motoren, die auf dem gegossenen Steuergehäusedeckel den Markennamen des Zweiradherstellers tragen. Zumindest ist dies für „Ratingia“ und „Werno“ dokumentiert. 

Abschließend noch eine Anmerkung: Der Rahmen des Snob Modells 1922 weist große Ähnlichkeit mit dem amerikanischen Evans Leichtmotorrad auf. Interessant ist hierbei auch der zeitliche Zusammenhang zwischen der Patentanmeldung im Dezember 1921 in New York, der Gründung der „Rhein-Motorenwerk AG, Düsseldorf Oberkassel“ im Januar 1922 und die darauffolgende Modelleinführung. Vielleicht liegt die Antwort schon bei einem der Mitbegründer der Aktiengesellschaft, Herrn Dr. Ing. Jacob Emil Noeggerath aus New York? Leider fehlen noch zeitgenössische Dokumente, um dies zu bestätigen.

 

Modelle:

Fahrrad-Einbau-Motor
 

Die ersten Motoren verfügen über eine Leistung von 1 PS und besitzen ein automatisches Einlassventil (Schnüffelventil). Das Auslassventil des Viertaktmotors wird von oben gesteuert. 

Aufgrund dieser Ventilsteuerung erfordert der Einbau des Motors relativ viel Platz, sodass der Tank oberhalb des Rahmenrohrs verlegt werden muss. Dies führt insgesamt zu einem hohen Schwerpunkt, daneben beeinträchtigt die Tankposition den Lenkradeinschlag. (Ende 1920)

Ab 1922 bietet man den Snob Motor wahlweise mit einem torpedoförmigen Tank oder in einer eckigen Variante an. Dieser fasst 2,75 Liter Kraftstoff und 0,75 Liter Öl. (mind. bis November 1922)

 

Snob Spezial-Fahrrad 

Hierfür wird eine neue, markante Rahmenführung genutzt. Dies ermöglicht einen tieferen Einbau des Motors und damit die Verlegung des Tanks unterhalb des oberen Rahmenrohrs. Auch wird das Vorderrad nun gefedert. (September bis Dezember 1921)

 

Snob Kleinkraftrad

Anfangs wird dieses Rad noch ohne Vorderradfederung ausgestattet, dies ändert sich jedoch später. 
Die Leistung des kleinen Viertaktmotors wird 1922 mit 1,5 PS angegeben. Diese schöpft er aus 154 ccm Hubraum bei einer Bohrung von 55 mm und einem Hub von 65 mm.  Die Ventile werden nun beide von oben gesteuert. Neben einem Zefan-Vergaser wird auch der eigene Snob-Spezialvergaser angeboten. Der Antrieb erfolgt mittels Riemen. Die Geschwindigkeit wird mit 5-60 km/h, der Verbrauch mit 1 Liter auf 60 km angegeben. Das Komplettgewicht beträgt 40 kg.


Getriebe Motorrad

Beim letzten Modell wird ein leistungsstärkerer 2,5 PS Motor verbaut. Dieser verfügt über einen Hubraum von 189 ccm, bei einer Bohrung von 60 mm und einem Hub von 69 mm. Das Motorrad ist mit einem Dreiganggetriebe, Kickstarter, Leerlauf und Kupplung ausgestattet. (ab Mai 1923)

(Zusammengestellt von Frank Grüneboom, Februar 2024)

Quellen:
Aachener Anzeiger 1921 1922
Adressbuch Düsseldorf 1926, 1927, 1929, 1930
Allgemeine Automobil Zeitung 1922 1923
Badische Presse 1925 
Berliner Börsen Zeitung 1922
Contactgroep Auto- en Motorrijwiel Historie

Der Erft-Bote 1921
Der Motorfahrer 1920 1921 1923
Düsseldorfer Stadt-Anzeiger 1927
Echo der Gegenwart 1924
Europa Motor 1923
Europäisches Patentamt 
General Anzeiger 1923 1924
Handbuch der deutschen Aktiengesellschaften  1922/23 1926
Illustrierte Motorzeitung 1922
Innsbrucker Nachrichten 1922
Karlsruher Tagblatt 1923 1924 1925
Kölnische Zeitung 1920 1921 1923 1924 1926 1927 1930
Kundi Kunst- und Industrieverlag 1922
Münchner neueste Nachrichten 1921 1922 1923 
Österreichische Fahrrad- und Automobilzeitung 1925
Ost und Süd 1923
Rad Zeitung 1924 
Rheinische Volkswacht 1924
Sport Album der Radwelt 1922
Sport im Bild 1922 1923
Westdeutsche Landeszeitung 1922 1923
Werbeanzeige Colonia 1923
Wiener Sporttagblatt 1923 1924
Wittener Tageblatt 1922
 


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