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SAR

Informationen zum Hersteller

" Sar" Automobil Gesellschaft mbH
Charlottenburg, Dahlmannstr. 13
Automobil- und Motorrad-Werk
1923-1925

Motorrad-, Motoren- und Apparate-Fabrik Carl Raetsch,
Charlottenburg, Dahlmannstr. 13
(vermutlich 1925/1926)

Maschinenfabrik Edwin Raetsch,
Charlottenburg, Dahlmannstr. 13
1927-1929
Spandau, Tiefwerder, Dorfstr. 6
1930

Die Familie Raetsch ist bereits im Jahr 1910 im Baugewerbe tätig. Carl Raetsch ist Bauunternehmer, Kurt Ernst Raetsch ist Architekt.

Im Jahre 1912 gründet Kurt Ernst Raetsch einen Fuhrbetrieb für Automobile an der Pestalozzistraße 53, Berlin. In Werbeanzeigen bietet man hier offene und geschlossene Wagen zur Vermietung an. Der Firmenname lautet „Luxus-Automobil-Fuhrwesen GmbH“. Drei Jahre später übernimmt Carl Raetsch die Geschäftsführungen. Die Firma wird 1922 in „`Sar`-Automobil-Gesellschaft mbH” umbenannt. Der Ingenieur Kurt Ernst Raetsch aus Berlin-Charlottenburg wird zum weiteren Geschäftsführer bestellt.  
Man plant großes, denn der Zweck des neuen Unternehmens ist neben dem Handel mit gebrauchten Fahrzeugen auch der Bau von Kleinautomobilen. Leider konnte bei dieser Recherche kein Hinweis auf die Umsetzung des Vorhabens gefunden werden. Vermutlich war das Vorhaben doch zu groß, sinnvollerweise entscheidet man sich für eine Leichtmotorradfertigung. 

Über die Jahre ändert sich zwar der Firmenname von „´Sar`-Automobil GmbH” u.a. in „Motorrad-, Motoren- und Apparate-Fabrik Carl Raetsch“ und zuletzt in „Maschinenfabrik Edwin Raetsch“, die Rufnummer und der Firmensitz in der Berliner Dahlmannstraße 13 bleiben unverändert. Erst um 1930 verlegt man die Maschinenfabrik nach Spandau, Tiefwerder, in die Dorfstraße 6. Vermutlich endet hier die Firmengeschichte, denn die Adressbücher des Jahres 1931 führen sie nicht mehr. 

Spätestens Ende 1922 bietet man die ersten Maschinen aus eigener Produktion an. Zuerst verwendet man den Kurier Einbaumotor von Hanfland, später dann einen DKW-Einbaumotor. Spätestens ab dem Modelljahr 1927 fertigt man eigene Zweitaktmotoren und verbaut diese in die ebenfalls selbstgefertigten Fahrwerke. 

Im Jahr 1928 erzielt man mit diesen 122,4 ccm Motoren in der Klasse bis 175 ccm motorsportliche Erfolge u.a. bei der III. Brandenburgischen Dauerprüfungsfahrt, der Belziger Prüfungsfahrt und der Zuverlässigkeitsfahrt Berlin-Brandenburg-Berlin.

Festzuhalten bleibt, dass dieser Hersteller von Motorrädern kleiner Hubraumklassen verhältnismäßig lange produzierte. Dabei wurden die Modelle kontinuierlich weiterentwickelt. Auch der Wandel vom Konfektionär hin zur eigenen Motorradproduktion ist gelungen.  Dennoch war „Sar“ nur regional eingeschränkt tätig, die Produktionszahlen dürften begrenzt gewesen sein. 

 

Modelle:

Das erste, ab Ende 1922 beworbene Modell „Type A“ verfügte über eine Leistung von 2 PS. Vermutlich wurde dabei der bekannte Kurier-Motor der Firma Curt Hanfland verbaut. Der Motor wurde in einen unten geschlossen Rohrrahmen eingehängt, die Federung erfolgte über eine Hilfsgabel. Angetrieben wurde das Hinterrad über einen Riemen, zusätzlich stand noch eine Fahrradtretkurbel zur Verfügung. 

Ein modifiziertes Modell mit Pendelgabel sorgt für eine bessere Federung, ein Getriebe nimmt den Platz der Tretkurbel ein, der Fahrer kann seine Füße jetzt sicher auf Trittbrettern abstellen und die Kotflügel sind seitlich tiefer gezogen. 

In einer weiteren Anpassung verbaute man einen DKW-Einbaumotor. Dieser verfügte über 0,67 Steuer-PS und ca. 2 Brems-PS. Das Leichtkraftrad blieb somit steuerfrei und konnte ohne Führerschein gefahren werden. Der Antrieb erfolgte auch hier über einen Riemen. 

In der Zeitschrift “Sport im Bild” werden im März 1924 zwei neue Modelltypen erwähnt. Ein 2,25 PS und ein 3 PS Typ, die als Sport- und Luxusmaschine angeboten werden. Die derzeitige Recherche bietet leider keine genaueren Informationen zu den Modellen und den verbauten Motoren. 

Das Modelljahr 1927 bringt wesentliche Veränderungen. „Sar“ verbaut nun einen selbst konstruierten und gefertigten steuerfreien Zweitaktmotor. Mit einer Bohrung von 54,25 mm und einem Hub von 53 mm kommt der Motor auf einen Hubraum von 122,4 ccm. Hierdurch sind zwischen 2,75-3,00 Brems-PS erzielbar. Auch das Fahrgestell stammt aus eigener Fertigung. Es stehen zwei Modelle zur Wahl, das getriebelose Modell A 27 und das Modell B 27 mit einem Dreigang-Getriebe von Sturmey-Archer. Beide Modelle sind komplett mit Werkzeugkasten und Werkzeug ausgestattet. Die Federung erfolgt über eine Triumph-Pendelgabel, man nutzt weiterhin einen Riemenantrieb zum Hinterrad. Die Riemenfelgenbremse lässt sich über ein Fußpedal betätigen. Die Trittbretter werden durch Fußrasten ersetzt.  
Lackiert ist das Leichtmotorrad in schwarz, der Tank ist grün emailliert. Gegen Aufpreis ist auch eine „bunte“ Emaillierung möglich. 

Parallel hierzu bietet man die selbst entwickelte Antriebseinheit auch als Einbaumotor an. Auch Transport-Motordreiräder sind nun im Angebot. 

Zuletzt wird das Modell C 200 ccm vorgestellt. Erneut verfügt das Motorrad über einen selbst konstruierten Zweitaktmotor. Dieser verfügt über 198 ccm bei einer Bohrung von 60 mm und einem Hub von 70 mm. Die Leistung wird mit 4,5 Brems-PS angegeben. Mit diesem Motor ist bei einem Gesamtgewicht von 85 kg eine Geschwindigkeit von 85-90 km/h möglich. Zeitgemäß verfügt das neue Modell über einen Satteltank, ein Dreiganggetriebe, Ballonbereifung, Kettenantrieb sowie zwei Bremsnaben. Auch hier ist standardmäßig eine schwarze Emaillierung vorgesehen. 

Auch dieser Motor wird u.a. 1931 als Einbaumotor angeboten. 

 

(Zusammengestellt von: Frank Grüneboom, Juli 2024) 

Quelle:
Berliner Börsenzeitung 1911
Berliner Tageblatt 1912, Deutscher Reichsanzeiger 1912
Der Motorwagen 1922, Heft 34
Deutscher Reichsanzeiger 1910, 1919
Handelsregister Berlin 1923-27
historische Fotoaufnahmen 
Prospekt Modelljahr 1927
Sport im Bild 1924
Typenschild
Werbeanzeigen (undatiert)


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