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Roconova

Informationen zum Hersteller

 

Roco Motorfahrzeug AG

Charlottenburg, Am Lützow 9                                                       (30. Mai 1923 – August 1924)

Johannes Rössig, Motorenbau

Berlin-Charlottenburg, Salzufer 23                                                (1925 – 1927)

 

Die Motorradmarke „Roconova“ entstand noch unter der Leitung der Firma „Roco Motorfahrzeug AG“. 

Dieses von Johannes Rössig neu entwickelte Modell mit einem obengesteuerten 250 ccm Viertakt-Motor wurde von der Firma „Roco Motorfahrzeuge AG“ für April 1924 angekündigt. Einen Monat später war es auf der Internationalen Motorrad-Sport-Ausstellung in Stuttgart zu sehen.
Schon vorher, Ende April, erzielen die ersten Teilnehmer in regionalen Rennen hervorragende Erfolge auf Roconova-Maschinen.

Der in der Roconova verwendete Motor war der erste deutsche Motor mit obenliegender Nockenwelle und Antrieb derselben durch Vertikalwelle, auch Königswelle genannt. Den Magneten ordnet Rössig neben der Vertikalwelle am Kurbelgehäuse an, so dass er sich organisch in die Gesamtkonstruktion einfügt. Dessen Antrieb erfolgt in sehr einfacher Weise durch Kegel- oder Zahnräder. Eine automatische Pumpe führt das Öl in das Kurbelgehäuse, während die Schmierung der Nockenwelle durch eine besondere Handpumpe erfolgt. Auch der Doppelrohrrahmen ist sehr ansprechend ausgeführt, im gleichen Aufbau wie die Fahrgestelle der kleineren Roco-Maschinen. Rössig war ein alter Praktiker, der sehr aufmerksam die Konstruktionsentwicklung verfolgte und Neues ausprobiert hat. So verwendet er an manchen seiner Motoren die oft bei Rennmaschinen verwendeten Haarnadelventilfedern.

Der Viertaktmotor mit einem Hubrauminhalt von 250 ccm, was 0,95 Steuer-PS entspricht, leistet an der Bremse beachtliche 7,5 PS. Die Zylinderbohrung beträgt 60 mm und der Hub hat einen Weg von 88 mm. Eine neuere Sportausführung mit 350 ccm Hubraum bringt dann sogar etwa 15 Brems-PS-Leistung. Die maximale Geschwindigkeit der 250 ccm Maschine beträgt etwa 90 Stundenkilometer, während die 350 ccm Maschine etwa 100 Stundenkilometer erreicht. In Rennausführung ließen sich die Geschwindigkeiten noch erheblich steigern.

Das Modell der 350 ccm Neukonstruktion wurde beispielsweise am 28. Juni 1925 im Swinemünder Bäderrennen eingesetzt. Hier konnte der Fahrer Graf Bismarck (Varzin) vor 18 englischen Maschinen den 4. Platz belegen.

Auch mit der kleinen 250 ccm Maschine werden weitere Spitzenleitungen in diversen Motorradrennen erzielt. Johannes Rössig selbst verbessert am 09. August 1925 auf der Berliner AVUS seinen im Mai des Vorjahres aufgestellten Rekord von 95,74 Stundenkilometer in der Klasse bis 250 ccm mit seiner Roconova auf grandiose 118,81 km/h Durchschnittsgeschwindigkeit. Kurz darauf wird das Konkursverfahren über die "Roco Motorfahrzeug AG" eröffnet.

Ihre Motorradmodelle mit 250 ccm und 350 ccm Hubraum präsentiert die vermutlich im Laufe des Jahres 1925 gegründete Firma „Johannes Rössig, Motorenbau“ auf der Berliner Internationalen Automobil Ausstellung im November 1925.

Den 350 ccm Motor gab es in zwei Ausführungen. Die Sportversion, mit ca. 14-15 PS Bremsleistung, war mit einer Zylinderbohrung von 74,6 mm und einem Hub von 80 mm kurzhubiger ausgeführt als die Tourenversion mit 71mm Bohrung und 88 mm Kolbenhub, welche eine Leistung von 11 PS erreichen konnte.

Neben der Rekordfahrt auf der AVUS waren auch Berliner Fahrer wie Rudolf Schirmer, Josef Thevis, Gerhard Zadek, Heinz Hammerstädt, Hans Elsner, Richard Schulz sowie die beiden Rennfahrer Werner Fueß und Otto Hartung aus Halle und auch Kroboth aus der Tschechoslowakei sehr erfolgreich in den Wettbewerben auf Roconova-Maschinen unterwegs. 

Beim Großen Preis von Deutschland auf der Berliner AVUS am 27. September 1925 waren gleich fünf Roconova Maschinen in der Nennungsliste. Es starteten in der Kategorie bis 250 ccm neben Zadek und Rössig auch noch Peter Carp (Charlottenburg) und der Berliner Hans Müller. In der Kategorie bis 350 ccm versuchte Graf Bismarck sein Rennglück. Allerdings kam lediglich Gerhard Zadek mit dem errungenen zweiten Platz auf das Siegerpodest. 

Schon ab 1925 werden auch Roconova-Motoren zum Einbau an andere Motorradhersteller verkauft. So verwendete die Firma „Westendarp und Pieper“ aus Berlin mit ihrer Motorradmarke „TX“ und auch die Firma „Weyersberg, Kirschbaum & Cie.“ aus Solingen mit deren Marke „Patria“ die 250 ccm Roconova-Motoren in ihren Modellen. Meist in Maschinen, die in sportlichen Wettbewerben zum Einsatz kamen. Kurt Pohle, der Konstrukteur bei TX, fährt mit einem solch ausgestatten Motorrad beispielsweise beim Berliner AVUS-Rennen im September 1925 und ebenso im August 1926 in der Klasse bis 250 ccm. Beim Bäderrennen in Kolberg im Juli 1926 wird er in der Klasse bis 250 ccm zweiter auf TX-Roconova. Siegreich ist dort Josef Thevis mit einer Patria-Roconova-Maschine.  Graf Bismarck sichert sich zudem den fünften Platz auf einer Roconova-Maschine.

Teilweise findet man auch Roconova-Maschinen in den Ergebnislisten der Rennklasse bis 175 ccm, so dass man annehmen kann, dass es auch Roconova-Motoren mit einem Hubraum bis 175 ccm gegeben haben muss. Nähere Angaben über deren Motorendaten liegen aber leider keine vor.

Die beiden Motorradmodelle und auch die Einbaumotoren erscheinen noch in den Preislisten der Fachzeitschriften von 1927. Johannes Rössig löst seine Firma dann aber vermutlich im Jahre 1927 auf und übernimmt für die Dresdner Firma Kühne die Konstruktion zweier ohv-Einbaumotoren mit Hubräumen von 350 ccm (Kühne-Motor Typ E) und 500 ccm (Kühne-Motor Typ F). Rössig wohnt weiterhin in Berlin. Im folgenden Jahr erscheint von die Firma Kühne noch ein 250 ccm Rennmotor mit Königswelle und obenliegender Nockenwelle, der auch von Rössig entwickelt wurde. Der Konkurs der Firma Kühne verhindert aber den Renneinsatz dieses Motors. Johannes Rössig wechselte anschließend zur Firma „Rhenania-Ossag“, der jetzigen „Deutschen Shell AG“ und übernahm die Leitung der Motoren-Ingenieure.

 

(Zusammengestellt von: Helmut Kraus. August 2024)

Quellen:

(1)   Motor und Sport Preislisten, 1926, 1927

(2)   Württemberger Zeitung, 1924

(3)   Stuttgarter Neues Tagblatt, 1924

(4)   Berliner Börsen-Zeitung, 1925

(5)   Deutsche Allgemeine Zeitung, 1925

(6)   Leipziger Tageblatt, 1925

(7)   Kölnische Zeitung, 1925

(8)    Adressbuch Berlin, 1924-1930

(9)    Motor und Gasturbine, 1949


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