Hinweise bzgl. Datenschutzgrundverordnung [EU-DSGVO]

Um unsere Webseite für Sie optimal zu gestalten und fortlaufend verbessern zu können, verwenden wir Cookies. Durch die weitere Nutzung der Webseite stimmen Sie der Verwendung von Cookies zu. Weitere Informationen zu Cookies und unserem Umgang in puncto Datenschutz erhalten Sie in unserer Datenschutzerklärung.

Rinne

Informationen zum Hersteller

 

Rud. Rinne, Fahrradhandlung

Hamburg, Ferdinandstr. 29                                                            (1903 - 1904)     

Rinne Motoren-GmbH

Berlin, Siemensstraße 12                                                               (1904 – ca. 1918)

Berlin, Gitschinerstraße 107                                                          (ca. 1919 – ca. 1927)

Berlin-Neukölln, Hobrechtstraße 66                                               (ca. 1927 – ca. 1930)

Berlin, Greifswalder Straße 140/141                                               (ca. 1930 - unbekannt)

 

Die ersten Rinne-Motorräder wurden etwa im Jahre 1903 von Rudolf Rinne in Hamburg verkauft. Über seine Fahrradhandlung in der Ferdinandstraße bietet Rinne ein Jahr später zwei Motorradmodelle mit 2,25 HP und 3 HP Leistung an. Beide hatten bereits seine patentierte magnetisch-elektrische Zündung am vermutlich selbst hergestelltem Viertaktmotor in Verwendung. Besonders auffallend an der Zweiradkonstruktion war der sehr weit unten montierte Kraftstofftank. Rudolf Rinne war schon vorher mit einem Motor-Dreirad, vermutlich der Marke Phebus-Aster, bei Automobil-Rennen im Jahr 1899 erfolgreich und betrieb zudem im Jahr 1901 eine Benz & Co. Automobil-Markenvertretung in Hamburg. Auch die eigenen Rinne-Motorräder fand man in sportlichen Wettbewerben wie dem Radrennen auf der Hamburger Grindelbergbahn, bei dem der Fahrer Fritz Gulder im 50 km-Rennen den ersten Platz erringen konnte und auch im 10 km-Motorfahren sämtliche anderen Motorräder schlug. Der im Rennfahrzeug eingebaute Motor lief von Anfang bis Ende gleichmäßig und zeigte nicht die geringste Störung, was die Zuverlässigkeit der Rinne-Motor-Zweiräder bewies. Es wurden im Hamburger Raum anscheinend nur nicht genug Rinne-Motorräder verkauft.

Am 01. August 1904 wurde die „Rinne Motoren-Gesellschaft mbH“ in Berlin gegründet. Geschäftsführer waren hier Ing. phil. Emil Kreller aus Berlin und Kaufmann Rudolf Rinne aus Hamburg. Gegenstand des Unternehmens war die Herstellung und der Vertrieb von Verbrennungsmotoren, wobei die Dauer der Gesellschaft bis zum 31. Dezember 1909 festgesetzt war und diese Grenze stets sich um ein Jahr verlängerte, falls nicht rechtzeitig eine Kündigung erfolgte. Rudolf Rinne brachte seine Gebrauchsmusterrechte und ein Schweizer Patent zu einem Zündapparat ein, sowie Modelle und Zeichnungen, eine Büro- und Werkstatteinrichtung und fertige und halbfertige Waren. Auch in Berlin wurden dann unter anderem Motoren für Zweiräder hergestellt. Rudolf Rinne selbst zog aus diesem Grund von Hamburg nach Berlin um und wohnte zunächst in der Freiligrathstraße, später in der Bochumerstraße und anschließend in der Gneisenaustraße. Es wird aber vermutet, dass Rudolf Rinne die Firma bald wieder verlassen hatte.

Mit dem Kaufmann Ernst Zschöckel aus Schöneberg gründet Rinne etwa ein Jahr später, im Oktober 1905, in der Adresse Alt-Moabit 95/96 die offene Handelsgesellschaft „Zschöckel & Rinne, Berlin“, die ebenfalls eine Motorenfabrik betrieb und als zweites Standbein auch im Automobilfuhrwesen Geschäfte machte. Angeboten werden stationäre-, Automobil- und Boots-Motoren. Bereits im Februar 1907 steigt Rinne aus dem Unternehmen aus und Ernst Zschöckel führt es als alleiniger Inhaber fort. 

Rinne gründet dann im Ende Oktober 1906 die „Rudolf Rinne GmbH“, in der er zusammen mit Henry Hornung Petit (Wehlen i.S.) die Geschäftsführung übernimmt. Gegenstand des Unternehmens ist die Fortführung des erst wenige Tage zuvor gegründeten Handelsgeschäfts „Rudolf Rinne“, in dem Waren und Einrichtungen der Maschinenindustrie gehandelt werden. Dieses Geschäft wird ca. 1908 unter dem Firmennamen „Chr. Kittsteiner & Co. GmbH“ weitergeführt und von Berlin nach Frankfurt a.M. verlegt. Gesellschafter sind Rudolf Rinne und Christian Kittsteiner, der u.a. auch Verträge mit dem badischen Zündmagnethersteller Unterberg & Helmle (UH) eingebracht hat.

Zurück zur „Rinne Motoren-GmbH“: Hier wird im Juni 1914 Fabrikant Paul Urlaub (Berlin) an Stelle des verhinderten Geschäftsführers Ing. Dr. Emil Kreller bestellt. Im Oktober erhält Helene Klickmann (Berlin) einstweilig die Führungsbefugnis, später dann diese zusammen mit Herrn Max Mielordt. Ingenieur Dr. Emil Kreller übernimmt im Juli 1915 die Geschäftsführerfunktion des Max Mielordt.

Gegen 1919 wechselt die Firmenadresse von der bisherigen Siemensstraße in die Gitschinerstraße 107. Im folgenden Jahr führen dann Paul Kandelhardt und Ernst Bethge die Geschäfte. Nachdem diese im Jahr 1924 durch den Berliner Ingenieur Johannes Köhler abgelöst werden, werden anscheinend leichte Einbaumotoren für Kleinfahrzeuge stärker in den Fokus gestellt.

Auf der „Deutschen Automobil-Ausstellung“ im Herbst 1924 präsentiert die Firma „Rinne Motoren-Gesellschaft mbH“ hierzu ihre Produktpalette. Unter anderem bietet das Unternehmen einen leichten Zweitaktmotor für den liegenden Einbau in Kleinautos und Krafträder an.

Ein Jahr später zeigt die Motorengesellschaft auf der Berliner Ausstellung erneut diesen Leichtmotor mit einer Reihe neuartiger und wichtiger Verbesserungen. Die steuerfreie Maschine mit ca. 129 ccm Hubraum, bei einer Bohrung von 50,5 mm und einem Kolbenhub von 65 mm, erreicht nun ca. 2,8-3 PS Bremsleistung und arbeitet nach dem Dreikanalsystem. Neben dieser kleinen Ausführung wird seit etwa Februar 1925 auch eine etwas stärkere Type mit 3,2 Brems-PS und 149 ccm Hubraum angeboten, deren Bohrung mit 54 mm angegeben war. Im Nachlass des Motorenkonstrukteurs Robert Rüde wird in einem Kommentar seiner Gattin zu einem Artikel einer Fachzeitschrift erwähnt, dass dieser kleine Rinne-Motor von ihrem Ehemann entwickelt und die Konstruktion anschließend an die Firma Rinne verkauft wurde und so eigentlich „Rüde-Motor“ heißen müsste. Angeboten als komplette Leichtkrafträder gab es den größeren Motor eingebaut in ein Doppelschleifenrahmen-Fahrgestell, welches vermutlich vom Rennfahrer Max Hucke für die Firma Rinne entworfen und produziert wurde. Hucke verwendete unter anderem auch diese Rinne Motoren in seinen eigenen Sportmaschinen. Die Kraftübertragung erfolgte hierbei über Ketten und ein Getriebe auf das Hinterrad.

Für die Saison 1926 wird neben den bekannten Motorenausführungen noch eine stärkere Type mit 5 PS Leistung vorgestellt. Äußerlich sind die Motoren ähnlich, sie unterscheiden sich bei den Dimensionen hauptsächlich im unterschiedlichen Durchmesser der Zylinderbohrung, so dass die Motoren in einem Einheitsfahrgestell verwendet werden können. Der große Motor wurde auch in wassergekühlter Variante gezeigt, welcher auch mit einem montierten Dreigang-Getriebe versehen war und einen Ruthardt-Zündlichtmagneten, einen Brown & Barlow-Vergaser und einen Luftfilter verwendete. Wie ein Rinne-Motor im verbauten Zustand wirkte, zeigte ein ausgestelltes Hucke-Rinne-Kraftrad. Als weitere technische Neuerung wurde noch ein innovatives Kühlungskonzept für die Kleinmotoren auf der Ausstellung der Deutschen Autoschau in Berlin Ende November 1925 präsentiert. Bezeichnet wird es als Verdampfungskühlung und ist mit einem Rückflußkondensator ausgerüstet. Das ganze Kühlsystem ist aus dünnwandigen, handelsüblichen Kupferrohren hergestellt, welches in Summe nur das halbe Gewicht eines entsprechend großen zinngelöteten Normalkühlers aufweist und keinerlei Schlauch- und Rohrverbindungen benötigt.

Nachdem ab März 1926 die Bemessungsgrundlagen für die steuerfreien Kraftfahrzeuge gesenkt wurden, war die bisherige kleine Motorvariante mit 129 ccm Hubraum etwa 10 ccm zu groß. Als steuerpflichtige Type ließ sich diese nun nicht mehr gut verkaufen. Das ist sicherlich auch der Grund, warum man ab dieser Zeit kaum noch etwas in den Zeitschriften von Rinne-Motoren finden kann, da diese einen kleineren Motor nicht im Angebot hatten. Erst ab 1928, als die Steuerfreiheitsgrenze mit einer generellen Obergrenze von 200 ccm eingestuft wurde, waren Werbeanzeigen von Rinne wieder zu entdecken. Dort warb die Firma erneut für ihre luftgekühlten 4 PS Präzisions-Leichtmotoren mit 172 ccm Hubraum und für die größere wassergekühlte Ausführung mit 5 PS und 196 ccm Hubraum.

Weitere Male wechselt die Firmenadresse. Man residierte in der Hobrechtstraße 66 in Berlin-Neukölln und um das Jahr 1930 dann schließlich in der Greifswalder Straße 140/141.

Bei Rennveranstaltungen ist der Rinne-Motor kaum aufgefallen. Firmeninhaber Johannes Köhler bestritt bei der Winterfahrt Berlin-Hirschberg im Jahr 1925 die Strecke auf einem Rinne-Motorrad. Ansonsten findet man beim Motorradrennen auf der Berliner AVUS am 10. Mai 1925 einige Starter auf Hucke-Rinne-Maschinen in der Nennungsliste. Unter anderem Ernst Köhler aus Berlin, Hellmuth Lücke aus Oranienburg, Rudolf Michael aus Berlin-Weißensee und Max Hucke selbst aus Berlin, sowie Lolla Rosenberg aus Berlin, die beim Motorrad-Wanderpreis von Deutschland einen Monat später den dritten Platz mit einem Rinne-Motorrad in der Klasse der Kleinkrafträder bis 125 ccm erringen konnte.

Angeblich hatte auch das erste Tempo-Lastendreirad Typ T1 einen wassergekühlten Rinne-Motor in Verwendung. Ebenso war ein 200 ccm Zweitakt-Rinne-Motor mit 6 PS Bremsleistung und Siedekühlung im bekannten Ganz-Versuchsfahrzeug des Darmstädter Konstrukteurs Dipl.-Ing. Ganz eingebaut. Die finanzierende Firma zu diesem Wagen war vermutlich die Nürnberger „Ardie-Werk AG“.

 

(Zusammengestellt von: Helmut Kraus. August 2024)

Quellen:

(1)   Adressbuch Hamburg, 1904-1907

(2)   Adressbuch Berlin, 1905-1933

(3)   Handelsregister Berlin, 1921-1930

(4)   Hamburgischer Correspondent, 1899

(5)   Berliner Tageblatt, 1904, 1924

(6)   Berliner Börsen-Zeitung, 1904, 1906, 1914

(7)   Vorwärts, 1905

(8)   Deutscher Reichsanzeiger, 1908, 1914

(9)   Hamburger Fremdenblatt, 1900, 1901, 1904, 1934

(10) Dingler, Polytechnisches Journal

(11) Der Motorwagen, 1906

(12) Automobil Rundschau, 1906

(13) Deutsche Allgemeine Zeitung, 1925

(14) Tempo-Dienst.de

(15) Süddeutsche Zeitung, 1930

(16) Leipziger Tageblatt, 1925

(17) Allgemeine Automobil Zeitung, 1925

(18) Kleinauto und Kraftrad, 1925

 (19) Motor und Sport, 1925


Zurück zur Herstellerliste.

Artikel zum Hersteller: Rinne


Rubrik: Fotos


Rubrik: Sonstige


Rubrik: Werbung


Rubrik: Skizzen