Hinweise bzgl. Datenschutzgrundverordnung [EU-DSGVO]

Um unsere Webseite für Sie optimal zu gestalten und fortlaufend verbessern zu können, verwenden wir Cookies. Durch die weitere Nutzung der Webseite stimmen Sie der Verwendung von Cookies zu. Weitere Informationen zu Cookies und unserem Umgang in puncto Datenschutz erhalten Sie in unserer Datenschutzerklärung.

Mawi

Informationen zum Hersteller

Norddeutsche Motor-Fahrrad-Werke Markardt u. Winter

Swinemünde, Färberstraße 62                                                   (1. Dezember 1921 – Februar 1924)

Norddeutsche Motor-Fahrrad-Werke Markardt & Co.

Swinemünde, Färberstraße 62                                                   (18. Februar 1924 – bis ca. 1930)

Swinemünde, Heinrichstraße 12        (Fabrik)

 

Swinemünde war Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts bekannt als eines der drei großen deutschen Ostseebäder. Auch das dort ausgetragene Bäderrennen für Motorräder war sehr populär und gehörte in dieser Zeit zu den bedeutenden Motorradrennen Deutschlands.

Schon vor diesen Rennen begann man in Swinemünde mit dem Motorradbau. 

Eine herstellende Firma, die „Norddeutsche Motor-Fahrrad-Werke Markardt u. Winter“, hatte ihre Wurzeln in der im Mai 1914 gegründeten offenen Handelsgesellschaft „Automobil-Verkehrs-Gesellschaft Udally & Co.“, die von den Kaufleuten Richard Markardt, Otto Winter und dem Fahrmeister Otto Udally geleitet wurde. Nach dem Ausscheiden von Otto Udally im März 1915 benennt man sich um in „Automobil-Verkehrs-Gesellschaft Winter & Co.“. Im November 1920 entsteht daraus die offene Handelsgesellschaft „Handelshaus Markardt & Winter“. Persönlich haftende Gesellschafter sind hier wiederum die Kaufleute Richard Markardt und Otto Winter. Als Geschäftsadresse des Handelshauses war die Färberstraße 62 in Swinemünde angegeben.

Etwa ein Jahr später, zum 1. Dezember 1921, wird die offene Handelsgesellschaft „Norddeutsche Motor-Fahrrad-Werke Markardt u. Winter“ gegründet. Auch hier sind Richard Markardt und Otto Winter die Gesellschafter des Unternehmens. Es werden unter der eigenen Marke „Mawi“ neben Fahrrädern auch Spezialräder gefertigt, die zur Montage von Fahrrad-Einbau-Motoren geeignet sind. Die Firmenadresse ist ebenfalls die Färberstraße 62, wo auch beide Geschäftsführer ihre gemeldete Wohnadresse hatten.

Einige technische Neuerungen wurden für das Unternehmen im Jahr 1922 patentrechtlich geschützt, insbesondere Detailkonstruktionen zu Kippständern, Vorderradfederungen und Achshaltern für Motorräder und Motorfahrräder. Das eigene Markenlogo ließ man sich ebenso schutzrechtlich eintragen.

Die selbst entwickelt und produzierten Krafträder werden auf der „Deutschen Automobil-Ausstellung“ 1923 in Berlin dem interessierten Publikum präsentiert.

Aus der damaligen Fachliteratur hieß es dazu: „Das Mawi-Rad ist aus der Erkenntnis entstanden, daß die Rahmen gewöhnlicher Fahrräder für den Betrieb mit Hilfsmotoren zu schwach sind. Gar bald nämlich stellte sich heraus, daß selbst Motore von nur 1 PS Bremsleistung für die Fahrräder, auch wenn sie dauerhaft gebaut oder gar verstärkt waren, eine zu große Kraft entwickelten. Die unausbleibliche Folge nach verhältnismäßig kurzem Gebrauch waren Gabel- und Rahmenbrüche, die oft genug körperliche Verletzungen für die Fahrer selbst zur Folge hatten. Aus diesen Erfahrungen zog man allmählich die Lehre, daß ein Fahrrad mit Einbau-Motor auf die Dauer ein nur unvollkommenes Fahrzeug darstellte, und die Industrie strebte danach, Krafträder zu schaffen, die die Vorteile des leichten Hilfsmotorrades mit den Vorteilen der schweren Motorräder vereinigten, die Nachteile beider Arten von Maschinen dagegen möglichst vermieden. Kurz, man suchte Spezialräder zu bauen, die sich durch Widerstandsfähigkeit, Bequemlichkeit, verhältnismäßig geringe Anschaffungskosten und geringe Betriebskosten auszeichneten.

Während bei dem Aufkommen der Einbau-Motore sich eine geradezu riesige Anzahl mehr oder minder leistungsfähiger Fabriken mit der Herstellung von Einbau-Motoren beschäftigt hatte, unternahmen es nur wenige Fabriken, im Großbetrieb Spezialräder zu bauen, und auch von diesen wenigen Fabriken stellen nur einige solche Spezialräder her, die den oben gekennzeichneten Anforderungen entsprechen. Hier erwähnen wir die Norddeutschen Motor-Fahrrad-Werke, Markardt & Winter, in Swinemünde, die das „Mawi“-Spezialrad herstellen. Der Rahmen des „Mawi“-Spezialrades ist aus nahtlos kaltgezogenem Stahlrohr in Außen-Hartlötung (ohne Schweißung) gearbeitet; eine Querstrebe verleiht ihm besondere Festigkeit. Der Motor wird in das tiefgekrümmte Unterrohr eingebaut; dadurch wird der Schwerpunkt des „Mawi“-Spezialrades möglichst tief gelegt und die Fahrsicherheit erhöht. Die Federung der kräftigen Vordergabel besteht aus zwei auf Druck und Zug arbeitenden Federn und vermindert die Erschütterungen selbst bei schneller Fahrt auf schlechter Straße auf ein Mindestmaß.“

Ausgestattet war dieses erste „Mawi“-Leichtkraftrad mit dem damals beliebten 1,5 PS-DKW-Einbaumotor, der 143 ccm Hubraum aufwies und eine Bremsleistung von 2,5 PS abgeben konnte. Die Motorleistung wurde bei diesem Fahrzeug mittels Riemen an das Hinterrad übertragen. Gestartet wurde das Kraftrad durch Betätigung der Fußkurbel. Zur Federung war am Vorderrad eine Kurzschwingengabel verbaut. Die Geschwindigkeit wird mit bis zu 70 km/h, das Fahrzeuggewicht mit etwa 45 Kilogramm angegeben.

Es ist nicht sehr verwunderlich, dass dieses leichte, elegante und doch robust ausgeführte Touren-Motorrad sogar den Weg zur ersten Österreichischen Motorradausstellung nach Wien gefunden hat und dort von der Linzer „Alpenländischen Handelskompagnie Alpha“ präsentiert wird, die den Alleinvertrieb für Österreich übernahm. Das „…geeignetste Motorrad für dauernde Beanspruchung, zieht 2 Personen, auch Beiwagen, nimmt jede Steigung.“ hieß es in deren Werbeanzeige.

Einen ersten Sporterfolg erreichte man durch einen Sieg beim „Großen Wanderpreis von Deutschland“ im Juli 1923 zum Swinemünder Bäderrennen, bei dem Marschall in der Laienklasse-Kategorie bis 200 ccm Hubraum auf einer „Mawi“ siegte. Beim lokalen Motorradrennen um den Großen Ostsee-Pokal am 28. Oktober 1923 startet Markardt auf einer „Mawi“ in der gleichen Hubraumklasse und konnte dort den zweiten Platz erreichen.

Aufgrund einer einstweiligen Verfügung des Landgerichts Stettin wurden dem Kaufmann Otto Winter ab Mitte Januar 1924 die Ausübung der Geschäftsführung und die Vertretung der Firma untersagt. Vermutlich war dies der Grund warum sich die Gesellschaft Ende Februar 1924 aufgelöst hatte und im Anschluss daran aus dem Handelsregister gelöscht wurde.

Kurz vorher, am 18. Februar 1924, gründete Richard Markardt zusammen mit dem Kaufmann Dr. Ludwig Mannheimer die offene Handelsgesellschaft „Norddeutsche Motor-Fahrrad-Werke Markardt & Co.“. Dr. Mannheimer scheidet aber etwas später, zum 8. November 1924, aus der Gesellschaft aus, so dass Richard Markardt das Unternehmen ab diesem Zeitpunkt allein weiterführte. Etwa einen Monat vorher wurde die amtliche Aufsicht über die Geschäftsführung verordnet, die allerdings bereits Mitte Dezember auf Grund eines rechtskräftigen Zwangsvergleichs wieder aufgehoben werden konnte.

Man verbesserte anschließend die Konstruktion des bisherigen Modells, indem der Rahmen deutlich stärker ausgelegt wird und das Zweirad somit kaum mehr an ein Leichtkraftrad erinnert, sondern schon Züge der mittleren Motorradklasse annimmt. Die verwendeten kaltgezogenen Präzisionsstahlrohre sind mit 28 mm Durchmesser stark dimensioniert und über Muffen und einer Außenhartlötung sicher miteinander verbunden. Der DKW-Einbaumotor des Vorgängermodells wird für diese Konstruktion übernommen. Mit einer Bohrung von 56 mm und einem von 60 mm Hub entspricht dessen Kapazität einer Steuerleistung von 0,82 PS. Er ist mit senkrecht stehendem Zylinder eingebaut und mit einer über das Schwungrad angetriebenen zusätzlichen Ventilatorkühlung versehen. Ein separates Zweigang-Getriebe ist über eine gekapselte Kette dem Motor nachgeschaltet. Vom Getriebe aus, welches auch einen Leerlauf, Kickstarter und Kupplung besitzt, wird die Leistung über einen Gummi-Keilriemen an das Hinterrad weitergegeben. Die Kraftstoff-Gemischbildung erfolgt durch einen „Meco“-Vergaser. Weil sich auf Grund der neuen Konstruktion das Gewicht auf etwa 54 kg erhöht hatte, wird nur noch eine serienmäßige Maximalgeschwindigkeit von 60 km/h angegeben. Auf Wunsch waren aber auch höhere Geschwindigkeiten durch Modifikationen realisierbar. Die Ausführung in schwarzer Emaillierung und blau abgesetzten Linien war damals sicherlich ein netter Anblick. Überregional konnte man dieses Modell für 675.- Mark beispielsweise in Duisburg im März 1924 bei den Händlern „Autopalast G. Koll“ und etwas später bei „Mayer & Schröder“ erwerben.

Ein Fabrikgebäude wurde in der Heinrichstraße 12 bezogen, in welchem nun die Mawi-Fahrräder und Mawi-Motorräder hergestellt wurden. Ein Nebengebäude dieser Fabrik brannte im November 1925 nieder, wodurch 50 Motorräder und 50 Fahrräder vernichtet wurden.

Zu dieser Zeit unterstütze die in der Färberstraße 58 gelegene Swinemündener „Automobil-Zentrale Reinhold Szendzik“ als „erstes und größtes Spezialgeschäft am Orte“, den Vertrieb der Mawi-Zweiräder.

Das Zweitaktmodell mit DKW-Motor wurde im Jahr 1926 mit einem stärkeren Antrieb ausgestattet, der 4 PS leistete. Dessen Hubraum betrug 206 ccm, was 1,18 Steuer-PS entsprach. Dies dürfte der von DKW neu herausgebrachte Einbaumotor mit jeweils 64 mm Bohrung und Hub gewesen sein. Dem Motor nachgeschaltet war hier ein englisches Albion-Zweigang- oder auch ein Dreigang-Getriebe mit Leerlauf, Kupplung und Kickstarter. Statt der Kurzschwinge am Vorderrad verwendete man stattdessen eine Pendelfedergabel.

Um 1927 trat Otto Winter als Motorradhändler auf. Inhaber des Geschäftes war allerdings Klara Winter, vermutlich seine Ehefrau. Die Geschäftsräume befanden sich wie die Mawi-Fabrik in der Heinrichstraße 12. Angeboten wurden von ihm die „Mawi“-Krafträder und „Mawi“-Fahrräder.

Ein großes „Mawi“-Touren-Modell mit einem 1000 ccm seitengesteuerten V2-JAP-Motor wurde etwa 1927 angefertigt, dessen Motor leistete 18 PS. Zur Federung des Vorderrades verwendete man eine robuste Tiger-Gabel. Ein weiteres Modell wurde mit einem 200 ccm Villiers-Zweitakt-Motor produziert, der eine Bremsleistung von 5 PS abgab und das Motorrad damit eine Geschwindigkeit von etwa 70 km/h erreichen konnte. Ebenfalls mit Tiger-Gabel und Satteltank ausgestattet kostete dieses Modell 730 Reichsmark. 

Zur Saison 1929 brachte Markardt drei Modelle mit englischen seitengesteuerten JAP-Einbaumotoren auf den Markt. Es handelte sich um Touren-Motorräder in den Hubraumgrößen von 200 ccm, 300 ccm und 550 ccm. Die kleine Version leistete 5 PS an der Bremse und lag mit 195 ccm Hubraum, einer Bohrung von 55 mm und einem Hub von 83 mm noch innerhalb der damals geltenden Steuerfreiheitsgrenze. Der als Fahrwerk verwendete Doppelrohrrahmen war sehr stabil ausgeführt. Wie die Motoren waren die weiteren Komponenten hauptsächlich aus England zugekauft, beispielsweise der ML-Magnet, der Binks-Vergaser, die KLG-Zündkerze, die Best & Lloyd-Ölpumpe und das Burman-Dreigang-Getriebe vom Typ R. Die montierte Tiger-Vorderrad-Parallelogramm-Gabel allerdings kam von KLM aus Köln. Das Modell war serienmäßig mit Beinschutzschildern ausgestattet und kostete 850 Reichsmark.

Die mittlere Modellgröße verwendete vermutlich das gleiche Fahrgestell wie die 200er Version und auch die eingesetzten Komponenten waren dazu identisch. Der verbaute 6,5 PS starke Motor war mit einer Bohrung von 70 mm und einem Hub von 78 mm ausgelegt, woraus ein Hubraum von 298 ccm resultierte. Diese Version kostete 950 Reichsmark.

Das Spitzenmodell mit 550 ccm JAP-Motor, der bei 85,5 mm Bohrung und 95 mm Hub etwa 14 Brems-PS leistete, besaß einen größer dimensionierten Rahmen. Auch hier war die aufgelistete Ausstattung ähnlich wie die der vorgenannten Modelle. Einschließlich elektrischer Bosch-Beleuchtung war dieses Kraftrad für 1250 Reichsmark erhältlich.

Alle drei Motorradtypen erschienen bis 1930 in den Preislisten der Fachzeitschriften. In diesem Jahr endete wahrscheinlich dann der Geschäftsbetrieb. Im September 1933 wird beantragt die Firma „Norddeutsche Motor-Fahrrad-Werke Markardt & Co.“ von Amts wegen aus dem Handelsregister zu löschen, was dann Anfang Januar 1934 umgesetzt wurde.

Im sportlichen Bereich findet man hauptsächlich zwei Fahrer, die auf Mawi-Motorrädern mehrere Erfolge einfuhren: Dies war zum einen der Swinemündener Schlosser Reinhold Borkenhagen, der unweit der Firmengeschäftsstelle in der Färberstraße wohnte. Zum anderen war es der Kraftwagenführer und spätere Lagerist Heinrich Bleckert, dessen Adresse mit der „Mawi“-Fabrikadresse identisch war. Die bekannten Rennerfolge dieser Fahrer waren im Wesentlichen lokal begrenzt. Beim Bäderrennen 1924 in Swinemünde siegte Borkenhagen in der Klasse B bis 150 ccm Hubraum, Bleckert folgte auf dem zweiten Platz. Ein Jahr später erreichte Bleckert beim Bäderrennen den vierten Platz. Das Rennen um den Ostsee-Pokal im Jahr 1924 bringt für Borkenhagen den Sieg in der Klasse bis 150 ccm und erst im Jahre 1929 war Borkenhagen bei diesem sportlichen Wettbewerb wieder mit einem zweiten Platz in der Klasse bis 250 ccm Hubraum erfolgreich, dieses Mal auf einer Mawi-JAP.

Ab dem Jahr 1926 wurde das Bäderrennen im nahegelegenen Kolberg ausgetragen, bei dem Borkenhagen den vierten Platz in der Klasse bis 175 ccm belegte und Bleckert sich mit dem siebten Platz begnügen musste. Möglicherweise wurde hierbei ein eigens entwickeltes Rennmotorrad mit einem 175 ccm wassergekühltem DKW-Motor eingesetzt, es könnte der Motorentyp „O, Modell II“ mit 59 mm Bohrung und 64 mm Hub gewesen sein. Dieser Motor gab an der Bremse eine Leistung von ca. 3 PS ab.

 

(Zusammengestellt von: Helmut Kraus. Juli 2025)

Quellen:

(1)   Deutscher Reichsanzeiger, 1914-1915, 1920-1922, 1924

(2)   Adressbuch Swinemünde, 1922, 1925, 1927, 1930

(3)   Berliner Tageblatt, 1923

(4)   Leichtmotorräder [C. Walther Vogelsang, 1923]

(5)   Rhein- und Ruhrzeitung, 1923-1924

(6)   Wiener Sporttagblatt, 1923-1924, 1926, 1929

(7)   Allgemeine Automobil Zeitung, 1923, 1925

(8)   Die Stunde, 1923

(9)   Dortmunder Zeitung, 1923-1924

(10) Berliner Börsen-Zeitung, 1914, 1924

(11) Der Motorfahrer, 1924, 1926

(12) Münchener Neueste Nachrichten, 1924, 1926

(13) Allgemeine Sport Zeitung, 1924

(14) Ohligser Anzeiger, 1925

(15) Allgemeine Zeitung, 1925

(16) Das Motorrad, 1929-1930


Zurück zur Herstellerliste.

Artikel zum Hersteller: Mawi


Rubrik: Fotos


Rubrik: Prospekte


Rubrik: Werbung