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Mammut

Informationen zum Hersteller

Mammutwerke Werkzeugmaschinenfabrik Berner & Co.

Nürnberg, innere Laufer Gasse 20 (Büro)                        (1909 - 1924)

Nürnberg, Schoppershofstraße 27 (Geschäfts-Lokal)        (ab 1924 - 1938)

Nürnberg, Ludwig-Feuerbach-Straße 75 (Fabrik)             (ab 1909 - 1938)

Nürnberg, Ludwig-Feuerbach-Straße 77 (Büro)                (ab 1931 - 1938)

 

Mammut-Motorräder aus Nürnberg wurden von der dort ansässigen Firma „Mammutwerke Werkzeugmaschinenfabrik Berner & Co.“ auf den Markt gebracht.

Die Firma entstand im März 1909 durch Umbenennung der „Werkzeugmaschinenfabrik Berner & Co.“, welche vom Kaufmann und späterem Kommerzienrat Georg Albert Beckh, vermutlich zusammen mit dem Kompagnon Ingenieur August Berner, um das Jahr 1903 gegründet wurde. Gegenstand des Unternehmens war zunächst die Herstellung und der Vertrieb von mittelschweren und schweren Präzisionswerkzeugmaschinen, wie zum Beispiel Bohrmaschinen, Hobelmaschinen, Fräsmaschinen, Drehbänke, Schraubenschneidmaschinen und ähnlicher Bearbeitungsmaschinen. Georg Albert Beckh war zuvor bereits Inhaber der Nürnberger „Maschinenfabrik R. Braß“, in der Beckh Mitte der 1890er Jahre als Teilhaber einstieg und welche dann um die Jahrhundertwende von ihm übernommen wurde. Hergestellt wurden dort leichtere Werkzeugmaschinen und Werkzeuge. Dieses Unternehmen entwickelte sich kontinuierlich aus der in den 1870er Jahren von Richard Braß unter dessen Namen in Nürnberg gegründeten Eisen- und Stahlwarenhandlung. Die „Maschinenfabrik R. Braß“, bzw. deren Nachfolgefirma, wurde noch mindestens bis ins Jahr 1916 von Georg Albert Beckh geleitet. Dies geschah parallel zur Entwicklung der „Werkzeugmaschinenfabrik Berner & Co.“. Das Hauptbüro beider Firmen war in der Inneren Laufer Gasse 20, die zugehörigen Fabrikadressen beider Firmen waren in der Ludwig-Feuerbach-Straße 75 gelegen.

Kommerzienrat Georg Albert Beckh nimmt im April 1919 den Richard Beckh, vermutlich seinen im Studium befindlichen Sohn, als Mitgesellschafter in die „Mammutwerke Werkzeugmaschinenfabrik Berner & Co.“ auf, die in Form einer offenen Handelsgesellschaft betrieben wird. Nach Beendigung seines Studiums führt Richard Beckh den Doktortitel der Rechts- und Staatswissenschaft. Prokura im Unternehmen erhalten die Herren Regierungsbaumeister a.D. August Gaiser, Ingenieur Karl Gustav Pöhlmann, die Kaufleute Julius Jacobs und Max Gleich und im weiteren Verlauf noch Max Nentwig.

Das erste bekannte Mammut-Motorradmodell wurde gegen Ende 1924 in der Fachpresse vorgestellt. Es wird als Leichtkraftrad beschrieben und ist mit einem Einzylinder-Zweitaktmotor ausgestattet. Bei einem Zylinderinhalt von 249,9 ccm, der sich aus einer Bohrung von 62 mm und einem Kolbenhub von 82,8 mm errechnet, entwickelt der Motor eine Leistung von 2,75 PS. Die Zündung des Motors übernimmt ein Bosch-Magnet. Die Kraftübertragung vom Antriebsaggregat erfolgt entweder ohne Getriebe durch Keilriemen oder über ein Dreigang-Getriebe durch Kette zum Hinterrad. Das Getriebe kann auch nachträglich angebaut werden. Zum Anlassen des Motors ist ein Kickstarter vorgesehen und abgebremst wird durch eine moderne Innenbackenbremse hinten und durch eine Nabenbremse im Vorderrad. Wenn auf dem Tank der zugehörigen Werbeabbildungen nicht der Schriftzug „Mammut“ aufgebracht wäre, könnte man meinen, dass dies ein Zündapp „K 249“-Motorradmodell ist und die Motordaten noch vom Vorgängermodell „Z 249“ stammen könnten. Möglich wäre deshalb, dass die Mammutwerke ein Fahrgestell von Zündapp übernommen oder nachgebaut haben, dies mit einem Auslaufmotor von Zündapp versehen haben und unter ihrem Markennamen anboten.

Bereits mit diesem ersten Mammut-Modell wurde die Qualität und die Zuverlässigkeit der Fahrzeugkonstruktion in sportlichen Wettbewerben ausgetestet und bestätigt. So erzielte im Februar 1925 der Fahrer Heinz aus Nürnberg auf einer solcher Maschine einen veritablen vierten Platz in der Klasse bis 250 ccm der Industriefahrer während der ADAC-Winterfahrt in Garmisch-Partenkirchen.

Für das Jahr 1925 und 1926 sind dann weitere Motorradausführungen in den Preislisten zu finden. Neben dem 250er Zweitakt-Modell wurde eine größere Ausführung mit 350 ccm Hubraum, ebenfalls als Zweitaktmotor, angeboten. Wer der Hersteller dieses Motors war ist leider nicht nachvollziehbar, möglicherweise hatte sich Mammut bei dieser Ausführung selbst an einer eigenen Motorenkonstruktion mit Doppelportauspuff versucht. Beide Zweitaktmodelle werden in der Berliner Automobilausstellung im Dezember 1925 präsentiert. Weitere Motorradausführungen mit seitengesteuerten Viertaktmotoren gab es ebenfalls, zunächst mit 250 ccm und 350 ccm Motoren von Blackburne (Typen „4 TB“), die man aber später mit englischen JAP-Motoren ersetzte, welche dann Hubraumgrößen von 300 ccm und 350 ccm aufwiesen. Die Modellbezeichnungen dieser Ausführungen mit JAP-Motoren waren „4 TJ“. Bei den obengesteuerten Sportmaschinen bot man Motorversionen mit 250 ccm und 350 ccm Hubrauminhalt an. Die kleinere Ausführung mit einem 250 ccm-Motor von Blackburne als Motorradtype war mit der Bezeichnung „4 TBR“ in den Prospekten angegeben und die größere Variante mit einem 350 ccm JAP-Motor als Type „4 TJR“ benannt.

Man kann hinsichtlich der Ausführung einiger Mammut-Fahrgestellen vermuten, dass bestehende Rahmenkonstruktionen anderer Firmen entweder aufgegriffen und kopiert oder diese komplett von diesen Firmen bezogen wurden. So auch bei einem steuer- und führerscheinfreien Zweitaktmodell für die Saison 1928, welches als Basis die Konstruktion der DKW E 206 hatte, den ZL-Type-Einbaumotor von DKW verwendete und hier sogar zu dieser Zeit noch Riemenantrieb zum Hinterrad aufwies. Eine Viertakt-Version der nahezu gleichen Fahrgestellausführung hatte einen seitengesteuerten Blackburne-Motor mit separatem Dreigang-Getriebe und Kettenantrieb zum Hinterrad.

Mit Mammut Sportmaschinen wurden auch im sportlichen Bereich einige Erfolge gefeiert. Auf der Trabrennbahn in Gelsenkirchen siegte beispielsweise unter schwierigen Verhältnissen bei dem Dirt-Track-Racing Wettbewerb der Fahrer Reinhardt aus Frankfurt am Main auf einer 250 ccm Mammut-Maschine überlegen gegen starke Konkurrenz. Bei einem Rennen am 04. November 1928 in Bad Aibling errang bei schärfstem Wettbewerb der Fahrer Joseph Degen, ebenfalls aus Frankfurt am Main, im ersten Rennen der 250 ccm Klasse den dritten Platz und in der 350 ccm Klasse mit einem 250 ccm Mammut-Motorrad sogar den ersten Platz. Degen konnte auch in der Winternachtfahrt des Frankfurter Automobil Clubs im Januar 1929 mit einer strafpunktefreien Fahrt auf einer Mammut-Maschine eine goldene Medaille erringen. Auch Hermann Weidemann aus Hannover erkämpft sich in verschiedenen Rennen in den Jahren 1931 und 1932 Siege auf Mammut-Maschinen in den 250er- und 350er-Hubraumklassen zum Beispiel auf den Rennbahnen in Hamburg, Hannover, Berlin und Teterow.

Es gab 1929 eine große 500 ccm Motorrad-Sportausführung mit Viertaktmotor, welcher vermutlich seitengesteuerte Ventile besaß. Als weitere Fahrzeuge kamen in diesem Jahr Lastendreiräder zur Angebotspalette hinzu, welche in verschiedenen Motorausführungen und diversen Trägeraufbauten angeboten wurden. So gab es als große Ausführung ein Modell mit einen 600 ccm MAG-V-Zweizylindermotor. Aber auch mit steuer- und führerscheinfreien Motoren, sowohl in Zwei- wie auch in Viertaktausführung, und dazwischenliegende Hubraumgrößen waren die Lastendreiräder zu haben.

Die Fahrgestelle der Motorräder wurden im Laufe des Jahres 1929 umgestellt auf Pressstahl-Doppelrahmenkonstruktionen des englischen Herstellers Coventry-Eagle. Der Rahmen, auf dem man 5 Jahre Garantie gegen Rahmenbruch gewährte, wird als Einheitsfahrgestell verwendet und zunächst mit Zweitakt-Einbaumotoren eines nicht bekannten Herstellers (200 ccm mit 5,5 PS) und auch mit seitengesteuerten Viertakt-Blackburne-Motoren (200 ccm mit 6,5 PS und 300 ccm mit 8,5 PS) versehen. Später wird auf Villiers-Zweitaktmotoren umgestellt und bei den seitengesteuerten Viertaktversionen konnte man anschließend zwischen Blackburne- und JAP-Viertaktmotoren wählen. Bei einem obengesteuerten Modell mit 200 ccm Hubraum hatte man die Alternative zwischen einem JAP-Motor und dem Schweizer Moser-Motor. Die Geschäftsleitung schreibt hierzu im Juli 1931 an ihre Vertreter: „Mit der Beschränkung auf nur einen Pressstahlrahmen, passend für die steuer- und führerscheinfreie Größe 200 ccm, wobei wir sowohl Zweitakt-Motore mit Doppelauspuff wie Viertakt-Motore in seiten- und obengesteuerter Konstruktion einbauen, treten wir in die neue Saison 1932 ein. Die vielfachen Vorzüge unseres Einheitsrahmens und der Vorderradgabel in Pressstahl sind ihnen bekannt, werden doch diese Ausführungen von der Kundschaft der hohen Sicherheit halber immer dringender verlangt. Als Viertakter werden JAP-Motoren, als Zweitakter Villiers, bzw. deutscher Nachbau wie Windhoff, Bark verwendet. Die Getriebe sind mit Tankschaltung versehen und ersten Fabrikates. Motor, Getriebe, Ketten sind durch ein unter dem Rahmen angebrachtes Schutzschild gegen Beschädigung und Verschmutzung in einzigartiger Weise geschützt. Sämtliche anderen Teile sind ebenfalls erster Qualität, die Bremsnaben sind besonders gross und ist damit den Verkehrsverhältnissen bestens Rechnung getragen.“ Diese Modelle waren mit einer patentierten Pressstahl-Vordergabel und Parallelogrammfederung ausgestattet. Ein gegen Aufpreis optional erhältlicher Gazda-Federlenker versprach noch besseren Fahrkomfort.

Im Mai 1930 wird in eine Gesellschaft mit beschränkter Haftung umfirmiert. Der Firmensitz wechselt in die Nürnberger Schoppershofstraße 27, welcher dann etwas später in ein neu errichtetes Haus in die Ludwig-Feuerbach-Straße 77 verlegt wird, gleich neben dem Fabrikgelände. Die Geschäftsdauer der GmbH ist für zunächst drei Jahre vereinbart, verlängert sich aber um weitere drei Jahre, falls keine Kündigung von einem der Gesellschafter vorliegt. Als Geschäftsführer der neuen GmbH werden der Ingenieur Karl Gustav Pöhlmann und der Kaufmann Max Nentwig, beide aus Nürnberg, bestellt. Gesellschafter der Firma sind weiterhin Kommerzienrat Georg Albert Beck und Dr. Richard Beckh.

Der Motorradbau wird allerdings im Laufe des Jahres 1933 aufgegeben. Durch die restriktive Importpolitik der Nationalsozialisten war es vermutlich nicht mehr ohne weiteres möglich die Fahrgestelle, die Motoren und weitere Komponenten aus dem Ausland zu beziehen. So konzentrierte man sich wieder auf den Werkzeugmaschinenbau.

Zum 01. Oktober 1938 werden dann die Unternehmensrechte an die bisherigen Prokuristen Karl Gustav Pöhlmann und Max Nentwig übertragen, von denen der Firmenname infolgedessen geändert wird in „Mammut-Werke Werkzeugmaschinenfabrik Pöhlmann & Nentwig“ und welche anschließend in Form einer offenen Handelsgesellschaft ins Handelsregister eingetragen wird. Nach dem Krieg erfolgt eine weitere Umfirmierung in die „Mammut Werkzeugmaschinenfabrik GmbH“, welche heute noch an ihrem derzeitigen Standort in Langenzenn bei Nürnberg besteht.

Das damalige Fabrikareal in der Ludwig-Feuerbach-Straße wurde vor einigen Jahren umgestaltet. Heute ist an dieser Stelle ein Kinderaktivspielplatz bezeichnenderweise mit Namen „Mammut“ angelegt. Weitere Gebäude in der direkt daneben liegenden Schoppershofstraße wurden ebenfalls im Rahmen einer Modernisierung neu errichtet, in denen nun seit 2012 das „Mammut“ Kinder- und Jugendhaus eingerichtet ist. Der Name „Mammut“, entstanden aus der Nürnberger Wirtschaftsgeschichte, lebt dort erfreulicherweise weiter. 

Zusätzliche Bemerkungen:

- Eine Mammut-Motorradausführung der Nürnberger Mammutwerke unter Verwendung eines Baumi-Einbaumotor konnte im Verlauf dieser Recherche nicht nachgewiesen werden. Vermutlich entstanden derartige Literaturangaben durch Verwechselungen mit dem 1925er Mammut-Modell der Bielefelder Firma „Mammut-Fahrrad-Werke GmbH“. Hierzu ist in den meisten dieser Literaturangaben die Hubraumgröße des Baumi-Motors auch fälschlicherweise mit 198 ccm angegeben. Der Baumi-Einbaumotor hatte ca. 250 ccm Hubvolumen. Möglicherweise kam diese Einschätzung auf wegen einer zeitgleichen Nennungsauflistung beider Fabrikate zur ADAC-Winterfahrt 1925, in welcher der Fahrer Michelsohn aus Minden auf einer Mammut-Maschine mit Baumi-Motor angegeben war. Mit großer Wahrscheinlichkeit war diese „Baumi-Mammut“-Maschine aber das nur kurze Zeit oben erwähnte Motorradmodell der „Mammut-Fahrradwerke-GmbH“.

- Die Firma „Berner & Straller“ aus Nürnberg hatte keinen direkten Bezug zur Produktion der Mammut-Motorräder. Diese Firma war in erster Linie eine Handelsfirma für Werkzeugmaschinen, welche von August Berner und dem Kaufmann Josef Straller im Juli 1926 gegründet wurde. Der Zivilingenieur August Berner war vermutlich schon seit ca. 1919/20 oder früher aus den Mammutwerken ausgeschieden. Die Firma „Berner & Straller“ wird im Jahr 1931 aufgelöst und das Geschäft ging anschließend in den Alleinbesitz des Gesellschafters Josef Straller über, der es unter unverändertem Firmennamen weiterführt. Es wird im Mai 1934 vom Kaufmann Jakob Straller übernommen.

(Zusammengestellt von: Helmut Kraus. Juli 2024)

Quellen:

(1) Adressbücher Nürnberg, 1875-1933

(2) Börsenblatt für den deutschen Buchhandel, 1922

(3) Deutscher Reichsanzeiger, 1926, 1930, 1938

(4) Kleinauto und Kraftrad, 1924 (5) Berliner Tageblatt, 1915, 1925

(6) Deutsche Allgemeine Zeitung, 1925

(7) Mammut Prospekt/Preislisten, 1926, 1929

(8) Deutsche Vacuum Oel AG, Gargoyle Wegweiser 1927

(9) Das Motorrad, Preisliste 1933

(10) Münchner Neueste Nachrichten, 1925


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