Mafa
Informationen zum Hersteller
Marienberger Fahrzeugfabrik Gebrüder Sättler KG
Marienberg (1. Januar 1923 – Februar 1928)
Obwohl man die „Marienberger Fahrzeugfabrik Gebrüder Sättler“ vertraglich bereits am 1. Januar 1923 gründete, wurde diese erst am 2. Juni 1924 als Kommanditgesellschaft in das Handelsregister eingetragen. Als Komplementäre, also als persönlich haftende Gesellschafter, werden die Marienberger Fabrikanten Rudolf Sättler und Johannes Sättler genannt und die Anzahl von sieben Kommanditisten angegeben. Geschäftszweck des Unternehmens ist die Herstellung und der Vertrieb von Fahrzeugen, insbesondere von Motorrädern und Kraftwagen.
Das erste Motorradmodell der Marke „Mafa“ kam im Jahr 1923 auf den Markt. Dieses wurde auch überregional beworben, beispielsweise von Fahrzeughändlern wie der „Auto-Zentrale Albert Stocker“ in Heidelberg, der Fahrzeughandlung „Fritz Hürter“ in Münster sowie dem Zweiradgeschäft von „Reinhold u. Co.“ in Elberfeld. Das Modell war vermutlich identisch zu der später als „Leichtmotorrad“ bezeichneten Ausführung. Dieses bestand aus einem gewöhnlichen Stahlrohrahmen, an welchem eine Pendelgabel aus eigener Herstellung zur Führung des Vorderrades montiert war. Als Antrieb wurde der zugekaufte populäre 1,5-PS-DKW-Einbaumotor verwendet, der 2,5 PS Bremsleistung abgab und mit 0,82 Steuer-PS einen Hubraum von 143 ccm aufwies. Diese Motorleistung wurde mittels Riemen auf das Hinterrad übertragen. Auf die dort sitzende Antriebsfelge wirkten auch die beiden per Fuß betätigten Klotzbremsen. Bei 50 kg Fahrzeuggewicht konnte eine Geschwindigkeit von 60 Stundenkilometer erreicht werden. Mit hellblau lackierten Tankseiten war das Zweirad sicherlich eine frische Erscheinung im damaligen Alltag.
Von ersten Teilnahmen der Fahrer Förster und Leva bei sportlichen Wettbewerben wird beispielsweise zur „Bergprüfungsfahrt auf dem Pöhlberg“ bei Annaberg berichtet. Die beiden „Mafa“-Fahrer erzielten den zweiten und dritten Platz in der Klasse B der Leichtmotorräder.
Für die Saison 1924 kamen zwei Ausführungen mit neu konstruierten Rahmen hinzu. Die als „Sportmodell 1924“ bezeichnete Version besaß einen Dreiecksrahmen, dessen Oberrohr in einer geraden Linie vom Steuerkopf bis zur Hinterradaufnahme verlief. Die weitere Ausstattung entsprach in etwa der des oben beschriebenen Leichtmotorrades. Als Variante dieses Sportmodells wurde das „Rennmodell“ angeboten. Es verfügte über einen Sportlenker und besaß kein Übersetzungsgetriebe. Diese beiden Modelle waren ebenfalls mit dem 2,5-PS-DKW-Einbaumotor ausgestattet.
Die sportlichen Maschinen konnten ihre Leistungsfähigkeit überwiegend bei regionalen Rennen zeigen. So startete Julius Schwarz aus Halle auf „Mafa“ mit der Startnummer 15 am 27. April 1924 beim „Pokal der Stadt Hannover“ auf der Bischofsholer Rundstrecke in der Laien-Klasse bis 150 ccm Hubraum. Schwarz nahm außerdem am 18. Mai bei der Zuverlässigkeitsfahrt „Rund um den Petersberg“ teil, die von Halle über Köthen, Dessau, Bitterfeld und zurück nach Halle verlief. Hier errang er den zweiten Platz in der Klasse 1B. Ende Mai absolvierte er zudem das Motorradrennen Gera-Schleiz-Gera und siegte dort in der Klasse 1 auf seiner „Mafa“-Maschine. Ein weiterer „Mafa“-Fahrer, Herr Wredenhagen aus Halle, erzielte Ende Juni den Sieg in der Klasse bis 150 ccm Hubraum beim Motorflachrennen ausgehend vom „Kreuz“ bei Landsberg bis nach Zöberitz „Grüne Tanne“, bei dem die Klassenbesten für ihre Leistung jeweils eine silberne Medaille erhielten.
Finanzielle Schwierigkeiten führten bei der „Marienberger Fahrzeugfabrik Gebr. Sättler KG“ dazu, dass das Amtsgericht Marienberg am 17. Oktober 1924 zur Abwendung des Konkursverfahrens die Geschäftsaufsicht anordnete. Diese wurde am 12. Januar 1925 durch die rechtskräftige Bestätigung des angenommenen Zwangsvergleichs wieder beendet.
Das bewährte Zweitaktmodell wird im Jahr 1925 als „Modell 25“ bezeichnet und bis ins Jahr 1926 weiter gebaut. Daneben standen im Jahr 1925 auch mittelgroße Motorräder mit diversen Viertakt-Einbaumotoren in der Angebotsliste, so zum Beispiel das „Modell K 25“ mit dem beliebten obengesteuerten 350 ccm Kühne-Motor, das bis ins Jahr 1927 angeboten wurde. Mit 1,33 Steuer-PS erreichte dessen Motor eine Bremsleistung von angeblich 16 PS und war ausreichend kräftig ausgelegt für eine Höchstgeschwindigkeit von 100 km/h. Das im eigenen Haus im Tauchverfahren gelötete offene Fahrgestell nahm zwischen den beiden Oberrohren einen gefällig verrundeten Stecktank auf. Die Vorderrad-Parallelogrammgabel besaß seitlich angebrachte Spiralfedern nach Art der Druid-Gabeln. Die Kraftübertragung vom Motor erfolgte über ein Dreigang-Getriebe mittels Kette auf das Hinterrad. Als Gesamtgewicht wurden 120 kg angegeben.
In der gleichen Hubraumgröße konnte man auch Motorradausführungen mit Blackburne-Viertaktmotoren oder mit einem schiebergesteuerten englischen Barr & Stroud-Motor erhalten. Auch Einzelkomponenten, bzw. Sonderanfertigungen von Fahrgestellen, Rahmen, Kippständern, Federgabeln, Lenkern und Gepäckträger waren auf Anfrage lieferbar.
Im Jahr 1926 erschien das „Modell V“, welches bis 1927 verkauft wurde. Darauf folgte im Jahr 1927 das „Modell Sport“, welches einen per Königswelle obengesteuerten Küchen-Motor verbaut hatte. Eines dieser Modelle oder vielleicht sogar beide könnten mit einem Hubraum von 500 ccm ausgelegt gewesen sein. Auch ein Foto eines „Mafa“-Motorrades mit verbautem obengesteuerten MAG-Motor ist bekannt. Die Motorrad-Fabrikation endete vermutlich im Jahr 1927.
Amtlich aufgelöst wird die Firma schließlich am 24. Februar 1928 durch Löschung aus dem Handelsregister. Wegen weiteren finanziellen Forderungen von Gläubigern an die Brüder Sättler mussten diese zudem Anteile an einem Grundstück im August 1928 im Wege einer Zwangsvollstreckung versteigern lassen.
Zusätzliche Bemerkung:
- Weitere interessante Details zur Firmengeschichte kann man den Rechercheergebnissen von Mathias Meyer zum Thema „Mafa“ im entsprechenden Kapitel der Verbandszeitschrift des Veteranen-Fahrzeug-Verbandes „VFV-Info“, Ausgabe 01/2024 entnehmen oder diese auch in seiner Beschreibung im VFV-Motorradforum unter dem Thema “Die Geschichte der Marienberger Fahrzeugfabrik Gebr. Sättler ‚Mafa‘ “ finden.
(Zusammengestellt von: Helmut Kraus. Juli 2025)
Quellen:
(1) Sächsische Staatszeitung, 1924, 1928
(2) Deutscher Reichsanzeiger, 1924-1925, 1928
(3) Volkszeitung, 1923
(4) Süddeutsche Zeitung, 1923
(5) Wochenblatt für Zschopau, 1923
(6) Hallesche Zeitung, 1924
(7) Saale Zeitung, 1924
(8) Kölnische Zeitung, 1924
(9) Der sächsische Erzähler, 1924
(10) Der Motorfahrer, 1924
(11) Münsterischer Anzeiger, 1924, 1926
(12) Deutsche Vacuum Oel AG, Schmierwegweiser, 1927-1928
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