Leopard
Informationen zum Hersteller
Leopard-Fahrzeuge, Dietlein & Co.
Magdeburg-Neustadt, Münchenhofstraße (1924 - 1927)
Aus einer Fahrzeug- und Motorenreparaturwerkstatt, die Carl Dietlein schon vor dem Ersten Weltkrieg in Magdeburg-Neustadt betrieb, entstand als weiteres Unternehmen im Juni 1924 die Firma „Leopard-Fahrzeuge Dietlein & Co.“. Als persönlich haftende Gesellschafter werden der Ingenieur Ludwig Dietlein und der Kaufmann Carl Bernstein eingetragen. Bernstein war auch Teilhaber der Reparaturwerkstatt von Carl Dietlein.
Die Schnelligkeit der namensgleichen Raubkatzen war sicherlich die beabsichtigte Eigenschaft, die auch beim Leopard-Motorrad als prägendes Merkmal im Vordergrund stehen sollte. Bewiesen wurde dies durch großartige Ergebnisse in den sportlichen Wettbewerben, an denen die Leopard-Maschinen teilnahmen.
Rennerfolge (Auswahl):
Salzgrafen-Rennen, Heidepark, 15. Juni 1924
Klasse bis 250 ccm, Dietlein auf dem 1. Platz
Harzfahrt des ADAC, 03. August 1924
Industriefahrer, Klasse bis 250 ccm, Hans Lutz auf dem 2. Platz
Motorradrennen, Halle, 24. August 1924
Klasse bis 250 ccm, Dietlein auf dem 1. Platz
Klasse bis 250 ccm, Röthling wegen Defekt aufgegeben
Motorrad-Bahnrennen, Hannover, 07. September 1924
Klasse bis 250 ccm, Hans Lutz auf dem 4. Platz
1. Internationales Motorradrennen Avus, DMV, Berlin, 21. September 1924
Klasse bis 250 ccm, Hans Lutz auf dem 1. Platz
Gesellschaftsfahrt des Motorradclub Niedersachsen, 05. Oktober 1924
Klasse bis 250 ccm, Niewerth auf dem 2. Platz
Rund um den Steinberg, Hildesheim, 12. Oktober 1924
Industriefahrer, Klasse bis 250 ccm, Hans Lutz auf dem 1. Platz
Naumburger Bergprüfungsfahrt, 26. Oktober 1924
Klasse bis 250 ccm, Dietlein auf dem 2. Platz
Klasse bis 500 ccm, Dietlein auf dem 2. Platz
DMV-Motorradrennen auf der Avus, Berlin, 10. Mai 1925
Klasse bis 250 ccm, Dietlein auf dem 2. Platz
Klasse bis 250 ccm, Hans Lutz auf dem 3. Platz
Eilenriede-Rennen, Hannover, 28. Juni 1925
Industriefahrer, Klasse bis 250 ccm, Hans Lutz auf dem 2. Platz
Industriefahrer, Klasse bis 250 ccm, Dietlein auf dem 3. Platz
Gabelbach-Prüfungsfahrt, 12. Juli 1925
Klasse bis 250 ccm, Hans Lutz auf dem 3. Platz
Großer Motorradpreis von Deutschland, Avus Berlin, 27. September 1925
Klasse bis 250 ccm, Hans Lutz auf dem 4. Platz
Naumburger Bergprüfungsfahrt, 18. Oktober 1925
Klasse bis 250 ccm, Dietlein auf dem 1. Platz
Naumburger Bergprüfungsfahrt, 26. September 1926
Klasse bis 250 ccm, Paul Janeck auf dem 4. Platz
Alle diese Rennen wurden auf dem Leopard-Modell mit Columbus-Einbaumotor bestritten. Die Grundidee zur Auslegung des Motorrades war: hohe Leistung, Leichtigkeit, eine lange Lebensdauer und Zuverlässigkeit. Hierzu eignete sich der schnelle Columbus-Einzylinder-Viertaktmotor mit oben gesteuerten Ventilen und einem Hubraum von 249,6 ccm, was 0,94 Steuer-PS entsprach und eine Leistung von ca. 7 PS an der Bremse ergab. Der Zylinder war mit einer Bohrung von 63 mm ausgelegt und der Kolbenhub betrug 80 mm. Zylinder und Kolben waren aus einer Aluminium-Speziallegierung ausgeführt. Verbaut war außerdem ein englisches Dreigang-Getriebe mit Kupplung und Kickstarter, das die Leistung über eine Kette an das Hinterrad übertrug. Den Bosch-Hochspannungsmagneten und den Variat-Vergaser kaufte man zu. Der Rahmen, aus nahtlosem Stahlrohr hergestellt, zeigt eine schnittige Linienführung. Bei einem Gewicht von ca. 88 kg waren Geschwindigkeiten bis 85 km/h im Normalbetrieb erreichbar. Ende 1924 kostete eine solches Leopard-Motorrad ca. 1300.- Mark.
Zum Jahr 1926 wird das Modell in drei Ausführungen angeboten: als Tourenmaschine, als Sportmaschine und als Supersportmaschine, dem sogenannten „Avustyp“. Die beiden ersten Typen unterscheiden sich nur durch Ausrüstung von Fußbrettern oder Gummifußrasten und Tourenlenker oder Sportlenker. Sonst sind Aufbau und Ausführung in allen Teilen gleich.
Weiterhin wird ein neuer Typ mit 350 ccm Hubraum, 1,33 Steuer-PS und 9 Brems-PS in einer Touren- und einer Sportausführung herausgebracht. Bei diesem Modell wurde ein MAG-Motor verwendet. Das zugehörige Fahrgestell war wegen der höheren Motorleistung etwas kräftiger ausgeführt und die Brennstoff- und Ölbehälter wurden ebenfalls etwas größer dimensioniert. Möglicherweise konnte man diese Ausführung auch mit einem 250er MAG-Motoren erhalten. Für die Saison 1927 wird statt den Modellen mit MAG-Motoren eine Type mit einem englischen 350 ccm JAP-Motor angeboten.
Der Gesellschafter Carl Bernstein scheidet im Februar 1926 aus der Firma aus. Die Nachfrage nach kleinen sportlichen Motorrädern wird vermutlich eher gering gewesen sein. Und da auch keine preisgünstigen steuerfreien Modelle von der Firma angeboten wurden, die im Verkauf meist populärer waren, wird sich die Produktion wirtschaftlich nicht sehr gerechnet haben.
Im April 1927 wird die Gesellschaft schließlich aufgelöst und durch Inhaber Ludwig Dietlein liquidiert.
(Zusammengestellt von: Helmut Kraus. Januar 2025)
Quellen:
(1) Der Motorfahrer, 1911, 1920, 1924
(2) Deutscher Reichsanzeiger, 1924, 1926-1927
(3) Saale Zeitung, 1924-1925
(4) Echo der Gegenwart, 1924
(5) Kölnische Zeitung, 1924
(6) Bergische Zeitung, 1925
(7) Hannoverscher Kurier, 1924-1925
(8) Hannoversches Tageblatt, 1924
(9) Hallische Nachrichten, 1924-1926
(10) General-Anzeiger, 1924
(11) Berliner Börsen-Zeitung, 1925
(12) Süddeutsche Zeitung, 1925
(13) Leipziger Tageblatt, 1925
(14) Motor und Sport, 1926
(15) Deutsche Vacuum Oel AG, Richtige Schmierung der Kraftfahrzeuge, 1927)
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