KV
Informationen zum Hersteller
Kraftfahrzeug-Vertrieb Selb GmbH
Selb i. Bay. (31. Mai 1921 – Dezember 1933)
Gegründet wurde die „Kraftfahrzeug-Vertrieb Selb GmbH“ in Selb am 31. Mai 1921 durch Unterzeichnung des entsprechenden Gesellschaftsvertrages. Gegenstand des Unternehmens war der Vertrieb von Kraftfahrzeugen, Nähmaschinen, Schreibmaschinen, Fahrrädern, die Herstellung von Motorfahrrädern sowie der Betrieb einer Reparaturwerkstätte für vorgenannte Gegenstände. Kaufmann Heinrich Böhner und Werkmeister Max Erner leiten die Firma als Geschäftsführer. Stellvertretender Geschäftsführer ist der Baumeister Fritz Jaeger. Im Folgemonat wird die Firma in das Handelsregister eingetragen.
Die ersten motorisierten Zweiräder wurden allerdings erst um das Jahr 1924 konstruiert und hergestellt. Es entstand zunächst das Modell „EG 24“. Hierbei handelte es sich um ein für diese Zeit typisches Leichtkraftrad. Eingebaut war ein eigener oben gesteuerter Viertaktmotor statt den oft genutzten einfacheren Zweitaktmotoren oder den seitengesteuerten Viertaktern. Nach Informationen eines Fahrzeugeigners hatte dieser Motor das Hubraumvolumen von 160 ccm am Zylinderfuß wie auch am Typenschild eingeschlagen. Als Blockmotor war ein Zweigang-Getriebe im Motorgehäuse integriert, welches auf der linken Fahrzeugseite die Antriebsleistung zum Hinterrad über einen Riemen übertrug. Auf der rechten Seite befand sich die außenliegende Schwungscheibe. Das Antriebsaggregat saß in einem geschlossenen Rohrrahmen, bei dem eine Vorderrad-Pendelgabel angebracht war. Gebremst wurde mittels einer Klotzbremse auf die Antriebsfelge am Hinterrad. Im Grunde genommen war dies ein gefälliges und vermutlich auch kräftiges Leichtmotorrad. Wobei andere Hersteller allerdings den damalig möglichen steuerfreien Hubraum besser ausschöpften und bis knapp 200 ccm Hubrauminhalt für ihren Viertaktmotor einsetzten.
Dies war vermutlich der Grund, dass man für das Jahr 1925 das Modell „EG 25“ herausbrachte. Der Viertakt-Blockmotor wurde hier auf etwa 194 ccm Hubraum vergrößert, was einer Steuerleistung von 0,74 PS entsprach. Damit war das Kleinkraftrad immer noch steuer- und führerscheinfrei fahrbar. Effektiv leistete der Motor nach Werbeangabe 2,75 PS. Integriert im Motor war hier ebenso das Zweigang-Getriebe mit Leerlauf, die Kupplung und der Kickstarter. Statt einer Pendelgabel wurde nun eine Parallelogrammgabel mit seitlich angebrachten Federn verwendet. Zudem verbesserte man die Bremswirkung durch die im Vorderrad zusätzlich eingebaute Klotzbremse.
Beide Motorräder wurden unter der Marke „kv“ geführt. Das aufgemalte Markenemblem am Tank besaß aber anscheinend noch zusätzlich ein angefügtes „S“ als Kennung für den Firmenstandort Selb. Das Modell „EG 25“ wurde vermutlich bis ins Jahr 1927 hergestellt.
Als Kraftfahrzeug-Vertrieb wurden des Weiteren 1929 auch Automobile der amerikanischen „Hudson Essex-Werke“ verkauft. Die zwischenzeitlich errichtete Filiale in Hof wird im Dezember 1930 als „Kraftfahrzeug-Vertrieb Hof GmbH“ eigenständig, muss aber im November des folgenden Jahres Konkurs anmelden, welcher im Oktober 1934 beendet wird. Schon vorher, im Dezember 1933 wurde die Geschäftstätigkeit der Stammfirma „Kraftfahrzeug-Vertrieb Selb GmbH“ beendet.
(Zusammengestellt von: Helmut Kraus. Juni 2025)
Quellen:
(1) Deutscher Reichsanzeiger, 1921, 1930-1934
(2) Mobiloel, Schmierwegweiser, 1924, 1927-1929
(3) Motorradforum des Veteranen-Fahrzeug-Verbands
(4) Münchner neueste Nachrichten, 1929
(5) Motor und Sport, 1925
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