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KMB

Informationen zum Hersteller

Franz Becker, Werkzeugmaschinenfabrik, Köln

Bickendorf, Melatener Weg 18                                                                                          (Jan. 1918 - Sep. 1918)

Köln, Vogelsanger Straße 260                                                                                            (Sep. 1918 - Jan. 1922)

Kölner Motorrad- und Maschinenfabrik Franz Becker

Köln, Lindenstraße 14                                                                                                            (Jan. 1922 - 1925)

Kölner Motorrad- & Maschinenfabrik Franz Becker

Köln-Junkersdorf, Aachener Str. 23                                                                                (bis März 1926)

 

Die „Kölner Motorrad- und Maschinenfabrik Franz Becker“ (KMB) wurde, wie der Name schon angibt, vom Kaufmann Franz Becker am 03. Januar 1922 gegründet. Entstanden ist die Firma aus der Umbenennung der Vorgängerfirma „Franz Becker, Werkzeugmaschinenfabrik, Köln“. Seit deren Gründung im Januar 1918 war diese in der Siedlung-Bickendorf/Ehrenfeld im Melatener Weg 18 ansässig. Ab September 1918 ändert sich die Anschrift in Köln, Vogelsanger Straße 260. Mit Umfirmierung zur KMB wechselt der Firmensitz zur Lindenstraße 14, diese liegt ebenfalls im linksrheinischen Innenstadtbereich von Köln. Dies war 1922 auch die Adresse der Geschäftsstelle des Clubs für Motorsport e.V. Köln, bei dem Franz Becker aktiv mitwirkte.

Die wohl ab September 1922 angebotenen Motorräder scheinen modifizierte Modelle der englischen „Triumph“-Motorräder gewesen zu sein. Zuweilen wurde die KMB in späteren Kleinanzeigen sogar als „Kölner Triumph“ bezeichnet. Unterschieden haben sich diese Kölner Modelle von den originalen Triumph-Modellen vor allem in der Ausführung der Vorderradgabel. Während die Triumph-Maschinen die bekannte Pendelgabel in Verwendung hatten, so hatte die KMB in den Werbeabbildungen eine Gabel nach Druid-Bauweise. Später wurde diese Vorderradgabel durch eine Kopie der Brampton Bi-Flex Gabel ersetzt. Im Herbst 1922 erscheinen in der süddeutschen „Illustrierten Motorzeitung“ Werbeanzeigen der Vertriebsgesellschaft „Bayerische Automobil-Handels AG“, München (BAHAG), worin die Gesellschaft KMB-Räder mit 4 PS, bzw. mit 4,5 PS Leistung offerierte, die 3 Ganggetriebe, Kupplung und Kickstarter aufwiesen.  Die Gesellschaft „BAHAG“ hatte die Generalvertretung für Bayern des KMB-Motorrades inne. Da statt dem Triumph-Getriebe ein anderes Getriebefabrikat verbaut wurde, welches nicht mehr liegend, sondern aufrecht orientiert war, erzeugte dies einen eher unharmonischen Auspuffverlauf.

Für den Vertrieb der Motorräder hatte KMB zum Beispiel die Generalvertretung in Aachen bei der Firma Aachener Auto- und Maschinenbau GmbH etablieren können. Auch Hans Schinzinger aus Stuttgart gehörte in den folgenden Jahren zu den Händlern.

Eines der ersten sportlichen Veranstaltungen mit KMB-Teilnahme war das Straßenrennen der Kölner Motorradfahrer im März 1923, bei dem eine solche KMB-Maschine siegte, „gebaut von der Firma Franz Becker, Köln, Lindenstraße Nr. 14, welche überlegen als erste und in vorzüglichem Endspurt durchs Ziel ging.“ Der Fahrer der Maschine war Josef Gertis aus Köln. Beim Riehler Bahnrennen im Juli 1923 sind die beiden Kölner Fahrer Heinz Bätz und Adolf Esch (siehe auch Esch-Record) in verschiedenen Klassen ebenfalls recht erfolgreich mit KMB-Motorrädern beteiligt.

In KMB-Geschäftspapieren vom Mai 1923 und auch im „Motorfahrer“ Heft 15 vom Juli 1923 erscheinen die Angaben zu zwei neuen KMB-Motorradmodellen. Eine 4,2 PS Einzylinder, 2-ventilig und eine 6 PS Einzylinder, 4-ventilig. Nach Angaben aus der Zeitschrift „Das Motorrad“ wurde dieses 4-ventilige Modell bereits im Vorjahr auf der Berliner Automobil-Ausstellung gezeigt. Beide Modelle werden mindestens bis 1925 beworben. Die Leistungsangaben schwanken allerdings immer wieder in den Werbeangaben. Das 2-ventilige Modell ist mit einer 85 mm Bohrung und 97 mm Hub ausgeführt. Das entspricht einem Hubraumvolumen von ca. 550 ccm. Die Ventile sind bei diesem Modell seitlich angeordnet. Die 4-Ventil Ausführung hatte eine Bohrung von 90 mm und einen Hub von 100 mm, was ein Hubraumvolumen von ca. 640 ccm ergibt. Vermutlich wurden die englischen Triumph-Motoren als Vorlage genutzt und diese auf größere Hubräume abgeändert. Den 4-ventiligen Ricardo Motor von Triumph gab es ja zwischenzeitlich auch schon. Aufgrund der nun größeren Motorenleistung und aufgrund der daraus resultierenden höheren Wärmeentwicklung wurde auch die notwendige Kühlfläche durch Kühlrippenergänzungen am Zylinder und am Zylinderkopf vergrößert. Angeblich wird diese Änderungskonstruktion Joseph Dauben zugeschrieben.

Mit diesen beiden Modellen wurden auch bei einigen Rennen gute Ergebnisse erzielt. Beachtenswert war der Erfolg bei der Deutschlandfahrt 1924, bei der es im Winter 17 Tage lang mehr als 3000 Kilometer durch ganz Deutschland ging und dies bei teilweise eisigen Temperaturen und Schneegestöber. Für ihre Leistung erhielten die KMB-Fahrer Heinz Bätz, der als Einziger mit Sozius fuhr, und Fritz Stüpp jeweils eine silberne Plakette. Adolf Esch erhielt eine bronzene Plakette. Fritz Stüpp aus Ohligs/Solingen war der Gebietsvertreter der KMB-Motorräder für das Bergische Land und fuhr die Deutschlandfahrt mit seinem zwei Jahre alten KMB-Modell.

Auch bei einigen regionalen und nationalen Motorradrennen wurden gute Resultate erzielt. So beispielsweise beim Rennen in Wuppertal-Elberfeld, den Bahnrennen in Köln und Hannover, beim Rennen in Münster, bei der Eifelrundfahrt, bei der Unterfränkischen Zuverlässigkeitsfahrt und beim Schleizer Dreiecksrennen. Hier waren Adolf Esch und Willi Ehrlenbruch sehr oft mit KMB-Maschinen am Start. Auch der Kölner Rennfahrer Herzogenrath war bei der Niederrheinischen Zuverlässigkeitsfahrt im Juni 1924 mit einem Ersten Platz erfolgreich auf KMB unterwegs.

Je nach Kundenwunsch wurden Ende 1924 auch Motorradmodelle mit Einbaumotoren hergestellt. So bot man neben den eigenen Motoren auch Modelle mit Hubraumgrößen von 350 ccm bis 1100 ccm von Herstellern wie Blackburne, JAP und Motosacoche an. Erzeugt wurden beispielsweise Ausführungen mit einem 600 ccm JAP-Motor, welcher sehr gut für Seitenwagenbetrieb geeignet war. Dokumentiert sind auch der Einbau eines Blackburne 2,8/14 PS und eines großen V-Zweizylinder Motosacoche Aggregats. Auch Getriebe für Motorräder wurden offeriert.

Ab Mitte 1925 übernahm dann die Firma „Gödde & Brecke GmbH“ in Köln, Kattenbug 4, den Generalvertrieb für Deutschland, wobei einer der Namensgeber, Hermann Gödde, auch an Motorradrennen mit KMB-Modellen aktiv teilnahm. So beim Geschicklichkeitswettbewerb im November 1924 in Köln-Ehrenfeld oder kurze Zeit später bei der Deutschlandfahrt 1925, bei der auch die Fahrer Merges (Cleve), Swinkels (Mönchengladbach) und Elsen (Köln) teilnahmen, allerdings nicht ganz so erfolgreich wie im Jahr zuvor.

Am 28. November 1925 wird das Konkursverfahren über die Firma „Kölner Motorrad- u. Maschinenfabrik“ und über das Vermögen des Kaufmanns Franz Becker eröffnet. Kurz vorher hatte dieser den Firmensitz nach Köln-Junkersdorf, in die Aachener Str. 23 verlegt. Ende März 1926 wird das eingeleitete Konkursverfahren mangels Masse eingestellt.

Auch das Franz Becker gehörende Grundstück in der Aachener Straße 23 mit Wohnhaus, Hausgarten und 37,31 ar großem Fabrikgelände wurde im März 1926 zwangsversteigert.

 

Zusätzliche Bemerkungen:

Eine direkte Verbindung von KMB zur Marke Imperia, bzw. dass KMB die Vorgänger-Firma zu Imperia gewesen wäre, welches in vielen Beschreibungen zur Marke Imperia immer wieder angegeben wird, konnte bei dieser Recherche nicht nachgewiesen werden. Sie erscheint vielmehr unplausibel. Die vermeintliche angebliche direkte Verbindung von KMB zu Imperia ist vermutlich auf Falschangaben von Erwin Tragatsch zurückzuführen, die im Zusammenhang mit einem Interview mit Dr. Rolf Schrödter aufgekommen sind.

-  Personen mit Familiennamen „Becker“ gab es sehr viele in Köln. Allein im Jahr 1925 findet man im Kölner Adressbuch ca. 880 eingetragene Personen mit dem Familiennamen „Becker“. Da kann es leicht vorkommen, wenn man Personen anhand des Namens verwechselt. So steht beispielsweise Jakob Becker, der Direktor der Kalker Maschinenfabrik AG, in keinem direkten Zusammenhang zur Firma „Kölner Motorrad- und Maschinenfabrik Franz Becker“ (KMB). Die Firmenadressen der KMB lagen zu keiner Zeit im Bereich Köln-Kalk, sondern immer auf der linken Rheinseite.

Dass die Eröffnung des Konkursverfahrens der KMB nur zwei Tage vor dem Konkurs der Firma „Imperia-Werk, Motorradbau GmbH“ erfolgte, dürfte wohl eher ein Zufall sein. In einer Zeitungsmeldung vom 08.12.1925 der Badischen Presse wird in diesem Zusammenhang fälschlich die Firma „Franz Becker, Motoren- und Maschinenfabrik“ (Köln) der Familie von Jakob Becker und dem Zusammenbruch deren „Imperia Werke Motorradbau mbH (Köln-Mühlheim)“ zugeordnet, wobei diese Einordnung nicht zutrifft. Vielleicht kamen auch daher die unstimmigen Angaben in so manchem Markenbericht über die Kölner Zeit der Motorradmarke „Imperia“ zustande.

Der immer wieder verwendete angebliche „Doktor“-Titel zu Franz Becker konnte nirgends nachgewiesen werden. Die Angabe „Dr.“ ist vermutlich auf einen Korrekturfehler in Quellenangaben von Helmut Hütten in Verbindung mit Angaben von Erwin Tragatsch zurückzuführen, bei dem ein "Fr." (für Franz) in ein "Dr." abgeändert wurde.

(Zusammengestellt von: Helmut Kraus und Frank Grüneboom. Juni 2024)

Quellenmitteilung zu entsprechenden Textbereichen sind auf Anfrage möglich.

 


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