Hinweise bzgl. Datenschutzgrundverordnung [EU-DSGVO]

Um unsere Webseite für Sie optimal zu gestalten und fortlaufend verbessern zu können, verwenden wir Cookies. Durch die weitere Nutzung der Webseite stimmen Sie der Verwendung von Cookies zu. Weitere Informationen zu Cookies und unserem Umgang in puncto Datenschutz erhalten Sie in unserer Datenschutzerklärung.

Juhö

Informationen zum Hersteller

Julius Höflich                                                                     (01. Januar 1920 – 16. Juni 1922)

Fürth i.B., Rednitzstraße 26                        (Büro)           

Fürth i.B., Würzburger Straße 125             (Fabrik)               

Julius Höflich Kraftfahrwerk (OHG)                              (16. Juni 1922 – 1922)

Fürth i.B., Rednitzstraße 26                        (Büro)           

Fürth i.B., Würzburger Straße 125             (Fabrik)

Julius Höflich Kraftfahrwerk AG                                      (23. Juni 1922 – ca. Mitte 1924)

Fürth i.B., Rednitzstraße 26                                              

 

Das erste „Juhö“-Motorrad kam im Laufe des Jahres 1922 auf den Markt. Es war dies das Modell „LM 22“, welches mit einem seitengesteuerten Viertaktmotor ausgeführt war und dessen Motorleistung durch einen Riemen an das Hinterrad übertragen wurde. Das Fahrgestell bestand aus einem unten geschlossenen Rohrrahmen und einer Kurzschwingen-Vorderradgabel. Nach Werbeangaben werden zu dieser Zeit auch Kleinautos von der herstellenden Firma „Julius Höflich“ angeboten.

Seit 1. Januar 1920 betreibt der Kaufmann Julius Höflich in Fürth ein Geschäft zur Herstellung und dem Vertrieb von patentamtlich geschützten Sonderartikeln. Darunter sind Automobilzubehörteile, Automobilwerkzeuge und -werkzeugkästen zu verstehen. Zu deren Vermarktung lässt Höflich das Markenzeichen „Juhö“ eintragen, welches auch stellenweise in ein stilisiertes dreiblättriges Kleeblatt, dem zentralen Motiv des Fürther Stadtwappens, eingebettet ist und an manchen Fahrzeugkomponenten als Markenlogo aufgebracht wird. Für die selbstentwickelte Zündkerzen-Elektrodenschutzkappe lässt man die dazu vorgesehene Markenbezeichnung „Tarnkappe“ schützen und auch Ausführungen von Öl- und Benzinbehälter werden patentiert. Geschäftlich wird dem Fürther Kaufmann Assur Benima Einzelprokura erteilt. Assur Benima stand vermutlich in einem verwandtschaftlichen Verhältnis zu Klara „Klärchen“ Höflich (geb. Benima), der Ehefrau von Julius Höflich, der wiederum ab 28. März 1919 Teilhaber in der offenen Handelsgesellschaft „Assur Benima“ war. Die Firma „Julius Höflich“ war aufgeteilt in „Abteilung I“ für die Herstellung der „Juhö“-Kraftfahrzeuge, die „Abteilung II“ für die Herstellung von Autozubehör und die „Abteilung III“ für die Produktion von Werkzeugen und Maschinen. 

Weiterhin betreibt Höflich zusammen mit den Nürnberger Werkmeistern Hans Oberreuther, Paul Kraus und dem Maschinenmeister Max Sondheimer seit 29. Januar 1919 das „Nürnberger Autovertrieb & Reparaturwerk Oberreuther, Höflich & Co.“ mit Sitz in Nürnberg.

Die Firma „Julius Höflich“ firmiert man am 16. Juni 1922 um in die offene Handelsgesellschaft „Julius Höflich Kraftfahrwerk“. Als Gesellschafter werden der bisherige Alleininhaber Julius Höflich und der Diplomingenieur Leo Falk eingetragen. Die vorher betriebene Einzelfirma erlischt in diesem Zuge.

Nur wenige Tage später ändert man durch den Gesellschaftsvertrag vom 23. Juni 1922 die Gesellschaftsform in die „Julius Höflich Kraftfahrwerk Aktiengesellschaft“. Gegenstand des Unternehmens ist die Übernahme und der Fortbetrieb des unter der Firma „Julius Höflich Kraftfahrwerk“ betriebenen Fabrikations- und Handelsunternehmens, insbesondere die Herstellung, der Vertrieb und die sonstige Verwertung von Kraftfahrrädern, Kleinautomobilen und ähnlichen Artikeln. Das Grundkapital beträgt 4,6 Millionen Mark. Gründer der Aktiengesellschaft sind:

Vorstandsmitglieder sind: Julius Höflich und Leo Falk, denen im September 1923 die Befugnis gewährt wurde die Gesellschaft auch jeweils allein zu vertreten. Dem ersten Aufsichtsrat gehören an:

Im Oktober 1922 erhalten die Kaufleute Karl Heinrich (Fürth) und David Warschauer (Nürnberg) Gesamtprokura. Eine Kapitalerhöhung auf 15 Millionen Mark durch Ausgabe von Stammaktien wird bereits Ende 1922 beantragt, die durch eine außerordentliche Generalversammlung im Januar 1923 genehmigt wurde.

Die Firma schließt sich der Frankfurter „Motor-Verkehrs-GmbH“ an, einem Handelsunternehmen für Motorfahrzeuge, denen beispielsweise auch die „Lippischen Werkstätten AG“ in Detmold angehören, dem Hersteller der „LWD“-Leichtmotorräder.

Eine zusätzliche Verdopplung des Aktienkapitals auf 30 Millionen Mark wurde im April 1923 beantragt, die am 17. Mai 1923 in einer Eigentümerversammlung genehmigt wird. Für das Geschäftsjahr 1922/1923 erwirtschaftet das Unternehmen einen Reingewinn von 12,9 Millionen Mark. Der am 03. September 1923 neu gewählte Aufsichtsrat besteht anschließend aus den Herren:

Die Angebotspalette der Motorräder umfasst 1923 folgende Modelle:

1,5 PS Motorrad ohne Getriebe, Viertakt-Modell, zulassungsfrei, führerscheinfrei

1,5 PS Motorrad mit Getriebe (Type „LMG 23“), Viertakt-Modell, zulassungsfrei, führerscheinfrei,

2,5 PS Motorrad, mit Zweigang-Getriebe, Handanlasser und Kupplung

3,5 PS Motorrad (Type „ZM“), Zweitakt-Modell, mit Zweigang-Getriebe, Kickstarter und Kupplung

Das Zweitaktmodell „ZM“ besitzt einen Motor mit ca. 350 ccm Hubraum und einer außenliegender Schwungscheibe auf der linken Seite. Über ein Getriebe wird die Leistung per Riemen an das Hinterrad übertragen. „Juhö“-Motorräder werden auch auf der Berliner „Deutschen Automobil Ausstellung“ im Herbst 1923 präsentiert und vertrieben unter anderem in Düsseldorf durch die „Ernst Küpper & Co. GmbH“ und durch „Voss & Schorn“, in Münster bei „Paschen & Dahlmann“, in Aachen durch den Vertreter Fritz Foerster, in Duisburg bei Max Wiegand, in Mannheim durch die „Motorrad-Zentrale“ und in Freiburg i.Br. durch Reinhold Wiesner Automobile GmbH.

Sportlich fährt Höflich selbst in manchen Wettbewerben auf seinen Maschinen mit. So zum Beispiel bei der Gleichmäßigkeitsfahrt „Rund um Stuttgart“ im Mai 1923, bei der er den fünften Platz in der Klasse der Kleinkrafträder bis 0,75 Steuer-PS belegen kann. Sein Markenkollege Christgau erreicht in der gleichen Hubraumklasse den vierten Platz. Beim Solitude-Bergrennen am 17. Juni 1923 nahmen in der Klasse bis 200 ccm die Stuttgarter Fahrer Hans Bürkle und Franz Schneider auf Juhö-Maschinen teil. Ebenso war Juhö in der Fachklasse bis 250 ccm Hubraum beim Süddeutschen Tourenpreis des DMV im Sommer 1923 erfolgreich, bei der Meyer aus Nürnberg und Ziegler aus Burgfarrnbach die Ehren-Urkunde erhielten. Ziegler ist es auch, der bei den Bayerischen Motorrad Bergmeisterschaften am 19. August 1923 den Sieg in der Fachklasse bis 200 ccm Hubraum auf einer Juhö-Maschine einfuhr. Sein Teamkollege Meyer kam hier in der Fachklasse bis 350 ccm Hubraum auf den dritten Platz. In der vierten Fränkischen Zuverlässigkeitsfahrt im September 1923 erreichen Christgau und Sachse den zweiten und dritten Platz in der Fachklasse bis 200 ccm. In den ostdeutschen Gebieten sind es Schulz aus Drossen und Gustav Schneider, die im Jahr 1924 sehr gute Platzierungen auf Juhö-Maschinen erreichen. Die Nürnberger Paul Wenglein und Gustav Bauer bestreiten das Solitude Rennen bei Stuttgart in der Klasse bis 200 ccm auf „Juhö“, in dem Gustav Bauer einen zweiten Platz erzielen kann.

Anfang des Jahres 1924 schließen sich die „Julius Höflich Kraftfahrwerk AG“ und die „Bayerische Nähmaschinenfabrik AG“ aus Nürnberg zu einer Wirtschaftsgemeinschaft zusammen. Als Vorstand der Nähmaschinen-Aktiengesellschaft wurde Julius Höflich gewählt. Den Sitz der Nähmaschinenfabrik verlegt man von Nürnberg nach Fürth in die Geschäftsstelle der „Julius Höflich Kraftfahrwerk AG“.

Nachdem das „Juhö“-Unternehmen mehr und mehr in finanzielle Schwierigkeiten gerät, wird zwecks Beschlussfassung über die Maßnahmen zur Fortführung oder Liquidation der Firma zu einer außerordentlichen Generalversammlung im Juli 1924 eingeladen. Diese Generalversammlung wird allerdings kurz vorher abgesagt, da einige Tage vorher, am 23. Juni 1924, der Konkurs über das Unternehmen eingeleitet wurde, was das Ende der Produktion und des Unternehmens bedeutete. Am 07. August 1931 wird die Firma abschließend aus dem Handelsregister gelöscht.

Auch die Firma „Assur Benima“, dessen Inhaber Julius Höflich ist, wird im November 1924 aufgelöst und über die neu gegründete Firma „Sack- und Rohprodukten-Großhandelsgesellschaft mbH“ weitergeführt. Als Geschäftsführer ist hier neben Julius Höflich der Kaufmann Markus Steinbach aus Fürth eingetragen.

Mindestens das Zweitaktmodell wurde nach dem „Juhö“-Produktionsende durch das „Dorko-Werk“ in Bamberg unter der Marke „D.W.B.“ weiter produziert und verkauft. Es wird angenommen, dass das Dorko-Werk die Motoren und die Getriebe der Juhö-Motorräder an die Firma „Julius Höflich“ zugeliefert hat. 

 

(Zusammengestellt von: Helmut Kraus. März 2025)

Quellen:

(1)   Deutscher Reichsanzeiger, 1919-1924, 1931

(2)   Der Motorwagen, 1922

(3)   Düsseldorfer Beobachter, 1922

(4)   Süddeutsche Zeitung, 1922-1924

(5)   Stuttgarter neues Tagblatt, 1922-1923

(6)   Kölnische Zeitung, 1922-1924

(7)   Berliner Börsen-Zeitung, 1922-1924

(8)   Hamburger Fremdenblatt, 1922-1923

(9)   Düsseldorfer Beobachter, 1922

(10) Aachener Anzeiger, 1923-1924

(11) Der Mittag, 1923

(12) Berliner Tageblatt, 1924

(13) Dortmunder Zeitung, 1924

(14) Leipziger Tageblatt, 1924

(15) Münchner neueste Nachrichten, 1923

(16) Münsterischer Anzeiger, 1923

(17) Aufwärts, 1924

(18) Der Motorfahrer, 1924


Zurück zur Herstellerliste.

Artikel zum Hersteller: Juhö


Rubrik: Fotos