Joka
Informationen zum Hersteller
Joseph Kanzler GmbH, Motorradbau
Großenhain / Sachsen, Radeburger Straße 16 (1925)
Mit einer Handlung und Reparaturwerkstatt für Fahrräder, Nähmaschinen und Kraftfahrzeuge begann Joseph Kanzler sein geschäftliches Unternehmen in Großenhain. Das zugehörige Werkstattgebäude befand sich in der Radeburger Straße, wo auch eine eigene Emaillier- und Vernickelungsanlage eingerichtet war.
Produziert wurde im Jahr 1925 ein steuer- und führerscheinfreies „JOKA“ Leichtkraftrad mit 2,5 PS Leistung. Ausgestattet war dies mit einem Zweigang-Getriebe und Kickstarter oder mit einer Fichtel & Sachs-Nabe. Der verwendete Zweitakt-Motor könnte ein ESBE-Motor der Firma „Schäffer & Budenberg“ aus Magdeburg-Buckau gewesen sein.
Im weiteren Jahresverlauf werden Motorräder in den Hubraumgrößen 125 ccm und 175 ccm angeboten. In dem niedrig gehaltenen hartgelöteten Stahlrohrrahmen sind nun Adma-Einzylinder-Zweitaktmotoren vorgesehen. Die 125 ccm Maschine mit 2,5 PS Leistung ist weiterhin steuerfrei- und führerscheinfrei fahrbar. Die 175 ccm Ausführung leistet 3,5 PS an der Bremse. „Durch Vermeidung von Zahnrädern, durch Fortfall des Schwungrades und Verlegung der Schwungmassen in das Kurbelgehäuse wurde die Motorenkonstruktion einfacher und übersichtlicher. Es wurden am Adma-Motor etwa 50 Prozent aller beweglichen Teile gegenüber anderen Konstruktionen erspart, wodurch weniger Anlaß zu unangenehmen Störungen und vorzeitigen Abnutzungen gegeben wurde. Die Tourenzahl kann beliebig erhöht werden, ohne daß ein Nachlassen der Kraftleistung eintritt.
Beide Typen sind ferner mit einem Pfeiffer- oder Sturmey-Archer-Dreiganggetriebe, Kickstarter, Leerlauf und Kupplung ausgerüstet. Der Antrieb erfolgt mittels Riemen auf das Hinterrad. Die Vergasung erfolgt durch Spezialvergaser, die Zündung durch Boschmagnet. Der Tank faßt etwa 6 Liter Benzin und 1 Liter Öl. Benzinverbrauch auf 100 km etwa 3,5 Liter. Die Vordergabel ist zentrisch gelagert und mit einer Doppelfederung ausgestattet, die auch für schlechteste Straßen geeignet ist. Gesamtlänge der Maschine 2 m, Sattelhöhe etwa 70 cm. Gesamtgewicht etwa 60 kg.
Die dritte Type ist die Joka-Sportmaschine, welche mit dem bekannten englischen Villiers-Motor ausgerüstet ist, welcher bei 172 ccm eine Durchschnittsleistung von 4,5 PS erzielt. In diese Maschine gelangt ein Gardine-Block-Getriebe [korrekt: Jardine-Block-Getriebe] zum Einbau. Im Gegensatz zu den anderen Typen findet hier ein Doppelrohr-Rahmen Verwendung, der jeder Beanspruchung gewachsen ist. Ferner weist diese Maschine eine kurze, gedrungene Form auf und ist mit elektrischer Beleuchtung ausgestattet.
Für die Saison 1926 sieht die Firma den Einbau der bekannten Küchen- und Kühne-Motore vor, um diese 250 und 350 ccm-Maschinen auf den Markt zu bringen.“ [Unbekannte Zeitschrift, vermutlich 1925]
Eine andere Quelle beschreibt das kleine Modell mit 125 ccm Adma-Motor, bzw. dort mit 130 ccm angegeben, als ausgeführt mit einem Pfeiffer 3-Gang-Getriebe. Das Modell mit 175 ccm Adma-Motor hatte nach diesen Ausführungen das Sturmey-Archer 3-Gang Getriebe verbaut.
Der weitere Verlauf zur Firma ist unbekannt. Man kann davon ausgehen, dass die angekündigten Modelle für 1926 wahrscheinlich nicht mehr gebaut wurden und auch von den vorherigen Modellen wurden vermutlich eher kleine Stückzahlen produziert.
(Zusammengestellt von: Helmut Kraus. Dezember 2024)
Quellen:
(1) Adressbuch Großenhain, 1924
(2) Kleinauto und Kraftrad, 1925
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