Hirsch
Informationen zum Hersteller
E.F. Hirsch GmbH, Abt. Fahrzeuge
Berlin NW 7, Schadowstr (1923)
Hirsch Motorradbau GmbH
Berlin, Ackerstr. 55 (oder 56) (1923-1925)
Berlin SO 33, Köpenickerstraße 177/180 (Juni 1925)
Im Jahr 1923 betrieb Emil Fritz Hirsch eine Außenhandels-GmbH in der Schadowstraße 1b, welche wohl als „E.F. Hirsch GmbH, Abt. Fahrzeuge“ auch mit Motorrädern handelte. Es kann also sein, dass deren erste Motorradmodelle aus dem Ausland kamen und als Hirsch Motorräder hier verkauft wurden.
Neben der Außenhandels-GmbH leitete der Ingenieur Emil Fritz Hirsch (wohnhaft in Berlin N 4, Invalidenstr. 19) noch eine weitere Firma. Diese war die „E.F. Hirsch, KG“, Fabrik für Eisenkonstruktionen und Drahterzeugnisse und Eisengroßhandlung. Später wurde daraus eine Aktiengesellschaft. Deren Fabrikation lag in Berlin Reinickendorf-West. Das Stadtlager hierzu war in Berlin N 21, Ackerstraße 56 und Hussitenstraße 67.
Die „Hirsch Motorradbau GmbH“ wurde 10. März 1923 gegründet, mit Sitz in Berlin, Ackerstraße 55. Es ist auch möglich, dass die Hausnummer die 56 war. Gegenstand des Unternehmens war die Herstellung von Motorrädern. Als Geschäftsführer waren Ingenieur Hans Abraham (Berlin-Friedenau) und Kaufmann Rudolph Bennewitz (Berlin-Halensee) bestellt.
Bereits Ende April 1923 startete der Fahrer Wertz auf einem 1,13 PS Hirsch Motorrad beim Olympia Bahnrennen in Berlin. Er erzielte in der Klasse der Kleinkrafträder bis 150 ccm Hubraum den dritten Platz. Bei der Deutschlandfahrt Anfang 1924 fuhr in der Klasse der Hilfsmotorräder W. Wertz auf einer Hirsch und erhielt für die erfolgreiche Fahrt eine bronzene Plakette. Im Herbst 1924 waren Hirsch-Leichtmotorräder zur Teilnahme bei der ADAC-Reichsfahrt in der Klasse bis 150 ccm vorgesehen. Genannt haben hier die beiden Berliner Kurt Koch und Friedrich Dudek.
Die Geschäftsführer der Firma wechselten im März 1924, so dass Direktor Herbert Wollmann (Berlin) und Prokurist Richard Möbius (Berlin) die Geschäftsführertätigkeit übernahmen, um sie dann am 13. September 1924 an Ingenieur Emil Fritz Hirsch (Charlottenburg) und Kaufmann Karl Hirsch (Berlin) zu übergeben.
Mitte 1925 bringt die Firma „Hirsch Motorradbau GmbH“ etwas Neuartiges auf den Markt. Es ist ein patentierter Rahmen aus Holz. Der Rahmen besteht aus einer präparierten Platte aus Eschenholz und ist vom Steuerkopf bis zur Hinterradachse in gerader Linie durchgeführt. Die Platte hat eine Dicke von 25 mm und eine Breite von 20 cm. Sie teilt sich gabelförmig nach unten und ist am Ende in zwei Schuhen befestigt. Der vordere Teil ruht, befestigt durch doppelt verschraubte Bolzen, in einem besonders stark dimensionierten Schuh, in dem gleichzeitig ein Steuerkopf angebracht ist. Auf der Platte ruht der Öl- und Benzintank. Der Motortragebügel besteht aus starkwandigem Stahlrohr und ist durch Flanschen am Steuerkopf bzw. an den Hinterradschuhen angebracht. Durch die gerade Linie des Rahmens bekommt das Rad ein sehr sportmäßiges rassiges Aussehen. Ausgestattet ist die Maschine mit einem 2,5 PS Zweitakt-Grade-Motor mit 131 ccm, bei 52,5 mm Bohrung und 60 mm Hub, so dass die Maschine steuerfrei gefahren werden konnte. Es wurden Ausführungen mit oder ohne Kickstarter, Kupplung und Getriebe angeboten. Die Federung am Vorderrad übernahm eine Pendelgabel. Der Antrieb auf das Hinterrad erfolgte mit Riemen.
Ein Jahr später löst dann Kaufmann Franz Breznick (Berlin) die bisherigen Geschäftsführer Fritz und Karl Hirsch ab. Es ist anzunehmen, dass die Firma 1926 nicht mehr bestand.
Zusätzliche Bemerkung:
- In der Oldtimerszene ist eine „Hirsch“ mit einem eingebautem Bosch-Douglas Boxermotor bekannt. Ob eine solche Ausführung von der Firma „Hirsch Motorradbau GmbH“ hergestellt wurde, ist unklar, eher zweifelhaft. Dem Rechercheteam liegen zumindest keine historischen Belege eines solchen Modells vor.
(Zusammengestellt von: Helmut Kraus. Juni 2024)
Quellen:
(1) Adressbuch Berlin 1923
(2) Handelsregister Berlin 1924 und 1925
(3) Berliner Börsen-Zeitung 1923 und 1924
(4) Vorwärts 1923
(5) Berliner Tageblatt 1923
(6) Allgemeine Automobil Zeitung 1924
(7) Münchner Neueste Nachrichten 1924
(8) Deutscher Reichanzeiger 1924
(9) Klein-Auto und Kraftrad 1925
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