Grutzena
Informationen zum Hersteller
Grutzena-Werk GmbH
Belzig i.d. Mark, Am Markt 4 (März 1923 – März 1928)
Die Firma „Grutzena-Werk GmbH“ wurde am 15. März 1923 in das Handelsregister eingetragen. Mit einem Stammkapital von 2.000.000 Mark gründeten der Mechaniker Eduard Grutzeck und der Maurer- und Zimmermeister Bruno Sacharowitz auf Basis eines Gesellschaftsvertrages vom 05. März 1923 in Belzig dieses Unternehmen zur Herstellung und zum Verkauf von Fahrrädern und Fahrradteilen.
Zur „Deutschen Automobil Ausstellung“ in Berlin im Dezember 1924 präsentiert man dann das bereits seit einigen Monaten bekannte Grutzena-Motorrad, welches durch lange Versuche und intensive Arbeit als in seiner Konstruktion sehr gefällig und gedrungen beschrieben wird und als Gebrauchsfahrzeug ganz besonders für Beruf und Reise empfohlen wurde. Der Rahmen war aus nahtlos gezogenem Stahlrohr gefertigt. Durch gute Gewichtsverteilung und die tiefe Sattellage wurde ein ruhiges und sicheres Fahren ermöglicht. Als Motor wählte man den bekannten Kühne-ohv-Einbaumotor aus, der als einer der neuesten Hochleistungsmaschinen zu dieser Zeit angesehen wurde. Er hat in der 350 ccm Hubraum-Version 1,35 Steuer-PS und leistet nach Grutzena-Prospektangaben an der Bremse bis zu 11 PS. Die kleinere Ausführung verwendete den 250 ccm Kühne-Motor mit 0,95 Steuer-PS. Die Maschine wird auch mit dem sehr gefälligen Swan-Seitenwagen geliefert und stellt in seiner Konstruktion ein gutes Tourenrad mit großer Leistungsfähigkeit dar, war sparsam im Verbrauch und erreichte ohne Schwierigkeit eine Geschwindigkeit bis zu 100 Kilometern pro Stunde. Das Vorderrad war durch eine kräftige Blattfeder zuverlässig abgefedert und mit einer Lamellen-Innenbremse versehen. Das Hinterrad besaß eine Innen-Bandbremse. Neben dem Tourenlenker wird alternativ ein zweckmäßiger Sportlenker angeboten. Zur Zündung verwendete man den Fischer-Hochspannungsmagneten und als Vergaser kam der Variat-Vergaser mit getrennter Luft- und Gasregulierung zum Einsatz. Zwischen Motor und Hinterrad war ein Dreiganggetriebe mit Kickstarter, Leerlauf und Lamellen-Kupplung geschaltet. Die Kraft vom Motor zum Getriebe und von diesem zum Hinterrad wurde durch Kette übertragen.
Schon vorher war man mit den Grutzena-Motorrädern bei einigen sportlichen Veranstaltungen am Start. Beispielsweise bei der ADAC-Reichsfahrt im September 1924, bei der Willy Grutzeck und Paul Meißner in der Hubraumklasse bis 350 ccm antraten. Auch bei der Fahrt „Rund um Belzig“ im gleichen Monat waren beide wieder auf den 350 ccm Grutzena-Maschinen am Rennen beteiligt und Meißner konnte dort den zweiten Platz in der Klasse bis 350 ccm erringen. Einen Monat später beim Straßenrennen „Rund um den Steinberg“ bei Hildesheim erzielte Grutzeck den zweiten Platz der Industriefahrer. Zur ADAC-Deutschlandfahrt im Jahre 1925 nahm Willy Grutzeck ebenfalls auf Grutzena mit der Startnummer 330 in der Klasse bis 350 ccm teil. Hierzu schreibt Herr Grutzeck an den Motorenhersteller Kühne: „…Wir können nur sagen, daß der Motor zu unserer vollen Zufriedenheit gearbeitet, und vom Start bis zum Ziel auch bei widrigsten Wegeverhältnissen sich als durchaus zuverlässig bewährt hat. Die Steigungen der Gebirgsstrecken nahm er ruhig und ohne Überanstrengung und zog auch in dem teilweise sehr hohen Schnee gut durch. Die eine Maschine, die in Köln startete, lief nach 12 Tagen bei 3000 km Beanspruchung in tadellosem Zustand am Ziel Köln wieder ein….“
Neben den Modellen mit den Kühne-Motoren erschien 1925 noch eine Version mit eigenem Grutzena-Motor in den Preislisten. Die mit „T III“ bezeichnete Motorrad-Ausführung besaß nach den Listenangaben einen 200 ccm-sv-Viertaktmotor, welcher eine Bohrung von 60 mm und einen Hub von 70 mm aufwies, mit 0,745 Steuer-PS als steuerfrei galt und mit 750 Mark Kaufpreis günstig im Erwerb und Unterhalt war. Am Vorderrad arbeitete hier eine Parallelogrammgabel zur Federung und der Antrieb erfolgte vom Motor über ein Zweiganggetriebe dann mittels Riemens auf das Hinterrad. Wahlweise und mit etwas Aufpreis konnte man für diese Maschine auch ein Dreiganggetriebe erhalten.
Nach 1925 waren keine weiteren Angaben zu Grutzena-Motorrädern zu finden. Man kann davon ausgehen, dass die wirtschaftliche Situation des Unternehmens keine Fortführung der Produktion zuließ. Am 27. März 1928 wurde die Firma „Grutzena-Werk GmbH“ schließlich aus dem Handelsregister gelöscht.
(Zusammengestellt von: Helmut Kraus. Dezember 2024)
Quellen:
(1) Deutscher Reichsanzeiger, 1923, 1928
(2) Berliner Börsen-Zeitung, 1923-1924
(3) Kleinauto und Kraftrad, 1924
(4) Auto und Kraftrad, 1925
(5) Münchener neueste Nachrichten, 1924
(6) Dortmunder Zeitung, 1924
(7) Hannoverscher Kurier, 1924
(8) Der Motorfahrer, 1924
(9) Karlsruher Tagblatt, 1925
(10) Preisliste, 1925
(11) Das Motorrad, 1925
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