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Frimo

Informationen zum Hersteller

Frimo

Motorpflugwerke Rudqwist GmbH

Ludwigstr. 6, München (27. März 1916 – ca. Dezember 1916)
Perlacherstr. 8, München-Giesing (ca. Dezember 1916 – 11. Juli 1918)

Motorpflugwerke München GmbH
Perlacherstr. 8, München-Giesing (11. Juli 1918- Juni 1925)

„Vis“ Aktiengesellschaft für Fahrzeug- und Motorenbau
Perlacherstr. 8, München (August 1922 – Juni 1926)
 



Die Ursprünge der „Frimo“ und „Vis“ Motorräder reichen zurück bis vor dem Ersten Weltkrieg. 

In München ist Karl Rudqwist in der Edelweißstraße 2 als Ingenieur tätig. Ab 1915 werden auf seinem Namen und für die spätere Firma „Motorpflugwerke Rudqwist GmbH“ diverse technische Patente beantragen. Darunter 1917 ein Patent für einen Zweitaktmotor mit zwei parallelen Zylindern mit gemeinsamem Brennraum. Für die Verwertung seiner Erfindungen wird im März 1916 die Firma „Motorpflugwerke Rudqwist GmbH“ gegründet. 

An dieser GmbH beteiligt sich u.a. auch Konsul Heinrich Simader, der 1925/26 Mehrheitsaktionär der Münchener „Aktiengesellschaft für Feinmechanik“ ist (siehe Piccolo). Spätestens im Dezember 1916 befindet sich der Firmensitz der Motorpflugwerke an der Perlacherstr. 8 in München-Giesing. Karl Rudqwist legt im Januar 1917 das Amt als Geschäftsführer nieder. 

Da viele Männer sich zu Kriegszeiten an der Front befinden, sucht man in den letzten Kriegsjahren am Arbeitsmarkt Frauen in der Funktion als Dreherinnen, denn die Firma verfügt zu dieser Zeit über dreißig bis vierzig mittlere und schwere Drehbänke und hat somit sicher ein entsprechendes Produktionsvolumen. 

Noch in den letzten Kriegsmonaten wird die Firma mit neuem Kapital versehen und in „Motorpflugwerke München GmbH“ umbenannt. Nach dem Krieg bietet man Verbrennungsmotoren für landwirtschaftliche Betriebe an. So produziert man im Sommer 1922 Rohölmotore, Motorlokomobile, Schiffsmotore, Wendegetriebe und Spar-Motore für Benzol, Treiböl, Petroleum, Gas. In einem weiteren Produktionszweig werden Hilfsmotore, Kleinmotore und Hilfsmotorräder gefertigt.

„Frimo“ wird im Sommer 1922 als Warenzeichen für die „Motorpflugwerke München GmbH“ eingetragen. Die Bezeichnung steht für Friktionsmotor, ein Motor mit Reibradantrieb.
Dieser einfache Fahrrad-Einbau-Motor wird ab September 1921 angeboten. Es handelt sich um einen 98 ccm Viertaktmotor mit Boschmagnet. Bei einer Bohrung von 50 mm und einem Hub von ebenfalls 50 mm wird die Bremsleistung mit 1 PS angegeben. Montiert wird der Motor auf dem Fahrradgepäckträger. Die Kraft überträgt eine Reibrolle auf die innere Lauffläche einer an das Hinterrad montierten separaten Antriebsfelge. Per Bowdenzug kann der Antrieb ein- oder ausgekuppelt werden, dieser wird vom Motor mittels Kette angetrieben. 
Die Ventile sind oben gesteuert, die Schwungscheibe ist außenliegend montiert, ein im Profil sechseckiger Tank ist über dem liegenden Motor angebracht. Als Träger dienen handelsübliche Fahrräder. In der Literatur findet man den Hinweis, dass der Generalvertrieb damals bei den Maschinen Großhandlungen Max Beiner und Julius Beiner lag. Beide waren Fahrradhändler in München.

Im Oktober wird auf der Berliner Automobilausstellung der „Frimo“-Motor mit einem mit Vorderradfederung versehenen Fahrgestell vorgestellt. 

Die Nennung von zwei Frimo-Rädern, für das am 10. Juni 1922 stattfindende Motorrad- und Kleinautorennen in Berlin-Grunewald, sorgt in der Presse für Beachtung, denn mit ihren 0,4 Steuer-PS gehört Frimo zu den schwächsten Motorkonstruktionen am Start. Bei der ADAC-Reichsfahrt versucht man ebenfalls sein Glück, gleich drei Frimo-Nennungen sind zu verzeichnen. Die Fahrer geben jedoch kurz nach dem Start in Leipzig auf.

In München wird auf der Deutschen Gewerbeschau des ADAC im August 1922 das „Frimo-Rad“ schon unter neuem Firmennamen präsentiert, denn die Motorpflugwerke fusionieren im gleichen Monat mit der Berliner „´Vis´ Gesellschaft für Kleinfahrzeuge mbH“ zur „´Vis´ Aktiengesellschaft für Fahrzeug- und Motorenbau“. Der Firmensitz verbleibt in der Perlacherstraße. 

Zeitgleich wird die Leistung der Frimo Einbau-Motoren und des nun als „Frimo Leichtmotorrad“ bezeichneten Frimo-Rades mit 1,5 PS angegeben. Im Dezember 1922 bewirbt man die Frimo Produkte wohl letztmalig. Die „Vis AG“ fokussiert sich im Jahr 1923 auf ihr „Vis Leichtmotorrad“. Auch wenn der Markenname Frimo nicht mehr erwähnt wird, so ist dieses Leichtmotorrad wohl doch mit dem hauseigenen Frimo-Motor ausgestattet. Dabei wird der Motor nun aber im Fahrwerksrahmen angeordnet.  

Mit Einführung der neuen Modelle Vis-Simplex und Vis-Duplex zum Modelljahr 1924 werden bei der Vis AG Motorkonzepte nach dem Zweitaktprinzip verwendet, somit endet damit die Geschichte des Frimo-Viertakt-Motors.

Im Rahmen der Firmenfusion sollen die Motorpflugwerke im Februar 1923 liquidiert werden. Doch auch im April 1924 ist die Liquidation noch nicht abgeschlossen. Beachtenswert ist, dass im Juni 1925 der Firmenname „Motorpflugwerke München GmbH“ erneut in einer Werbeanzeige erscheint. Diesmal wird ein Motorradbausatz mit dem Vis-Simplex-Tourenmotor angeboten. Da dies kurz vor der Insolvenz der Vis AG erfolgte, ist zu vermuten, dass man über den alten Firmenmantel noch Zahlungsflüsse steuern wollte. Oder wollte man den Bausatz von den Vis-eigenen Angeboten abgrenzen? 

Weite Informationen zur „Vis“ Aktiengesellschaft für Fahrzeug- und Motorenbau“ finden sich unter Vis (siehe Vis).


(Zusammengestellt von: Frank Grüneboom, April 2025)

Quellen:
Adressbuch München 1922
Berliner Tageblatt 1916, 1922
Der Motorfahrer 1921
Deutscher Reichsanzeiger 1915-1918, 1922-1923
Illustrierte Motorzeitung 1922
Kölnische Zeitung 1917
Motor und Sport 1925
Münchener Neueste Nachrichten 1916-1917, 1921-1924, 1926
Österreichische Nähmaschinen- und Fahrrad-Zeitung 1921
Wiener Landwirtschaftszeitung 1919


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Rubrik: Sonstige