Eisenhammer
Informationen zum Hersteller
Aktiengesellschaft Eisenhammer
Thalheim (Erzgebirge) (19. Februar 1921 – November 1924)
Hersteller der „Eisenhammer“-Motorräder war die Firma „Aktiengesellschaft Eisenhammer“ in Thalheim/Erzgebirge. Sie entstand aus dem Unternehmen „Eisenhammer Thalheim i. Erzgeb. Löffler & Rudolph“, welches wiederum durch Umbenennung im Dezember 1918 aus der „Erzgebirgische Holzbestandteile-Fabrik Rudolph & Co.“ hervorging.
Der Gesellschaftsvertrag zur Gründung der Aktiengesellschaft wurde am 19. Februar 1921 abgeschlossen und mit Änderungen am 27. Juni und 15. Dezember 1921 ergänzt. Gegenstand des Unternehmens ist die Fabrikation von Maschinen, insbesondere von Buchdruckpressen. Zum Vorstand der Gesellschaft wurde der Fabrikbesitzer Emil Willy Löffler aus Thalheim bestellt. Als Gründer der Firma sind angegeben:
- Offene Handelsgesellschaft Eisenhammer Thalheim i. Erzgeb. Löffler & Rudolph (Thalheim)
- Firma Emil C. Kretzschmar (Berlin) -> siehe Motorradmarke „Eceka“ (Berlin)
- Kaufmann Georg Carl Gustav König (Halle)
- Architekt Bruno Max Riedrich (Dresden-Blasewitz)
- Offene Handelsgesellschaft Wilhelm Löhnert (Schönau b. Chemnitz)
- Fabrikbesitzer Richard Hofmann (Thalheim)
- Offene Handelsgesellschaft Lehnhardt & Co. (Buchholz)
- Kaufmann Paul Viertel (Chemnitz)
- Architekt Carl Schmidt (Jena)
- Bankier Bruno Müller (Thalheim)
Die bisherige offene Handelsgesellschaft „Eisenhammer Thalheim i. Erzgeb. Löffler & Rudolph“ wird in diesem Zuge umbenannt in „Löffler & Rudolph“. Sie bringt Maschinen im Wert von 87 Aktien in die neu gegründete Aktiengesellschaft ein. Der erste Aufsichtsrat besteht aus:
- Fabrikbesitzer Paul Richard Rudolph (Thalheim)
- Kaufmann Georg Carl Gustav König (Halle)
- Architekt Bruno Max Riedrich (Dresden-Blasewitz)
- Architekt Carl Schmidt (Jena)
- Kaufmann Edmund Georg Drögemüller (Berlin)
Neben der Herstellung von Buchdruckpressen will man in den Motorradbau einsteigen. Anfang des Jahres 1922 sucht das Unternehmen deshalb Werkmeister, Schlosser und Dreher für den Motorenbau. Auch wird als zweites Vorstandsmitglied und als technischer Direktor Dipl.-Ing. Alfred Lesage angestellt. Etwas später, im November des gleichen Jahres, bewirbt man die produzierten Leichtmotorräder der Aktiengesellschaft Eisenhammer in Berliner Tageszeitungen. Mit hoher Wahrscheinlichkeit wurde diese Werbung vom Firmenteilhaber Emil Curt Kretzschmar für den Hersteller aus dem Erzgebirge geschaltet, der dann später, am 27. April 1923, die Firma „‘Eceka‘ Motorrad-Vertrieb Aktiengesellschaft“ in Berlin gründete. Dieses Unternehmen hatte den Geschäftszweck die von der Firma „Emil C. Kretzschmar“ unter der Bezeichnung „Eceka“ hergestellten Motorräder zu vertreiben. Anzunehmen ist, dass dies Eisenhammer-Motorräder, versehen mit einer „Eceka“-Aufschrift, waren. Vorstand dieser Vertriebs AG war der Eisenhammer-Teilhaber Carl Schmidt aus Jena.
Die im Erzgebirge gebauten Zweiräder sind mit einem vermutlich selbst entwickelten 1,5 PS Zweitaktmotor, Schlee-Vergaser, separates Zweigang-Getriebe, Riemenantrieb, Vordergabelfederung, Gepäckträger und Kippständer ausgestattet. Der Hubraum betrug 206 ccm und ergab sich aus 68 mm Bohrung und 68 mm Hub, was 1,18 Steuer-PS entspricht. Zur Zündung verwendet man einen Schwungradmagnet der Berliner Kleinmotoren- und Magnetfabrik. Auf ebener Strecke erreichte man mit dem 60 kg schwerem Motorrad eine Geschwindigkeit von 60 km/h. Das Fahrgestell konnte man auch ohne Motor erhalten. Speziell zum Einfahren dieser Motorräder werden Ende 1922 fachkundige Mitarbeiter mit Führerschein per Zeitungsannonce gesucht.
Vermutlich zur Saison 1924 kam das Modell „Eisenhammer 3“ auf den Markt. Dessen Fahrgestell konstruierte man aus starkwandigen geschwungenen Stahlrohren. Das Vorderrad wurde hierbei mittels einer Radgabel mit vertikal stehender Blattfeder geführt. Eingebaut war hier ein Einzylinder-Zweitaktmotor mit 64 mm Bohrung und 70 mm Hub, was bei einem resultierenden Hubvolumen von 225,4 ccm eine Steuerleistung von 1,29 PS ergab. Die Leistung an der Bremse ist mit ca. 5 PS angegeben, welche über Zahnräder zum Dreigang-Getriebe und von dort über einen Keilriemen an das Hinterrad übertragen wurde. Kupplung und Kickstarter waren ebenfalls Bestandteil des Getriebes. Gebremst wurde einerseits über eine von Hand betätigte Felgenbremse, die auf die Keilriemenfelge wirkte, andererseits über eine fußbetätigte Hinterradinnenbackenbremse. Ein auf der rechten Seite des Motors montierter Ventilator mit Luftleitblech diente bei diesem Modell der besseren Motorkühlung.
Emil Willy Löffler schied im Mai 1924 als Vorstand der „Aktiengesellschaft Eisenhammer“ aus. Ein paar Monate später, zum 12. November 1924, lud der verbliebene Vorstand der AG zu einer außerordentlichen Generalversammlung ein, in der die Auflösung und Liquidation der Gesellschaft beschlossen wird.
(Zusammengestellt von: Helmut Kraus. April 2025)
Quellen:
(1) Deutscher Reichsanzeiger, 1922-1925
(2) Zwönitztaler Anzeiger, 1918, 1922-1923, 1928
(3) Hoppenstedt, Handbuch der deutschen Aktiengesellschaften, 1921/1922
(4) Sächsische Staatszeitung, 1922, 1924, 1928
(5) Berliner Tagblatt, 1922
(6) Erzgebirgischer Volksfreund, 1922
(7) Berliner Börsen-Zeitung, 1923
(8) Handelsregister Berlin, 1924
(9) Die Motorräder des Jahres 1923
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