Hinweise bzgl. Datenschutzgrundverordnung [EU-DSGVO]

Um unsere Webseite für Sie optimal zu gestalten und fortlaufend verbessern zu können, verwenden wir Cookies. Durch die weitere Nutzung der Webseite stimmen Sie der Verwendung von Cookies zu. Weitere Informationen zu Cookies und unserem Umgang in puncto Datenschutz erhalten Sie in unserer Datenschutzerklärung.

EGA

Informationen zum Hersteller

Eisenwerke Gaggenau Aktiengesellschaft

Gaggenau                                                                                        (Juli 1888 - 1931)

 

Die „Eisenwerke Gaggenau Aktiengesellschaft“ wurde laut notarieller Verhandlung am 30. Juli 1888 gegründet und am 9. August desselben Jahres in das Handelsregister zu Rastatt eingetragen. Zweck der Gesellschaft war hauptsächlich die Übernahme und der Betrieb der früher unter der Firma „Eisenwerke Gaggenau, Flürscheim & Bergmann“ bestandenen Fabrik, welche insbesondere Holzbearbeitungsmaschinen und Eisenwaren herstellte und verkaufte. Das Grundkapital der Aktiengesellschaft betrug bei Gründung zwei Millionen Mark. Bekannte Produkte des Unternehmens waren in der folgenden Zeit Warmwasserbereiter, Herde und Badeöfen, die mit Kohle oder Gas betrieben wurden, aber auch Fahrräder und Fahrradteile, wie beispielsweise die Badenia Fahrrad-Freilaufnabe. Zunächst wird für die Herde 1923 das Markenzeichen „EGA“ rechtlich geschützt.

Komplette Fahrräder werden von der Aktiengesellschaft mindestens schon seit 1895 als „Badenia-Fahrräder“ angeboten. Später kam unter dem Namen „Panzer“ eine weitere Fahrradmarke hinzu. Das Grundkapital wurde in mehreren Schritten erhöht und betrug im Jahr 1924 nominal 50 Millionen Mark. Zu diesem Zeitpunkt waren der Ingenieur Willy Beyde, Fritz Bücking und Jakob Keimer als Firmenvorstände benannt. Im Aufsichtsrat der Aktiengesellschaft saßen:

Zum Inflations-Geschäftsjahr 1923 erzielte die Gesellschaft einen Reingewinn von 1.522.135.104 Mark. Der Grundbesitz umfasst zu dieser Zeit ein Areal von 176.290 Quadratmeter, auf welchem sich 50 Fabrikgebäude, drei Gasometer und 41 Wohngebäude mit zusammen 87 Beamten- und Arbeiterwohnungen befanden. Für die 1.400 im Einsatz stehenden Werkzeugmaschinen waren zwei Dampfmaschinen mit zusammen 650 Effektiv-PS mit Generatoren, drei Wasserturbinen mit zusammen 240 PS mit Generatoren, fünf Dampfkessel mit zusammen 900 qm Heizfläche und ein Gasmotor von 45 Effektiv-PS vorhanden. Ferner ist das Werk an das 20.000 Volt-Netz der Badischen Landes-Elektrizitätsversorgung angeschlossen. Zur Übertragung dienen fünf Transformatoren von zusammen 1.500 KW-Leistung und zwei Umformer von zusammen 420 KW-Leistung, außerdem eine Akkumulatoren-Batterie von 3.300 Ampere-Stunden für die Kraft- und Lichterzeugung. Die Gesellschaft befasste sich in dieser Zeit hauptsächlich mit der Fabrikation der bereits oben erwähnten Produktpalette, besaß eine eigene Gießerei und beschäftigte dazu 2.200 Beamte und Arbeiter. Aufgrund der allgemeinen wirtschaftlichen Verhältnisse während der Inflation sah man sich allerdings gezwungen ab August 1923 Kurzarbeit einzuführen und ab Dezember auch die Belegschaft zu reduzieren. Der Auftragsbestand war 1924 als eher befriedigend zu bewerten. Im Folgejahr erhielt man wieder einen zufriedenstellenden Auftragseingang und die Werke waren zunächst auf Monate mit Aufträgen voll beschäftigt.

In einem Bericht der 1924er August-Ausgabe des „Schwäbischen Merkurs“ zum Auftakt der Bodenseefahrt ist die Angabe zu einem Motorrad der Eisenwerke Gaggenau zu finden. Zu diesem Wettbewerb erschien der Fahrer Rabold aus Gaggenau mit einer neuen 250 ccm-Zweitaktmaschine, die „recht gut“ aussah und „verlässlich gearbeitet“ war. Dieses Zweigang-Modell besaß ein separates Getriebe, seine Motorleistung war mit 2,5 PS angegeben, die vom Getriebe mittels Riemen an das Hinterrad übertragen wurde. Um es zu starten war das Zweirad mit einem Kickstarter ausgestattet. Abgefedert wurde das Motorrad durch eine Kurzschwingengabel am Vorderrad.

Über die selbst produzierten motorisierten Zweiräder ist in den Berichten der Aktiengesellschaft kaum etwas zu erfahren. Ein weiteres Modell, der Typ „Ega 03“, wird eher knapp im Katalog der „Panzer“-Fahrräder beschrieben. Auch hier handelte es sich um ein Motorrad mit Einzylinder-Zweitakt-Motor, welches im Vergleich zum bereits erwähnten Modell etwas stärker motorisiert war und dessen Bremsleistung mit ca. 4 PS angegeben war. Zur Übertragung der Motorleistung verfügte es über ein integriertes Dreiganggetriebe mit Leerlauf, Kickstarter und Lamellenkupplung und einen Kettenantrieb zum Hinterrad. Das Fahrgestell bestand aus einem Rohrrahmen und einer Parallelogramm-Vorderradgabel mit seitlich angebrachten Federn. Auffallend am Motor war der am Zylinder angeschraubte, stark verrippte Übergang aus Leichtmetall zum Krümmer. Beworben wird die „elegante Maschine in mittelschwerer Ausführung“ als „bestgeeignetes Fahrzeug für Sport, Beruf und Reise“. In München hatte man beispielsweise 1925 die Möglichkeit über die Handlung „Eichler & Co.“ ein solches Gaggenau-Motorrad zu erwerben.

Bei beiden beschriebenen Modellen war der Vergaser an der linken Seite des Zylinders vor dem Motor angebracht. Auf dieser Seite befand sich auch die außenliegende Schwungscheibe.

Möglicherweise gab es noch ein weiteres Modell, die Leichtmotorrad-Type „LM 1“, welche in den wesentlichen Zügen eine Kopie des Berliner Evans-Motorrad war. Leider ist hierzu nur eine Werbeabbildung bekannt, die auf dem Tank den Schriftzug „Gaggenau“ aufweist. Bei dieser abgebildeten „LM 1“ verwendete man eine Pendelgabel statt der bei Evans verbauten Blattfedergabel. 

In der Aktiengesellschaft beendete man das Geschäftsjahr 1925 mit einem Verlust von 183.255 Mark, während man noch im Vorjahr einen Gewinn verbuchen konnte. Den Hauptgrund für diese negative Entwicklung sah man in der Arbeitslosigkeit und Kurzarbeit der in Frage kommenden Käufer. Besonders schlecht war der Absatz von Fahrrädern, so dass bei gedrückten Preisen einschneidende Betriebseinschränkungen erforderlich wurden. Im Gegensatz dazu konnte das Herdgeschäft etwas an der ungünstigen Situation ausgleichen. Anfang des Jahres 1926 kündigt die Eisenwerke Gaggenau allen Angestellten. Die Direktion behielt sich hierbei vor, eine Neueinstellung zu neuen Bedingungen vorzunehmen. Kurz darauf stirbt das Vorstandsmitglied Fritz Bücking infolge eines Schlaganfalles. Neues Vorstandsmitglied wird im Oktober der Berliner Kaufmann Dr. Otto von Blanquet. Für das Jahr 1927 waren wieder größere Aufträge im Fahrradbau eingegangen und das Unternehmen konnte noch bis zu dessen Auflösung im Jahr 1931 weiter produzieren. Die Fabrikation von Herden und Gasapparaten führte nach dem Ende der Aktiengesellschaft die Firma „Eisenwerke Gaggenau GmbH, Herdfabrik“ weiter. Die Produktion der Motorräder wurde vermutlich im Laufe des Jahres 1925 oder 1926 aufgegeben.

 

(Zusammengestellt von: Helmut Kraus. April 2025)

Quellen:

(1)   Badische Landes-Zeitung, 1899

(2)   Hoppenstedt, Handbuch der deutschen Aktiengesellschaften, 1926

(3)   Adressbuch Leipzig, 1924

(4)   Schwäbischer Merkur, 1924, 1927

(5)   Badische Presse, 1922, 1925-1926, 1932

(6)   Karlsruher Tagblatt, 1925, 1927

(7)   Deutscher Reichsanzeiger, 1923-1924, 1926

(8)   Radmarkt und Motorfahrzeug, Nr. 1940

(9)   Radfahr-Humor, 1895

(10) Berliner Börsen-Zeitung, 1924

(11) Rhein- und Ruhrzeitung, 1924

(12) Dortmunder Zeitung, 1925

(13) Badischer Beobachter, 1926

(14) Katalog Panzer Fahrräder

(15) Münchner neueste Nachrichten, 1924-1925

(16) Berliner Tageblatt, 1926

(17) Mannheimer Zeitung, 1926

(18) Karlsruher Zeitung, 1926

(19) Vorwärts, 1926


Zurück zur Herstellerliste.

Artikel zum Hersteller: EGA


Rubrik: Fotos