Dringos
Informationen zum Hersteller
Dr. Ing. Otto Steinitz
Berlin SW 61, Bergmannstraße 51
Der Markenname „Dringos“ ist ein Akronym und entstand aus dem Titel und den Initialen des Dr.-Ing. Otto Steinitz. Diese Marke wurde Anfang 1919 durch das Ingenieurbüro „Otto Steinitz“ zur Verwendung bei Maschinen, Fahrzeugen, Werkzeugen sowie für deren Einzelbestandteile rechtlich geschützt.
Otto Steinitz war ein damals bekannter Ingenieur, der hauptsächlich im Bereich des Fahrzeugwesens tätig war, aber auch diverse Patente zu Werkzeugen besaß. Er war vor dem Ersten Weltkrieg bei der Firma „Rawack und Grünfeld AG“ in Beuthen O.S. (Oberschlesien) als Prokurist beschäftigt, deren Geschäftszweck hauptsächlich im Handel von Bergwerks- und Hüttenprodukten bestand. Im Juni 1914 verlegt die Gesellschaft ihren Firmensitz nach Berlin und Otto Steinitz zieht nach Berlin-Charlottenburg.
Nach dem verlorenen Ersten Weltkrieg musste Deutschland viele Eisenbahnen an die Siegermächte abgeben und litt deswegen unter „Eisenbahn-Materialnot“. Diesem Umstand begegnete Dr.-Ing. Otto Steinitz mit seiner Idee eines Propeller-Eisenbahnwagens, den er „Dringos-Wagen“ nannte und diesen als „Propellereisenbahn“ über sein 1918 gegründetes Büro „Dr. Ing. Otto Steinitz“ zum Patent anmeldete. Das Gefährt bestand aus einem Eisenbahn-Güterwagen und war hinten und vorne mit je einem Flugmotor und mächtigen Propellern versehen. Es erreichte bequem Schnellzuggeschwindigkeit. Aus Sicherheitsgründen durfte der „Dringos-Wagen“ aber nur Personenzuggeschwindigkeit annehmen. Die Probefahrten, auch vor versammelten Vertretern der Eisenbahnbehörde, Ministerien und Reichsämtern, gelangen mit Bravour. Als vorteilhaft war die Verwendung der vorhandenen Flugmotorenbestände sowie die Ersparnis an „totem Gewicht“ zu erwähnen. Den „Dringos-Wagen“ mit einer „Fassungsstärke“ von etwa 40 Personen, stellte die preußische Staatseisenbahn ab dem 29. Februar 1920 für den regelmäßigen Verkehr im inneren Eisenbahnbetrieb bereit. Vermutlich galt dies aber nur für eine kurze Zeit auf einer Strecke in den Straßen Schönebergs. Der Erfinder Dr.-Ing. Steinitz erhält aber den Auftrag zur Ausarbeitung weiterer größerer Propeller-Triebwagen-Züge. So berechnet der Techniker daraufhin die Leistungsfähigkeit eines 70 Tonnen schweren Dringos-Wagen mit 200 Sitzplätzen. Möglicherweise waren diese Ausführungen auch die Grundlagen zum später bekannten „Schienen-Zeppelin“, der im Jahr 1930 Versuchsfahrten auf einer Neubaustrecke bei Hannover absolvierte.
Allerdings schreibt Steinitz nach den ersten Versuchsfahrten des „Dringos-Wagens“, dass der Serienbau desselben aufgeschoben werden musste, da seine Firma übermäßig mit dem Geschäft seiner Motorräder beansprucht sei. Angeblich vertreibt das Büro von Otto Steinitz Leicht-Motorrad-Motoren der Marken „G.S.“ (Gustav Schulze, Burg bei Magdeburg), „Cambra“, „Motorette“ und einen als „Dringos“ benannten Zweitakt-Motor.
Der letztere hat einen schräg nach vorn stehendem Zylinder mit reichlich dimensionierten Kühlrippen in Fahrtrichtung. Auf der einen Seite arbeitet eine außenliegende Schwungscheibe und auf der anderen Seite eine Riemenscheibe für den Fahrzeugantrieb. Es ist aber anzunehmen, dass der „Dringos“-Motor lediglich ein Derivat des „G.S.“ Motors war, den Steinitz ebenfalls für sein angebotenes „Dringos“-Leicht-Motorrad verwendete. Dessen Motorkraft von ca. 2 PS reichte bei einem Fahrzeuggewicht von ca. 30 kg für ein Tempo von etwa 60 km pro Stunde. Ausgestattet ist das Rad mit Vorderrad- und Sattelfederung. Die Kraftübertragung erfolgt über einen Chromlederriemen zum Hinterrad, welcher zudem über eine einstellbare Spannrolle läuft. Als Spezialfahrrad wird das Fahrgestell auch einzeln angeboten.
Weder der „Dringos“-Wagen noch das „Dringos“-Leicht-Motorrad sind im weiteren Verlauf in größere Erscheinung getreten.
Von Dr.-Ing. Otto Steinitz findet man in den Folgejahren aber immer wieder Zeitungsveröffentlichungen über technische Themen aus dem Bereich Maschinenbau und Kraftfahrwesen. Für deren Fachwelt verfasst Steinitz die bekannten Bücher wie beispielsweise „Der Motor-Mechaniker“ und das zweibändige Werk „Der Motorrad-Mechaniker“.
(Zusammengestellt von: Helmut Kraus. April 2025)
Quellen:
(1) Deutscher Reichsanzeiger, 1913, 1919-1922
(2) Handelsregister Berlin, 1924
(3) Buersche Zeitung, 1919
(4) Berliner Tageblatt, 1919
(5) Jeversches Wochenblatt, 1919
(6) Annener Zeitung, 1920
(7) Stuttgarter neues Tagblatt, 1920
(8) Der Motorwagen, 1922
(9) Westfälisches Volksblatt, 1930
(10) Vorwärts, 1930
(11) Deutsche allgemeine Zeitung, 1926
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