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Dolf

Informationen zum Hersteller

Maschinenfabrik Stein AG (19.01.1918-01.09.1930)
Hanauer Landstr. 200, Frankfurt 
Zeil 23, Frankfurt                                                                                                                                         


Firmengeschichte:

In Frankfurt am Main wird am 19.01.1918 die Maschinenfabrik Stein AG von Heinrich Stein, Düsseldorf, Richard Stein jun., Erhard Stein, Hannover, Luise Stein, Buschlag bei Frankfurt und Victor Grassmann aus Neu-Isenburg gegründet.

Anfänglich bietet man Fräs- und Bohrarbeiten an, 1921 produziert man Feldbahnlokomotiven, ab dem Jahr 1922 widmet man sich auch der Herstellung von Motorrädern, diese werden unter dem Markennamen „Dolf“ angeboten. 

Offensichtlich wurde das komplette Motorrad selbst konstruiert, neben Motor, Rahmen und Parallelogramm-Vordergabel stammen weitere Komponenten aus der eigenen Fertigung. Bemerkenswert ist der Motor, für dessen außergewöhnliche Konstruktion der Ingenieur Victor Grassmann verantwortlich ist. 

Es handelt sich um einen Zweitaktmotor, dessen Gemischeinlass am Kurbelgehäuse mittels Drehschieber erfolgt. Über 8 sternförmig angeordnete Zuführkanäle wird das komprimierte Gemisch in den Zylinder gelenkt. Die Abgase werden ebenfalls über 8 Kanäle in einen ringförmig um den Zylinder angeordneten Sammler und dann weiter über zwei Auspuffkrümmer abgeleitet. Die Serienmodelle verfügen über einen vorderen Auspufftopf, die Rennversionen nutzen zwei gerade, obenliegende Auspuffrohre, die nach hinten führen. 

Ungewöhnlich zu dieser Zeit ist auch der verbaute Mittelständer. Dieser ermöglicht dem Fahrer ohne fremde Hilfe den Austausch beider Räder. Das Hinterrad ließ sich im Übrigen nach Lösen der Radmutter herausnehmen.

Hermann Jüngst (später Sieg Leichtkrafträder) gehört im August 1923 zu den ersten Anbietern von „Dolf“ Motorräder. Die 3 Brems-PS starken Maschinen sind mit einem Zweigang-Getriebe und modernem Kettenantrieb zum Hinterrad ausgestattet. 

Vorrangig dürften 199 ccm Varianten angeboten worden sein, denn erst für das Modelljahr 1924 lässt sich eine Werbung für eine Maschine mit 4 Brems-PS starkem, 250 ccm Motor finden. Vermutlich endet zum Sommer 1924 die Produktion der Dolf, denn ab August 1924 erscheinen für die Produkte der Maschinenfabrik Stein keine Werbeanzeigen mehr.

Wirtschaftliche Gründe dürften zur Aufgabe der Motorradproduktion geführt haben. Auch in den folgenden Jahren konnte die Maschinenfabrik Stein AG keine ökonomischen Erfolge mehr erzielen, sodass man im September 1930 beschloss, die Firma aufzulösen.


Die Dolf Motorräder waren zu Ihrer Zeit sehr leistungsstak, so verwundert es nicht, dass sie eine Vielzahl von Rennerfolgen erzielen konnten. Auf der Opelbahn fährt Graßmann im Juli 1922 in der Klasse bis 250 ccm zum Sieg. Im gleichen Jahr folgen für Dolf weitere erste und zweite Plätze bei Bahnrennen in Düsseldorf, Chemnitz und Nürnberg. Insgesamt sollen 18 Preise errungen worden sein. 

In eigenen Werbeanzeigen wirbt man für das Jahr 1923 mit 20 Siegen und 20 zweiten Plätzen. Hier gehören wieder Siege bei Bahnrennen in Berlin und Chemnitz dazu. Auch bei der Motorradbahnmeisterschaft in Leipzig schneidet man sehr gut ab. Daneben finden sich Erfolge bei Straßen- und Zuverlässigkeitsfahrten. Im Mai und Juli werden dann die ersten 250 ccm Maschinen bei Renneinsätzen erwähnt.  

Zu Beginn des Jahres 1924 treten Fritz Kappel und Oskar Weidmann erfolgreich bei der Deutschlandfahrt an. Beide werden mit einer bronzenen Plakette prämiert. Die Dolf Motorräder überzeugen wieder bei Bahnrennen durch Siege auf der Berliner Olympiabahn, in Aachen, Nürnberg und Leipzig. 

Zwar werden Dolf Motorräder 1925 noch bei Rennen, u.a. der Deutschlandfahrt, genannt, nennenswerte Erfolge können aber nicht mehr erzielt werden. 

Festzuhalten bleibt, dass Dolf zur damaligen Zeit einer der wenigen Hersteller ist, der über einen längeren Zeitraum und dabei überregional sehr erfolgreich auftritt. Carl Graßmann aus Bamberg tritt hier besonders in Erscheinung. Bereits im Oktober 1924 soll er 60 erste Preise auf Dolf errungen haben. Zum Abschluss hier noch ein kurzer Überblick einiger Fahrer, die auf Dolf-Motorrädern aktiv waren:

Carl / Karl Graßmann, Bamberg
Er setzte zwischen 1922 und 1925 Dolf Maschinen, vorrangig bei Bahnrennen ein. Erste Preise wurden von ihm 1922 auf der Opelbahn, der Berliner Olympiabahn sowie in Düsseldorf und Nürnberg errungen. Im Jahre 1923 finden sich erste und zweite Plätze in Berlin und Leipzig. Das darauffolgende Jahr bring noch Siege in Berlin, Aachen, Nürnberg und Leipzig. Im April 1925 endet dann die sportliche Erwähnung von Karl Graßmann. Bereits im Oktober 1924 soll er 60 erste Preise auf seiner Dolf erzielt haben. In welchem Verhältnis er zum Konstrukteur der Dolf, Herrn Ing. Victor Graßmann, steht, konnte noch nicht geklärt werden.  

W. Ebstein, Berlin Charlottenburg
Ab September 1922 nutzt Ebstein für fast genau ein Jahre Dolf Motorräder. Erwähnenswert ist sein Sieg im Stadion Berlin im Mai 1923 in der 500er Klasse! Aber auch gute zweite Plätze in Chemnitz, auf der Avus oder der Opelbahn gehören zu seinen Erfolgen. Vor dieser Zeit setzte er eine Berliner „Star“ ein und im Jahr 1925 eine „Windhoff“. Bei Ebstein sind nur Bahnrennen auf Dolf Maschinen dokumentiert.

Schollein, Erfurt
Im Stadion Berlin siegt er in der 350er Klasse mit seiner 200er Dolf im April 1923. Im darauffolgenden Monat wird er Zweiter auf der Olympiabahn in Berlin. Weitere Renneinsätze sind nicht nachweisbar. 

Rannacher
Rannacher siegte in der Klasse bis 200 ccm im Berliner Stadion 1923 auf einer 1,5 PS (200 ccm) Dolf und wurde auf einer 1,9 PS (250 ccm) Dolf zweiter in den Rennen bis 250 bzw. bis 500 ccm.
Es bleibt der einzige dokumentierte Renneinsatz auf Dolf. 

Willi David, Homburg
Willi David fährt im August 1923 auf Dolf bei der Bahnmeisterschaft in Leipzig mit. Hier wird er in der Klasse bis 350 ccm Dritter und in der offenen Klasse Sechster und damit Letzter um den Titel der Motorrad-Bahnmeisterschaft. In der Vorwoche fuhr er beim Gabelbachrennen noch auf NSU. Weitere Erfolge sind nicht bekannt. 

Philipp Karrer, Frankfurt
Philipp Karrer war im Raum Frankfurt über Jahre motorsportlich aktiv. Im September 1923 wird er auf Dolf Meister bei der Motorradmeisterschaft im Maingebiet. Danach siegt er im Mai 1924 bei der Mitteldeutschen Dauerprüfungsfahrt im Taunus. Im gleichen Monat gewinnt er noch beim Hercules Bergrennen in Kassel und wird Zweiter bei der Bergprüfung auf dem Königsstuhl bei Heidelberg, anschließend setzte er erfolgreich Horex Maschinen ein.

Daneben nutzten u.a. folgende Fahrer erfolgreich Dolf Motorräder:
H. Tantow, Berlin
Fritz Kappel, Darmstadt
Oskar Weidmann, Frankfurt
Wilhelm Knibbecke, Köln
Otto Kasbaum, Heidelberg
Fritz Guinand, Pforzheim 
Max Weiß, Freiburg 


Modelle:

Modell A

200 ccm 1,52 PS                                                                                                                        
Hubraum 199 ccm 
Bohrung 62 mm, Hub 66 mm 
Bremsleistung 3 PS
Zweitakter, Einzylinder, ca. 70 km/h Höchstgeschwindigkeit      
Kettenantrieb, Zweigang-Getriebe in Blockkonstruktion, Kupplung, Leerlauf
9 Liter Tank 
Gemischschmierung 1:10
Farbe: Rahmen grau, Felge schwarz, Behälter grau, emailliert

(wurde ab August 1922 bei Renneinsätzen erwähnt und ab August 1923 im Handel angeboten.) 

 

Modell B

250 ccm                                                                                                                                           
Hubraum 250 ccm 
Bohrung 65 mm, Hub 75 mm                                                                                                                               
Bremsleistung 4 PS
Zweigang-Getriebe, Leerlauf, Kupplung, Kickstarter

(wurde ab Mai 1923 bei Renneinsätzen erwähnt und ab dem Modelljahr 1924 bei Händlern angeboten.)

 

(Zusammengestellt von Frank Grüneboom, Mai 2024)

Quellen:
Aachener Anzeiger 1924
Allgemeine Automobilzeitung 1923, 1924
Badischer Beobachter 1924
Badische Presse 1925
Bergische Zeitung 1923
Der Tag 1925
Deutsche Reichszeitung 1924 
Dortmunder Zeitung  1921-1924
Düsseldorfer Zeitung 1922, 1924
Echo der Gegenwart 1925
Essener Anzeiger 1924 
Essener Volkszeitung 1923
Europäisches Patentamt 
Hoppenstedt “Handbuch der deutschen Aktiengesellschaften” 1922 bis 1931
General Anzeiger für Bonn und Umgebung 1923
General Anzeiger für Oberhausen 1924
Karlsruher Tagblatt 1924, 1925
Kölnische Zeitung 1918, 1921, 
Leichtmotorrad Fotoalbum 1920er Jahre 
Mannheimer Generalanzeiger 1924
Die Motorräder des Jahres 1923 – Verlag der Automobilwelt – Flugwelt
Münchener neueste Nachrichten 1922-1924
Österreichische Auto-Rundschau 1924
Prager Tagblatt 1923
Sauerländisches Volksblatt 1923
Sport im Bild 1923
Stuttgarter neues Tagblatt 1924
VFV-Info 2/2007
Westfälische Zeitung 1923
Wiener Sporttagblatt 1923

 

 

 

 


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