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Dihl

Informationen zum Hersteller

Dihl-Motoren-GmbH

Berlin-Stralau, Krachtstraße 9                                                         (Juni 1921 – April 1927) 

Berlin-Wilmersdorf, Rüdesheimer Platz 1          (Büro)                     (1922)

Berlin, Bödikerstraße 9                                     (Fabrik)                   (1922)

Berlin, Bödikerstraße 9-10                              (Fabrik und Büro)   (1923 – April 1927)

Dihl-Motoren AG

Berlin, Bödikerstraße 9                                     (Fabrik und Büro)   (1924 – Juli 1928)

Berlin, Markgrafendamm 3                                                              (1924) 

Bremer Dihl-Motoren AG                                                             (21. August 1923 – Oktober 1925)

Bremen

 

Im Handelsregistereintrag wird am 26. Juni 1921 die Gründung der Firma „Dihl-Motoren-GmbH“ mit Sitz in Berlin angezeigt, wobei die vertragliche Gründung möglicherweise schon ein paar Monate früher erfolgte. Gegenstand des Unternehmens ist der Erwerb der Konstruktion und der Schutzrechte des Mitvertragsschließenden, Herrn Diplomingenieur Rudolf Hessler, betreffend eines Rohöl-Zweitakt-Motors mit elektrischer Zündung, zudem die Herstellung dieses Motors und dessen Einbau in Motorfahrzeuge aller Art sowie der Vertrieb dieses Motors oder der Motorfahrzeuge, in welche er eingebaut ist. Als Geschäftsführer der GmbH ist der Dipl.-Ing. Rudolf Hessler eingetragen. Dieser bringt unter anderem seine Konstruktionszeichnungen sowie seine Rechte aus der Patentanmeldung zum oben erwähnten Schieber-Zweitakt-Motor ein. Zweiter Geschäftsführer wird ab Juni 1922 Heinrich Weber.

Diplom-Ingenieur [Christian Paul] Rudolf Hessler wohnte vor dem Ersten Weltkrieg zunächst in Halle an der Saale, spätestens ab 1904 in der Kaiser Wilhelmstraße 11 in Leipzig und anschließend in der Scheffelstraße 38 im Bezirk Leipzig-Connewitz, wo er im Oktober 1907 Martha Landrock heiratete. Um 1922 hatte Hessler seinen Wohnsitz nach Berlin-Wilmersdorf verlegt. Er war ein sehr eifriger Konstrukteur im Motorenbau, der auch einige Patente in diesem Bereich eingereicht hatte. Als Beispiele:

Sicherlich wegen seiner Expertise im Gebiet der Fahrzeugtechnik benennt ihn das Polizeiamt Leipzig 1914 zum Sachverständigen für Kraftfahrzeuge und Führerprüfungen. In späteren Jahren veröffentlichte Hessler zudem die im Fahrzeugwesen sehr bekannten Bücher „Der Kraftwagen, seine Bedienung und Pflege“ (1920), „Die Kraftfahrschule in Frage und Antwort“ (ca. 1925), „Der Motor des Kraftrades“ (1925) wie auch „Der Selbstfahrer“ (1926).

Aus Umbenennung der vermutlich kurz vorher gegründeten „Kraftfahrzeug-Vertriebs-Aktiengesellschaft ‚Minerva‘“ entsteht am 21. Juni 1923 die „Dihl-Motoren Aktiengesellschaft“, welche als Unternehmenszweck die Herstellung und den Vertrieb von Motoren und Kraftfahrzeugen, insbesondere von den unter dem Namen Dihl-Motoren und Dihl-Motorräder im Verkehr eingeführten Motoren und Motorrädern angibt. Die neue Gesellschaft ist des Weiteren berechtigt, die Herstellung und den Vertrieb anderer gleichartiger Fabrikate zu betreiben. Aufgrund der herrschenden Inflation beträgt ihr Aktienkapital 30 Millionen Mark, welches nach der Generalversammlung vom 18. August 1923 noch auf 36 Millionen Mark erhöht wird. Neben dem Bau von kleinen Zweitakt-Bootsmotoren befasst sich die Aktiengesellschaft vor allem mit dem Bau des Dihl-Motorrades. Gründer der „Dihl-Motoren-AG“ waren: 

Als Direktor wurde Wilhelm Harrach benannt. Im Aufsichtsrat saßen:

Um die Produktion der Aktiengesellschaft zu erweitern, wird am 21. August 1923 in Bremen die „Bremer Dihl-Motoren AG“ gegründet, die in Wilhelmshaven eine größere Maschinenfabrik erworben hat. Hier sollte der Bau von Rahmen, die Fertigmontage der Motorräder in größeren Serien sowie der Bau eines leichten Krafttransportwagens aufgenommen werden. Geplant war die Lieferung von Motoren aus Berlin. Die Fabrik sollte von Wilhelmshaven aus den Übersee-Export und Nordwestdeutschland mit Dihl-Rädern versorgen, während die Belieferung für das übrige Deutschland und der Export nach Osten von Berlin aus erfolgen sollte. Zum Vorstand der Bremer Dihl-Motoren AG wurde der Ingenieur August Adolf Emil Raupert berufen. Eingetragene Gründer der Gesellschaft waren:

Den Aufsichtsrat bildeten: 

Das von der Dihl-Motoren-AG hergestellte Dihl-Rad besaß einen 2,5/3 PS-Motor, ein kräftiges Zweigang-Getriebe, Konuskupplung und Kickstarter sowie eine Getriebebremse. Bei dem Motorrad wurde besonderer Wert auf hohe Qualitätsarbeit, schöne Formgebung und erstklassige Ausstattung gelegt. Die Konstruktion war mit besonderem Hinblick auf bequemes Tourenfahren und für eine vorteilhafte Benutzung im Großstadtverkehr ausgerichtet. 

Der Zweitaktmotor von 70 mm Bohrung und 70 mm Hub, welches einem Hubraum von 270 ccm entspricht, besitzt eine außenliegende Schwungscheibe. Er war mit dem Getriebe und dem Bosch-Magneten zusammen in einem besonderen Rahmen aus Stahlblech eingebaut, an dem zugleich die Träger für die Fußbretter, der Auspufftopf und die Hebel für die Fußbremse und Kupplung fest anmontiert waren. Dieses komplette Aggregat ist mit drei kräftigen Stahlbolzen in dem Stahlrohrrahmen eingesetzt, wodurch eine einfache und sichere Montage der ganzen maschinellen Anlage des Motorrades erreicht wurde und etwaige Erschütterungen des Rades während der Fahrt auf die Maschinenanlagen vermieden werden konnten. Das herausnehmbare Aggregat ist seitlich mit Kappen aus Aluminium abgedeckt und schützt so die Ketten und alle arbeitenden Teile vor Schmutz. Ein Variat- oder Pallas-Vergaser sicherte nicht nur ein leichtes Anspringen des Motors, sondern erreichte auch bei richtiger Einstellung einen wirtschaftlichen Betrieb. Mit einem Gewicht des Rades von zirka 78 kg wird für das Dihl-Rad eine Geschwindigkeit von 65 km garantiert. Es erreicht bei guter Pflege und Straßenverhältnissen auch Geschwindigkeiten bis 75 km in der Stunde. Eine Geschwindigkeit, die auch für den Sportsmann ausreichend ist. Auffällig sind auch die teilweise tief heruntergezogenen Schutzbleche am Vorderrad. Der Motor war wohl zunächst mit senkrecht stehendem Zylinder ausgeführt, etwas später gab es ihn auch mit leicht nach vorne geneigtem Zylinder. Vom Motor zum Getriebe erfolgt der Antrieb durch eine Rollenkette, die geschützt vor Straßenstaub und Nässe sicher und elastisch arbeitet. Die Kraftübertragung vom Getriebe zum Hinterrad erfolgte durch einen Keilriemen. Neben der handbetätigten Getriebebremse wirkt eine rechts sitzende fußbetätigte Klotzbremse auf die Riemenfelge des Hinterrades. Ein vierblättriges Kleeblatt findet man auf einigen Fahrzeugteilen als Markenlogo. Ein bemerkenswert konzipiertes Motorrad, mit welchem man gerne das Firmenmotto „Auf DIHL zum Ziel!“ umsetzen mochte. 

Der hier beschriebene 3-PS Dihl-Motor wurde auch als Antrieb in einer Ausführung der Mindener „Hoco“-Motorräder verbaut. Neben dem Dihl-Motorrad werden auch 4-PS Zweizylinder-Zweitakt-Bootsmotoren mit Getriebe von der Berliner „Dihl-Motoren AG“ angeboten.

Für den Bezirk Württemberg, Hohenzollern und Südbaden übernimmt das „Fahrzeugwerk ‚Schwaben‘ GmbH“ den Generalvertrieb der Dihl-Fabrikate. In Hamburg konnte man über die Kraftfahrzeughandlung „Auto-Sport“ die Dihl-Motorräder erwerben.

Sportlich findet man Dihl-Motorräder nur gelegentlich im Einsatz, meist bei Zuverlässigkeitsfahrten. So zum Beispiel bei der Gleichmäßigkeitsfahrt „Rund um Stuttgart“, bei der Fiesel auf „Diehl“ (hier mit „e“ geschrieben) in der Klasse bis 350 ccm Hubraum den Sieg erringen konnte. Aber auch beim Swinemünder Bäderrennen 1923 oder bei der Winterfahrt Berlin-Brückenberg im Februar 1924 war die Marke Dihl in der Nennungsliste zu finden.

Zur Deutschen Automobil Ausstellung in Berlin im Herbst 1923 bringt die Dihl-Motoren AG als Neuheit einen Schieber-Zweitaktmotor heraus, der als Abschluss zehnjähriger Versuche nach den Patenten des Dipl.-Ing. Hessler gebaut wird und für eine starke 5 PS-Beiwagenmaschine bestimmt ist. Der neue Dihl-Motor erzielt durch erheblich verbesserte Füllung des Zylinders eine Mehrleistung von etwa 30 Prozent. Ein hier wirkender Schieber umschließt den Kolben und steuert den Arbeitsvorgang. Die Mischungs- und thermischen Verhältnisse sind derart verbessert, dass der Brennstoffverbrauch ein recht günstiger wird. Das Motorrad besaß ein Getriebe mit zwei Gängen, Kupplung und Kickstarter. Ob dieses Modell noch in Produktion ging, ist unklar.

Schon im Dezember 1923 ist Wilhelm Harrach nicht mehr Vorstand der Berliner „Dihl-Motoren AG“, er wird durch Heinrich Weber und Rudolf Hessler ersetzt. Wilhelm Harrach wird zusammen mit Henrik Qvarnström im Mai 1924 zum Prokuristen bestellt, während Heinrich Weber den Vorstand verlässt.

Vermutlich veranlassten finanzielle Schwierigkeiten bei der Bremer Dihl-Motoren AG die Verwaltung der Berliner Dihl-Motoren AG im Februar 1924 zur Erklärung, dass die beiden Firmen finanziell in keiner Weise zusammenhängen. Die Gründung der Bremer Dihl-Motoren AG erfolgte selbständig durch eine Bremer Gruppe und es beabsichtigte das Bremer Unternehmen, die Berliner Erzeugnisse auf Grund eines Lizenzvertrages herzustellen, da das Berliner Werk allein die Nachfrage nach den Erzeugnissen nicht decken konnte. Durch eine inzwischen eingetretene Möglichkeit den Berliner Betrieb zu erweitern, wurde die Erzeugungsfähigkeit des Berliner Standortes durch die Vorgänge bei der Bremer Dihl-Motoren AG in keiner Weise beeinflusst. Die „Bremer Dihl-Motoren Aktiengesellschaft“ wird im Oktober 1925 für nichtig erklärt und im August 1927 aus dem Handelsregister gelöscht.

Wie die Situation zu Zeiten der Hyper-Inflation war, zeigt der Geschäftsbericht zum abgelaufenen Geschäftsjahr in der Generalversammlung am 25. Juni 1924. Eine Dividende für das Jahr 1923 wurde nicht verteilt. Der Reingewinn von 5.182.656.602.362.318 Mark wurde für Abschreibungen, die in Höhe von 165,64 Billionen Mark zu verzeichnen waren, verwendet. Dies bei einem Firmenkapital von 36,5 Millionen Mark. Nach dem Bericht des Vorstandes hatte das Geschäftsjahr unter der Inflation sowohl wie unter der Stabilisierung der Mark zu leiden. Die Beschäftigung war 1923 allerdings mehr als ausreichend, die auch im folgenden Geschäftsjahr noch als ausreichend eingeschätzt wurde. Das Unternehmen war zu dieser Zeit voll beschäftigt. Erst ab Juni 1924 hatte dann eine Einschränkung des Betriebes stattgefunden. Der Absatz sank erheblich infolge der Knappheit der flüssigen Mittel bei der Kundschaft. Die Räder wurden teils in bar, teils in Wechseln bezahlt. Mit Materialien war das Unternehmen trotz allem reichlich versehen.  Für eine wirtschaftliche Weiterproduktion waren die Umstände aber vermutlich nicht mehr tragbar.

Die „Dihl-Motoren-GmbH“ wird im April 1927 aus dem Handelsregister gelöscht, ein gutes Jahr später, im Juli 1928, erfolgt die Löschung auch für die Berliner Firma „Dihl-Motoren Aktiengesellschaft“.

 

(Zusammengestellt von: Helmut Kraus. April 2025)

Quellen:

(1)   Deutscher Reichsanzeiger, 1913-1914, 1921-1925, 1927-1928

(2)   Handelsregister Berlin, 1923-1927

(3)   Adressbuch Berlin, 1922-1923

(4)   Hoppenstedt, 1923/1924

(5)   Dresdner Journal, 1907

(6)   Norddeutsche allgemeine Zeitung, 1906

(7)   Leipziger Tageblatt, 1914

(8)   Mannheimer General-Anzeiger, 1923

(9)   Berliner Börsen-Zeitung, 1922-1924

(10) Berliner Tageblatt, 1923-1924

(11) Österreichischer Motor – Der Flug, 1923

(12) Klein-MotorSport, 1923

(13) Der Motorfahrer, 1924

(14) Kölnische Zeitung, 1924

(15) Hamburger Fremdenblatt, 1924

(16) Schwäbischer Merkur, 1924


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