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Dieterle

Informationen zum Hersteller

Dieterle

Leipzig, Hildebrandstraße 34                                                 (ca. 1921 – 1922)

Dessauer Motoren-Werk Walter Dieterle

Dessau, Fischergasse 5                                                      (März 1922 – Dezember 1924)

Dieterle Motorenwerk GmbH

Dessau, Fischergasse 5                                                      (Dezember 1924 – Mai 1930)

 

Mindestens seit Mitte 1921 betreibt Walter Dieterle in Leipzig-Connewitz, Hildebrandstraße 34, eine Großhandlung für Autozubehör, Werkzeuge und Konstruktionsmaterial. Die Firmenadresse ist gleichzeitig auch seine Wohnadresse. Für Zweiräder hatte er den bekannten „Alba“-Motor für nahezu ganz Deutschland und für den Export in seinem Angebot. Für den Verkauf dieses Motors ließ er im Juni 1921 den Markenkurznamen „FEM“ (Fahrrad-Einbau-Motore) rechtlich registrieren. Auch ein sogenanntes „Dreipunkt“-Logo und eine Abbildung des Motors, der einen „DIETERLE“-Schriftzug auf dem Motorgehäuse zeigte, wurden markenrechtlich geschützt. Vermutlich erhielt Dieterle seitens der Firma Alba eine Lizenz für eine eigene Fertigung des Motors. Zur Umsetzung der Motorenherstellung wird die Firma „Dessauer Motoren-Werk Walter Dieterle“ gegründet, welche am 25. März 1922 in das Handelsregister eingetragen wird. Alleiniger Inhaber der Firma ist der Ingenieur Walter Dieterle. Als Geschäftszweck des Unternehmens wird die Fabrikation von Motoren, Fahrzeugen, Zubehör und der Handel damit angegeben. Der oben erwähnte seitengesteuerte 1,5 PS „FEM-Alba“-Motor besaß eine Bohrung von 60 mm und einen Hub von 70 mm, was ein Hubvolumen von 198 ccm ergab und dieser somit eine Steuerleistung von 0,75 PS erreichte. Als eigenes Produkt nannte Dieterle den Motor „Drei-Punkt“, bzw. in der späteren Typbezeichnung dann Type „BM“. Der Einbaumotor wurde ab Mai 1922 mit Dieterles patentrechtlich geschütztem „Auspuff-Injektor“ geliefert. Möglicherweise sollte durch diesen Injektor eine bessere Kühlung des Motors erreicht werden.

Ab 1922 wird der Motor auch mit einem eigenen Fahrwerk als „Drei-Punkt“-Motor-Rad angeboten, welches später als Motorrad-Typ „BMR“ bezeichnet wird. Neben der „Alba“-Motor-Kopie wird in diesem Zeitraum ein selbst entwickelter Dieterle-Motor beworben. Es ist dies ebenfalls ein 200 ccm starker seitengesteuerter Viertaktmotor, der allerdings zum Einbau in stehender Zylinderausrichtung konzipiert war und die gleichen Dimensionen für Hub und Bohrung aufwies wie der Alba-Motor. Angeblich leistete er 2,25 – 3 PS und wurde im weiteren Produktionsverlauf als Motor-Typ „CM“ bezeichnet. Vermutlich auf einem Dieterle Motorradmodell mit solch einem Motor erzielte Walter Dieterle bei der ADAC-Reichsfahrt im Juli 1923 in der Klasse II den 21. Platz in der Kategorie der Industriefahrer.

Für die Saison 1924 kam der Motor-Typ „HM“ hinzu. Dies war ein seitengesteuerter 3,5 – 4,5 PS Motor mit 250 ccm Hubraum. Vom Aufbau glich er dem „CM“ Motor, war aber mit einer größeren Bohrung von 67,4 mm ausgeführt und erhielt dadurch eine Steuerleistung von 0,96 PS. Die Produktpalette der angebotenen Ausführungen der Dieterle-Motorräder wurde um die neuen Typen DMR (200 ccm, vertikal stehender Zylinder), GMR (200 ccm, nach vorne geneigter Zylinder) und HMR (250 ccm) erweitert. Die entsprechenden Motorenvarianten wurden hier in ein Rohrrahmengestell verbaut, bei welchem am Vorderrad eine Kurzschwingengabel zur Abfederung angebracht war. Die Motorleistungen wurden über ein nachgeschaltetes Dreigang-Getriebe mittels Keilriemen an die Riemenfelge des Hinterrades übertragen.

Am 10. Dezember 1924 wird sodann die Firma „Dieterle Motorenwerk GmbH“ mit Firmensitz in Dessau in das Handelsregister eingetragen. Gegenstand der GmbH ist ebenso die Herstellung von Motoren, Motorrädern und sonstigen mit Motoren ausgestatteten Beförderungsmitteln und Maschinen und der Handel mit diesen. Geschäftsführer ist auch hier der Ingenieur Walter Dieterle aus Dessau. Das Stammkapital beträgt 70.000 Goldmark. Dieterle bringt in das neue Unternehmen die bisherige Firma „Dessauer Motoren-Werk Walter Dieterle“ mit allen Rechten und Fabrikationseinrichtungen und Lagervorräten zu einem Gesamtwert von 28.000 Goldmark ein.

Zur Saison 1925 entwickelte man neue Fahrgestelle. Diese waren als Doppelrahmen konstruiert. Die steuerfreie Ausführung mit dem 200 ccm Motor, welche bisher als „DMR“ bezeichnet wurde, wird nun als Typ „I/25“ angeboten. Aus der 250er Version, bisher als „HMR“, wurde der Typ „II/25“. Beide besaßen eine Pendelgabel mit zentraler Dämpfereinheit am Steuerkopf, ähnlich der Ardie-Minimax-Gabelausführung. Eine weitere Ausführung, die Type „III/25“, mit seitengesteuertem 350 ccm Dieterle-Motor ergänzte das Programm. Statt der Pendelgabel war dieses Modell mit einer Blattfedergabel konzipiert. Bei einer Bohrung von 72 mm und einem Hub von 85,9 mm und somit resultierenden 1,35 Steuer-PS, leistete der Motor 11 PS an der Bremse. Alle drei Motorradvarianten besaßen zur Leistungsübertragung ein Dreigang-Sturmey-Archer-Getriebe.

Noch Anfang August 1925 suchte das Motorenwerk im Westfälischen Raum über Annoncen drei Werkmeisterstellen für den Maschinensaal, den Rahmenbau und für die Motorradmontage mit geeigneten Fachkräften besetzen zu können. Die möglichen Bewerber sollten „wirklich saubere Arbeit“ vermittels der vorhandenen 50 Werkzeugmaschinen vorlegen können, „perfekt im Rohrbiegen, Löten, Schweißen und Emaillieren“ sein und ein gutes „Unterscheidungsvermögen für saubere Arbeit und Murks“ mitbringen und möglichst selbst Motorfahrer sein. Man legte also viel Wert auf Qualität und fachkundiger Erfahrung in der Fertigung.

Wirtschaftlich hatte das Unternehmen in dieser Zeit sicherlich sehr zu kämpfen und infolgedessen blieb das Konkursverfahren über die GmbH nicht aus, welches am 12. September 1925 eröffnet wurde. Einbaumotoren offerierte man noch bis 1928, eigene Motorräder wurden vermutlich nur noch eingeschränkt produziert. So verwendete beispielsweise die „Central-Werkstatt“ in Leipzig die Dieterle-Motoren zum Einbau in alte DKW-Motorräder. Des Weiteren bot die Firma „Motorrad- u. Fahrradfabrik C. Engelmann“ in Aken Rahmen, Dieterle-Motorradersatzteile wie auch komplette Motorräder im Zeitraum um 1927 für die interessierte Kundschaft an. Mit erfolgter Abhaltung des Schlusstermins wird das Konkursverfahren im Mai 1930 aufgehoben.

Nach dem Konkurs der „Dieterle Motorenwerk GmbH“ war Walter Dieterle zunächst als Prokurist in der 1926 gegründeten Firma „Joseph Wierzchowski“ tätig. Das Unternehmen handelte und vermietete Werkzeugmaschinen. Ab Juni 1930 war Dieterle Mitgesellschafter der Firma „Dr. Abesser & Co.“ in Leipzig, welche Verwaltungen aller Art sowie Beratungen und Spezialauskünfte und Gutachten für die Automobilindustrie als Dienstleistung offerierte. Im Oktober 1932 tritt er aus der Firma aus. Als einer der Geschäftsführer leitet Walter Dieterle ab Ende 1935 das neu gegründete Unternehmen „Feinstbearbeitungswerk für die Metallindustrie GmbH“ in Berlin, die sich aber bereits im September 1936 wieder auflöst.

 

(Zusammengestellt von: Helmut Kraus. April 2025)

Quellen:

(1)   Adressbuch Leipzig, 1921

(2)   Deutscher Reichsanzeiger, 1921-1922, 1925-1926, 1930, 1932, 1936, 1938

(3)   Der Motorwagen, 1922

(4)   Kölnische Zeitung, 1923

(5)   Der Motorfahrer, 1924

(6)   Berliner Börsen-Zeitung, 1925

(7)   Dresdner Nachrichten, 1925

(8)   Westfälische Zeitung, 1925

(9)   Auto-Markt, 1927


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