Cambra
Informationen zum Hersteller
Dr. Carl M. Brandt, Motoren-GmbH
Berlin W15, Uhlandstraße 46 (Juli 1922)
Berlin S14, Dresdener Straße 76 (1923 – ca. 1932)
Ein kleiner steuerfreier Viertakt-Motor war das Anfangsprodukt der am 25. Juli 1922 gegründeten Firma „Dr. Carl M. Brandt, Motoren-GmbH“ aus Berlin. Der 1,75 PS starke seitengesteuerte „Hochleistungs-Einbau-Motor“ wurde mit Markennamen „CAMBRA“ über die Firma des Ingenieurs Dr. Carl Magnus Brandt beworben, der nach Werbeangabe bereits seit 1908 im Leichtmotorenbau tätig war. So war es nicht verwunderlich, dass der Motor bereits über einen Leichtmetallkolben mit drei Kolbenringen verfügte und auf Kugellagern lief. Ausgelegt war der nach vorne geneigte Zylinder mit einer Bohrung von 59,5 mm und der Kolbenhub war mit 70 mm bestimmt, so dass man in Summe ca. 196 ccm Hubvolumen erzielte, was 0,745 Steuer-PS entsprach.
Den Markennamen „Cambra“ ließ sich Dr. Carl M. Brandt bereits Ende 1921 rechtlich schützen. Die Firma, die zunächst ihren Sitz in der Uhlandstraße hatte, leitet Brandt als Geschäftsführer zusammen mit dem Kaufmann Georg David und dem Kaufmann Kurt Glaser. Etwas später zieht man in die Dresdener Straße, von wo aus in Ergänzung zum Einbaumotor auch zulassungs- und steuerfreie Cambra-Leichtkrafträder angeboten werden. Hierzu verwendete man als Fahrgestell geschlossene Rohrrahmen mit einer gefederten Kurzschwinge zur Führung des Vorderrades. Als Vergaser war ein nach Zefan-System arbeitender Graetzin-Vergaser montiert. Folgende drei Versionen wurden angeboten:
- ohne Getriebe
- Modell „O“ - mit Getriebe, ohne Kickstarter
- Modell „K“ - mit Getriebe, mit Kickstarter
Man verwendete ein eigenes Cambra-Zweigang-Getriebe mit Korkscheibenkupplung. Der Antrieb des Hinterrades erfolgte jeweils über einen Keilriemen. Bei einem Gewicht von ca. 40 kg erreichte man mit diesem Zweirad Geschwindigkeiten von 60 km/h. Anschließende technische Verbesserungen in der Ventildimensionierung und eine Vergrößerung der Kühlflächen am Zylinder verbesserten die Leistung auf 2 PS. Von den Motoren werden nach Werbeabgaben monatlich etwa 500 Stück gefertigt.
Im Jahr 1925 präsentiert man neben dem 2 PS Leichtmotorrad ein stärkeres Modell mit 3 PS Leistung, welches auch parallel vom Motorradhersteller „Württembergia“ als „Modell B“ angeboten wurde. Die Ausführung war als steuerfreies Fahrzeug ausgelegt. So hatte der eingesetzte Cambra-Viertakt-Motor mit seitengesteuerten Ventilen ebenfalls 0,745 Steuer-PS, bzw. 195 ccm Hubvolumen. Der Zylinder des Motors war bei diesem Modell aber stehend ausgeführt. Auch war das eigene Cambra-Getriebe mit Kickstarter verbaut, mit dem die Motorleistung zum Hinterrad mittels Riemen übertragen wurde. Die Vorderradfederung erfolgte durch Einsatz einer Pendelgabel mit einer am Lenkkopf angebrachten vertikalen Blattfeder. Zum Jahr 1926 verringerte man den Hubraum auf ca. 175 ccm, der später im Laufe des Jahres 1928 zurück auf 198 ccm geändert wurde. Grund für diese Hubraumanpassungen waren die Wechsel der gesetzlichen Steuerfreiheitsgrenzen, an denen sich Brandt stets orientierte.
Die Übertragung der Geschäftsleitung an Louis Schnur führte nach 1928 vermutlich zur Einstellung der Motorradproduktion. Die Firma bestand wohl aber noch etwas länger.
(Zusammengestellt von: Helmut Kraus. November 2024)
Quellen:
(1) Adressbuch Berlin 1921-1932
(2) Deutscher Reichsanzeiger, 1921-1922
(3) Handelsregister Berlin, 1923-1931
(4) Typenschild 1,75 PS Motor
(5) Heßler, Buch „Der Motor des Kraftrades“, 1925
(6) Deutsche Allgemeine Zeitung, 1925
(7) Kleinauto und Kraftrad, 1925
(8) Motor und Sport, 1926, 1928
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