Busse
Informationen zum Hersteller
Busse-Kraftfahrzeuge, KG
Magdeburg (ca. 1922 – Januar 1924)
Busse-Werke AG für Kraftfahrzeug
Magdeburg (Januar 1924 – ca. 1925)
„Vom Verdrusse zum Genusse, kommst du – fährst Du – Busse“ und „Busse Krafträder genügen allen Ansprüchen!“ waren zwei markige Werbesprüche der „Busse Kraftfahrzeuge KG“ in Magdeburg, die ab dem Jahr 1922 hauptsächlich Leichtkrafträder anboten. Die ersten Modelle waren das Modell „A 22“ und das Modell „B 22“. Beide waren mit einem DKW-Zweitaktmotor ausgestattet, der bei einer Bohrung von 55 mm und einem Hub von 60 mm ein rechnerisches Hubvolumen von 143 ccm hatte, eine Steuerleistung von 0,817 PS aufwies und 2,5 PS an der Bremse abgab. Die Motorräder verfügten über keinen Kickstarter und es war auch keine Fußkurbel angebracht und mussten zum Starten deswegen angeschoben werden. Die Motorleistung wurde mittels eines Riemens an das Hinterrad weitergegeben, wobei auch die dort verwendete Klotzbremse auf diese Antriebsfelge wirkte. Zur Federung war am Vorderrad eine Pendelgabel verbaut. Der Unterschied zwischen den Modellen war die Ausführung des Fahrgestells. Bei der Version „A 22“ handelte es sich um einen einfachen Rohrrahmen, der horizontal verlaufende obere Rahmenrohre aufwies, während die Version „B 22“ einen schrägen Stahlrohrrahmenbau hatte. Durch den sich ergebenden äußerst tiefliegenden Schwerpunkt und den ganz besonders niedrigen Sitz des Fahrers war selbst bei schlechten Witterungs- und Straßenverhältnissen ein Schlingern oder Ausgleiten des Rades kaum möglich. Bevorzugt wurde diese Ausführung deswegen gerne von Damen. Auch eine spezielle Ausführung für Rennzwecke wurde angeboten. Nachdem 1923 die Steuergesetzgebung die Steuerpflicht für Zweiräder unterhalb der 0,75 Steuer-PS Grenze aufhob, hatte man bei Busse beide Modelle auch mit einem kleineren nur 0,675 Steuer-PS starken DKW-Zweitaktmotor angeboten. Dieser hatte 118 ccm Hubraum und eine Bremsleistung von 1,75 PS.
Im September 1923 wurde zudem das Modell „B 23“ präsentiert. Dieses hatte statt eines Zweitaktmotors einen obengesteuerten Viertakt-Einzylindermotor in Blockbauweise, bei dem also das Zweigang-Zahnradgetriebe im Motorengehäuse integriert war. Ein Kickstarter und eine Metallkonuskupplung war ebenso Bestandteil dieses Aggregats, das von der Augsburger Firma „August Paqué & Co.“ bezogen wurde. Die Zylinderabmessungen waren hier 54 mm Bohrung und 85 mm Hub, was ein Hubraumvolumen von 196 ccm ergab. Als Viertakter errechnete sich daraus 0,749 Steuer-PS und somit war man noch innerhalb der Steuerfreiheitsklasse und der Kunde konnte damit kostengünstig fahren. An der Bremse leistete dieser Motor 3 PS.
Die Firmeneigentümer entschieden sich im April 1924 das Unternehmen in eine Aktiengesellschaft umzufirmieren und den Firmennamen in „Busse-Werke AG für Kraftfahrzeuge“ zu ändern. Gegenstand des Unternehmens war der Betrieb von Fabrikations- und Handelsgeschäften jeder Art, insbesondere die Fortführung des unter der bisherigen Firma „Busse-Kraftfahrzeuge, KG“ betriebenen Geschäftsunternehmens. Der finale Gesellschaftsvertrag hierzu wurde am 31. Januar 1924 unterzeichnet. Mit dem Übergang in die AG wurde schließlich die Kommanditgesellschaft aus dem Handelsregister gelöscht. Sämtliche Aktien haben die Gründer der Gesellschaft übernommen, welche wie folgt angegeben sind:
- Die Busse-Kraftfahrzeuge KG (Magdeburg)
- Zivilingenieur Hermann Busse (Magdeburg)
- Kaufmann Willi Pieck (Magdeburg)
- Frau Elise Oppermann, geb. Müller (Magdeburg)
- Kaufmann Paul Müller (Magdeburg)
- Kaufmann Ernst Behrens (Hannover)
Als Vorstand der Aktiengesellschaft wurden der Zivilingenieur Hermann Busse und der Kaufmann Willi Pieck benannt.
Die „Busse-Werke AG“ präsentierten auf der Berliner Automobil Ausstellung Ende 1924 zwei neue Typen, die „B 24 D“ und die „B 25 M“.
Die Type „B 24 D“ mit 3 PS Leistung war eine wesentliche Verbesserung des bekannten Modells „B 22“, wobei weiterhin die bewährte schräge Stahlrohrkonstruktion des Rahmens beibehalten wurde. Besonderer Wert wurde auf eine stabile Herstellung des Rahmens gelegt und deswegen ist man von der bisherigen Rohrschweißung auf die wesentlich sichere Lötung übergegangen. Das Fahrgestell wurde hierzu in einigen Bereichen abgeändert und nun als geschlossener Rahmen ausgeführt, zudem wurde eine moderne Parallelogrammgabel mit Zentralfeder verwendet. Der Motor müsste ein 3 PS Zweitaktmotor Type Z Modell II von DKW gewesen sein, der einen Hubrauminhalt von 175 ccm aufweist, bei einer Bohrung von 59 mm und einem Hub von 64 mm und somit eine Steuerleistung von ca. 1,00 PS besitzt. Hiermit lassen sich bei einem geringen Brennstoffverbrauch Geschwindigkeiten der Maschine von bis zu 65 km/h erzielen.
Das zweite gezeigte Motorradmodell war die „B 25 M“. Hier wurde in das gleiche, bei der „B 24 D“ verwendete Fahrgestell ein etwas größerer 250 ccm Baumi-Einbaumotor montiert. Auch hier handelte es sich um einen Zweitaktmotor, der mit einer Bohrung von 65 mm und einem Hub von 75 mm eine Bremsleistung von 5,9 PS besaß. Über ein Dreigang-Getriebe, das vermutlich von der Nürnberger Firma Langguth bezogen wurde, übertrug ein Riemen die Antriebskraft auf das Hinterrad. Gebremst wurde immer noch etwas altbacken mittels Klotzbremsen.
Weiterhin haben die Busse-Werke AG noch einen Dreirad-Transport-Lieferwagen angeboten, der eine Traglast bis zu 5 Zentnern befördern konnte. Dieses Fahrzeug wurde mit steuerfreiem Motor und mit dem schwereren Motor für Überlandfahrten geliefert.
In Rennen sah man Busse Motorräder eher selten. Beim ADAC-Motorradrennen im Berliner Stadion am 08. Juli 1923 siegte der Fahrer Ahrens aus Magdeburg auf einer Busse in der Klasse bis 150 ccm Hubraum. Weiterhin ist noch der Rennfahrer Ceyer aus Dortmund zu nennen, der 1924 im Raum Münster bei Rennen sehr gute Podestplätze auf Busse Maschinen erreichte und auch bei einigen lokalen Rennen um Magdeburg waren Busse-Maschinen erfolgreich beteiligt.
Es ist davon auszugehen, dass die Firma „Busse-Werke AG für Kraftfahrzeuge“ ihre Geschäfte im Laufe des Jahres 1925 aufgab. Das Unternehmen wurde einige Zeit später, im Juni 1934, von Amts wegen aus dem Handelsregister gelöscht.
(Zusammengestellt von: Helmut Kraus. August 2024)
Quellen:
(1) Deutscher Reichsanzeiger, 1924, 1934
(2) Illustrierte Motorzeitung, 1923
(3) DKW-Einbaumotor-Angaben
(4) Berliner Börsen-Zeitung, 1924
(5) Deutsche Allgemeine Zeitung, 1923
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