BAM
Informationen zum Hersteller
Berlin-Aachener Motoren-Werk GmbH
Berlin NW87, Kaiserin Augusta-Allee 14-24 (Oktober 1933 – ca. 1936)
Berlin-Aachener Motoren-Werk GmbH Zweigniederlassung Werk Aachen
Aachen, Krefelder Straße (Dezember 1933 – ca. 1938)
Seit ca. 1929 unterhielt die belgische Firma Fabrique Nationale (F.N.) ein Fertigungswerk im deutschen Aachen, an der Grenze zu Belgien. Diese „F.N. Motoren GmbH Zweigniederlassung Werk Aachen“ produzierte dort Motorräder.
F.N. fertigte beliebte Motorräder, die als robust und zuverlässig galten und zudem preisgünstig waren. So waren diese Maschinen auch sehr präsent in Deutschland, vor allem in der Reichshauptstadt Berlin, wo ab 1927 der Hauptvertrieb für Deutschland als „F.N. Motoren-GmbH“ seinen Sitz hatte.
Nachdem mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 die Handelsbeziehungen zu den meisten Nachbarländern radikal geändert und Importe stark limitiert wurden, änderte man zunächst die Berliner Verkaufszentrale und Direktion in ein deutsches Unternehmen. Es hieß, der „ausländische Einfluss ist restlos beseitigt worden“. Die Firma bekam zum 05. Oktober 1933 einen neuen Namen als „Berlin-Aachener Motoren-Werk GmbH“. Die neue GmbH übernimmt das Motorradwerk in Aachen und gibt auch ihm den Namen „Berlin-Aachener Motoren-Werk GmbH Zweigniederlassung Werk Aachen“. Die ausgezeichneten F.N. Konstruktionen werden dort als neue Marke „B.A.M.“ unter der Lizenz von F.N. hergestellt. Auch Fahrräder werden unter dieser Marke produziert.
Nach Katalog für 1934 hatte man die Auswahl unter folgenden BAM-Motorradtypen:
- Modell 200 ccm „Standard“ (auch als „Luxus“ lieferbar)
- Modell 350 ccm „Standard“
- Modell 350 ccm Luxus „A“
- Modell 500 ccm Luxus „A“
- Modell 500 ccm Sport M 67 D
- Modell 500 ccm Supersport M 86
Es sind dies die Modelle des F.N.-Programms von 1933, ergänzt um das Supersport Modell M 86.
Die kleine Type mit 200 ccm war eine steuerfreie Version, die einen englischen Villiers-Zweitakt-Doppelport-Motor verbaut hatte. Bei einer Bohrung von 61 mm und einem Hub von 67 mm konnte man mit einem Hubraum von 196 ccm und einem Gewicht von ca. 105 kg eine maximale Geschwindigkeit von 73 km/h erreichen, dabei wurde die Motorleistung mittels Ketten über ein englisches Albion-Dreigang-Getriebe an das Hinterrad übertragen. Erhalten konnte man das Modell auch in einer Luxus-Ausführung.
Die mittlere Hubraumklasse von 350 ccm umfasste zwei Motorräderausführungen mit einem Einzylinder-Viertakt-Blockmotor, der seitlich stehende, verkapselte Ventile aufwies. Bei einer Bohrung von 74 mm und einem Hub von 80,5 mm konnte eine Bremsleistung von ca. 9 PS abgegeben werden. In diesem Blockmotor war ein Dreigang-Getriebe integriert. Mit dem als ungewöhnlich sparsam beworbenen Motor war damit eine Fahrgeschwindigkeit von 95 bis 100 km/h möglich. Die als Luxus „A“ angebotene Ausführung unterschied sich von der „Standard“ Ausführung unter anderem in der Verwendung von Aluminium-Kolben, einem etwas größeren, verchromten Satteltank, verchromten Auspufftöpfen und anderen nützlichen Details.
Das Halbliter-Modell Luxus „A“ war die größere Schwester der 350 ccm Luxus „A“. Hier wurde ein Motor mit 495 ccm Hubrauminhalt verwendet, der mit einer Bohrung von 85 mm und einem Kolbenhub von 87 mm ausgelegt war. Die Ventile waren auch hier seitlich stehend angeordnet.
Im Gegensatz dazu war das Halbliter-Modell „Sport M 67 D“ mit oben liegenden Ventilen konstruiert und erreichte bei einer Bohrung von 85 mm und einem Hub von 87 mm eine Bremsleistung von ca. 16 PS. Mit einem Gewicht von etwa 140 kg war eine maximale Fahrgeschwindigkeit von 110 bis 120 km/h möglich. Es gab diese Version als Komfort- wie auch als Sport-Modell. Diese unterschieden sich unter anderem in der Art der Bereifung.
Leistungsstärkstes Motorrad im Angebot war die „500 ccm Supersport M 86“. Mit 99 mm war sie langhubiger ausgelegt als die M 67 und im Zusammenspiel mit einer Bohrung von 80 mm und einem Kolben aus Spezial-Aluminium-Legierung erreichte sie etwa 130 km/h bei einem Gewicht von etwa 173 kg. Dieses Modell wurde allerdings nur 1934 offeriert.
Nach Gesellschafterbeschluss vom 22. Januar 1935 wurde der Firmensitz von Berlin nach Aachen verlegt.
Die Produktion bestand mindestens bis 1936, wurde aber etwas später eingestellt. Formell existierte die Firma vermutlich noch bis 1938.
(Zusammengestellt von: Helmut Kraus. November 2024)
Quellen:
(1) Adressbuch Berlin, 1935
(2) Adressbuch Aachen, 1928, 1930-1931, 1935
(3) Deutscher Reichsanzeiger, 1936, 1935, 1938
(4) Motor und Sport, 1934
(5) Der neue Tag, 1936
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