Atlantis
Informationen zum Hersteller
Motoren- und Fahrzeug-Werk Paul Arthur Kreutzer
Kiel, Beselerallee 69a (1927 - 1931)
Relativ spät fing der Kaufmann Paul Arthur Kreutzer mit dem Motorradbau der Marke „Atlantis“ an. Eingetragen in das Handelsregister wurde das zugehörige Unternehmen „Motoren- und Fahrzeug-Werk Paul Arthur Kreutzer“ am 04. Februar 1927 durch Umfirmierung aus dem Kieler „Motoren- und Fahrzeug-Werk Kreutzer & Schlüter“, welches vermutlich im Jahr 1925 gegründet wurde.
Das erste präsentierte Motorradmodell hatte einen eigenen Zweitaktmotor von 344,6 ccm Hubvolumen, ein Hurth-Dreiganggetriebe, einen stabilen Doppelrohrrahmen, eine kräftige, nach dem Parallelogrammsystem gebaute und mit Reibungsstoßdämpfern ausgerüstete Vordergabel, sowie Vorder- und Hinterrad-Innenbackenbremsen. Die Kraftübertragung erfolgte durch zwei Ketten. Aufbau der Maschine, Gewichtsverteilung und die geringe Sattelhöhe von 67 cm verbürgten alle guten Fahreigenschaften, die man sowohl in der Geraden bei größerer Geschwindigkeit als auch in Kurven und bergigem Gelände von einer Gebrauchsmaschine fordern konnte. Bezeichnet wurde das 7 PS leistende Tourenmodell mit „E 350“, das im Jahr 1927 etwa 1090.- Reichsmark kostete. Neben dieser Ausführung wurde auch noch ein 8 PS starkes Sportmodell mit 400 ccm Hubraum für 1250.- Reichsmark angeboten.
Für die Saison 1928 kündigt man ein neues Sportmodell mit einem 350 ccm MAG-Viertakt-Einbaumotor an, wie auch zwei schwere Gebrauchstypen, die eine als Type „E 500“ mit 14 PS Leistung aus einem 500 ccm Einzylindermotor sowie die Type „Z 750“ mit einem 17 PS starken Zweizylinder-Motor und 750 ccm Hubraum. Für beide Typen werden ebenfalls MAG Motoren verwendet. Ob die Ausführung mit dem 350 ccm MAG-Motor wirklich gebaut wurde, ist ungewiss. Neben der oben genannten 350 ccm Zweitakt-Ausführung und den beiden bereits beschriebenen schweren Modellen waren für 1928 noch eine Version mit einem 600 ccm Einzylinder-Viertaktmotor für 1320.- RM und eine Version mit Zweizylindermotor, 1000 ccm Hubrauminhalt und 22 PS Leistung als Type „Z 1000“ für 1650.- RM in den Preislisten angegeben. Leider findet man hier keine Angabe, welcher Hersteller diese Motoren lieferte. Der 350 ccm Zweitakter, die 500er, die 750er und die 1000er Maschinen werden bis in den Herbst 1930 angeboten.
Ab März 1929 wird ein neues Tourenmodell beworben. Als „Atlantis 500“ war dieses Motorrad ausgestattet mit dem obengesteuerten 20 PS Küchen-Dreiventil-Doppelauspuff-Motor und sollte damit eine maximale Fahrgeschwindigkeit von 125 km/h erreichen. Einschließlich Steckachsen, Stoßdämpfer, Benzinuhr, Tiefbettfelgen mit Ballonbereifung und komplettem Werkzeug war das Modell 1929 für 1195.- Reichsmark zu haben. Auf den stabilen Doppelrohrrahmen gewährte die Firma fünf Jahre Garantie.
Nach einer Meldung in der ADAC Motorwelt vom Januar 1930 war neben der Tourenversion mit dem erwähnten Küchen-Motor auch eine Sportversion mit einem etwas stärkerem Küchen-Motor erhältlich. Weiterhin erweckte das gleichzeitig angekündigte „Rennsport“-Modell in der Fachwelt besonderes Interesse. Bei dieser Sportmaschine verwendete man den 26 PS ohv-Blackburne-Motor mit Doppelauspuff.
Die große 1000er Zweizylinder Atlantis erhielt 1931 noch einen stärkeren Motor mit 38 PS. Im folgenden Jahr war dann nichts mehr von den Atlantis Motorrädern aus dem Norden Deutschlands in den Preislisten der Fachmagazine zu finden.
(Zusammengestellt von: Helmut Kraus. August 2024)
Quellen:
(1) Deutscher Reichsanzeiger, 1927
(2) Adressbuch Kiel, 1927, 1930
(3) Motor und Sport, 1927-1928, 1930
(4) Der Motorrad-Markt, 1927
(5) Das Motorrad, 1928
(6) ADAC Motorwelt, 1930
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